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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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Partner verpetzen?«
    »Wenn du's meinem nicht sagst«, erwiderte ich und dachte an unsere morgendliche Unterhaltung. Keine voreiligen Schlüsse. Es sind nicht alle wie du.
    Henry lachte, so herzhaft, daß die anderen Leute im Aufzug auch lächelten, ihn sofort in ihr Herz schlossen und sich von seinem Charme und seiner Zuverlässigkeit gefangennehmen ließen. »Ich habe eine … private Verabredung. Du auch?«
    Er verzieh mir; er gab mir zu erkennen, daß der Auftritt von heute früh vergessen war. Dankbar erwiderte ich: »Ja.« Er klopfte mir auf die Schulter, als wir den Lift verließen.
    Draußen winkte er den Taxis, gleichgültig, ob sie besetzt waren oder nicht. Wiederum war ich versucht, ihm alles zu sagen, ihn zurückzuhalten, ihn in eine Bar um die Ecke mitzunehmen und mir die ganze Wahrheit von der Seele zu reden, mich zu erleichtern.
    Henry murmelte: »Immer nur eine Gesellschaft hat ihre Wagen auf der Straße, jetzt in der Hauptverkehrszeit. Besetzt GmbH. Davon müßte man Aktien haben.« Dann drehte er sich zu mir um. »Was hörst du von Lydia?«
    Die Frage, so natürlich wie die Hitze und so normal wie der Verkehrslärm, ließ mich zusammenfahren. »Ihrer Mutter geht es nicht besser und nicht schlechter.«
    »Ich habe mich nicht nach ihrer Mutter erkundigt. Lieber Gott, ich erinnere mich an den Eiszapfen. Nicht einmal bei der Hochzeit ihrer Tochter ist sie aufgetaut. Wie geht's Lydia selbst?«
    Worauf wollte er hinaus? Was sollte das bedeuten?
    »Du meinst gesundheitlich? Lydia ist nie krank.«
    Er hörte auf zu winken. Sein gegerbtes Gesicht blickte auf mich herab, erstaunt und gleichzeitig belustigt. »Adam, spiel nicht den wilden Mann. Das steht dir nicht. Bis du mir wegen irgend etwas böse?«
    Ein Taxi fuhr an den Bürgersteig und hielt. Ich wandte mich ab und marschierte los. Dämlich. Dumm! Weshalb bist du jetzt wütend? Ich hörte hinter mir das Zuschlagen einer Wagentür und sah im Vorbeifahren Henrys Gesicht, das mich durch das Rückfenster betrachtete. Unvermittelt wußte ich – und der Gedanke überfiel mich aus heiterem Himmel –, warum ich mich Henry nicht anvertraut hatte. Weder heute morgen noch jetzt. Ich konnte es ihm nicht sagen. Niemals. Mir fiel ein, was er im Champagnerrausch bei unserer Hochzeit in London gesagt hatte. Wenn ich daran denke, daß ich euch zwei bekannt gemacht habe. Du Glückspilz. Ich sollte dich hassen. Nun war alles völlig klar. Natürlich! Auf irgendeiner Ebene meines Unterbewußtseins mußte ich es immer schon geahnt haben. Was hatte Lydia gesagt? Erst heute früh war es mir durch den Kopf geschossen. Henry gehört zu den Männern, die immer das haben wollen, was sie nicht haben, und die mit dem, was sie haben, nie zufrieden sind. Lydia hatte es auch erkannt – schon damals. Warum aber hatte sie nie offen mit mir darüber gesprochen? Weiter auf der grellen Straße. Die Sonne brütete. Auspuffgestank. Gesichter. Gesichter. Der ganze Körper in Schweiß gebadet.
    Du lieber Gott, ich habe Charlene mehr Lebenserfahrung zugetraut. Man stelle sich vor, wegen so etwas eine Scheidung zu verlangen. Begreift sie nicht, daß so etwas für einen Mann nicht mehr bedeutet als eine Dusche nehmen? Männer sind doch von Natur aus polygam. Der Kommentar einer Freundin von Charlene.
    Traf das auf Henry zu? Von Natur aus?
    Rote Ampel. Warten. Körper um mich herum. Gesprächsfetzen. Gehen. Frauenbeine. Mädchenbeine. Körper, die sich unter Sommerkleidern bewegen. Ist mir früher kaum aufgefallen.
    Du bist nicht in der Verfassung, Squash zu spielen. Aber besser als die Wohnung. Besser als Wilbys Stimme, seine Launen und seine verrückten, ausgefallenen Ideen. Sind sie das wirklich? Ausgefallen vielleicht, aber verrückt? Lieber Squash als Jenny, was wird Jenny –
    Mehr Haß als Liebe, Lydia. Versteh bitte. Nicht Liebe. Verachtung, Zorn. Bitte, versuch, es zu begreifen. Nur dieses Mal, nur dieses Mal in zwanzig Jahren – und aus Haß, dem Gegenteil von Liebe. Lydia, bitte …
    Als ich endlich den Umkleideraum erreichte – war ich zu Roger im Empfang höflich gewesen? Wie hatte ich ihn begrüßt? – verschanzte ich mich in einer Telephonzelle und wählte die Nummer der Wohnung. Es läutete mit regelmäßig unterbrochener Dringlichkeit, und jedes Klingeln vibrierte in meinen Nerven. Sie lassen das Telephon klingeln, wenn ich nicht da bin. Richtete sich Wilby nach meinen Anweisungen – Du tust wie mein Bruder, was Mann? Aber mich kommandiert niemand herum –, oder

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