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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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aus.«
    Sie zögerte einen Moment und fragte dann: »Ehrenwort?«
    »Ehrenwort«, versprach ich und wandte mich abwartend zu Wilby um. Er wartete ebenfalls, starr und mit ausdrucksloser Miene. Dann setzte er die Brille wieder auf.
    »Wilby –«
    »Ich kann Gedanken lesen, Paps –«
    »Sie hatten recht. Ich war bei der Polizei.«
    »Wußte ich, Mann. Hab' meine Quellen. Deine Sekretärin da –«
    Phoebe? Ich konnte es nicht glauben. Unfaßlich! Aber jetzt mußte ich etwas anderes herausbekommen, ein für allemal.
    »Ich habe etwas ausgemacht mit der Polizei –«
    »Bestochen hast du sie wahrscheinlich.«
    »Wilby –« Ein ängstliches Wimmern von Jenny.
    Wilby brachte sie mit einer wegwerfenden Geste zum Schweigen.
    »Und zwar folgendes: Wenn ihr beiden Hübschen morgen um drei Uhr nachmittags noch hier seid, dann werdet ihr gegriffen.«
    »Wilby«, jammerte Jenny, »du hast versprochen –«
    »Schnauze. Red weiter, Casanova. 'raus mit der Sprache.«
    »Das ist alles. Drei Uhr.«
    »Du weißt doch, daß wir um drei 'nen Termin haben, Paps. Arzt-Arzt. Ich hab's dir doch zugesagt, oder?«
    »Das haben Sie zwar«, entgegnete ich, »aber Jenny hat sich gerade mit mir für morgen abend verabredet.«
    Er wippte auf den Ballen.
    »Ich gehe nicht ins Gefängnis«, warnte Jenny.
    »Stimmt, das wirste nich. Weil Paps sich seine eigene Grube gräbt.«
    »Warum fürchtest du dich so, Jenny«, nagelte ich sie fest, »wenn du sowieso nicht hier sein wirst?«
    »Weiß ich auch nicht.«
    »Du weißt es sehr gut.« Ich beachtete Wilby nicht weiter, sondern konzentrierte mich ganz auf sie. »Die Kriminalbeamten werden euch auf den Rücksitz eines Wagens verfrachten, und zwar so schnell, daß es der Portier kaum merkt – und dann bringen sie euch quer durch die Stadt in ein fremdes Polizeirevier –«
    »Nur so weiter, Paps –«
    »Keine Reporter, keine Anwälte. Und ich werde nicht vorhanden sein.«
    »Adam, du läßt sie nicht –« Jenny kamen fast die Tränen, sie wich vor mir zurück.
    »Und –« ich wandte mich an Wilby – »Sie werden zwar einen Anwalt bekommen, weil das Gesetz es vorschreibt aber erst, wenn man euch beide in einem schalldichten Hinterzimmer fertiggemacht hat.«
    »Oh, du lieber Gott, Wilby!«
    »Das hab' ich schon hinter mir. Das is mir nichts Neues. Und weißte was? Mir hat's gefallen.«
    Das verschlug mir die Sprache. Außerdem stimmte es wahrscheinlich sogar. Unmöglich, vorauszusagen oder sich auch nur vorzustellen, was in diesem kranken Geist vorging.
    Wilby kicherte.
    Ich wandte mich ab. An der Bar goß ich mir mit zitternden Händen einen frischen Whisky ein.
    »Jenny wird es gewiß nicht gefallen, nicht wahr, Jenny?«
    Sie stieß einen erstickten Schrei aus, Wilby sprang auf die Füße. »Laß Jenny in Frie –«
    »Morgen nachmittag um drei Uhr«, unterbrach ich ihn, wußte aber zugleich, daß mein Versuch gescheitert war.
    Jenny weinte, den Kopf an die hochgezogenen Knie geschmiegt; ihre Haare hingen bis auf den Boden herab.
    »Vielleicht sind wir noch da, Paps. Vielleicht auch nicht. Kannst dir bis morgen den Kopf zerbrechen.«
    Nun packte mich wieder die Wut, wilde Raserei. Ich goß den Whisky in mich hinein, spürte ihn brennen. Dann setzte ich das Glas ab und bückte mich – wenn ich nur dieses dumme Zittern unterdrücken könnte! –, um eine volle Flasche aus dem Fach zu holen. Mit der Flasche in der Hand ging ich zur Treppe. Wilby ließ mich nicht aus den Augen. Ich schleifte meine Füße. Jenny schluchzte jetzt lautlos, ihre Schultern zuckten. Ich schaffte die Treppe.
    Auf der Galerie angelangt, verwandelte sich meine Wut in Eiseskälte. Sie jagte mir Angst ein. Ich zögerte. Plötzlich bibberte ich am ganzen Leib.
    »Jenny«, sagte ich und sah, wie sie den Kopf hob. »Jenny, ich kann dich davor bewahren.«
    »Paps, ich hab' dich gewarnt!«
    »Ich kann dich davor bewahren, wenn keine Abtreibung stattfindet.« Das brachte Wilby auf die Beine, was mich nicht überraschte; ich hatte geradezu darauf gehofft.
    »Laß Jenny in Frieden, du. Wie oft soll ich –«
    Er stürmte die Treppe herauf.
    Ich hörte Jenny rufen: »Wie kannst du –«
    Doch Wilby war schon ganz nahe, eine Stufe unter mir. Ich nahm die Flasche in die rechte Hand, packte sie am Hals wie eine Keule und hielt mich mit der anderen Hand am Geländer fest. Wohl wissend, daß es meine letzte Kraft kostete, sagte ich: »Kommen Sie nur näher, Wilby, ich trete Ihnen ins Gesicht und schlage Sie mit der Flasche

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