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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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    Wissen Sie es?«
    Er setzte die Brille ab. Alle Verschlagenheit war aus seinen blauen, starren Augen gewichen. In diesem Moment gab er – gaben wir beide – wortlos zu, daß wir das gleiche Ziel verfolgten: den anderen zu brechen. Stärker als gestern hatte ich den Eindruck, daß Geld, daß sogar Jenny von zweitrangiger Bedeutung für seine Handlungen und Absichten waren.
    »Er macht mich schon den ganzen Tag verrückt«, klagte Jenny. »Bring ihn zur Vernunft, Adam.«
    »Hören Sie auf, Jenny verrückt zu machen«, sagte ich.
    Wilby nickte. Er lächelte sogar etwas verloren, als er sich nach unten in Bewegung setzte. »Ganz, wie du willst, Casanova. Bist hier der Chef.«
    »Danke, Liebling!« Jenny war plötzlich neben mir, hauchte einen Kuß auf meine Wange und strich an mir vorbei nach oben, wobei mich ihre Brust berührte.
    »Nur 'n Tip, Mann«, sagte Wilby. »Ich weiß, wo du heute warst.« Er lachte schnaubend. »Haste 'ne Abmachung getroffen?«
    »Wo denn?« Mein Ton war gelassen, aber ich mußte sofort an Stanley Ephron denken.
    »Bullen, Paps. Ein bekannter Mann wie du. Respektsperson. Was haste ihnen bezahlt?«
    »Weit weniger als dreitausend Dollar«, log ich und fragte mich, ob ich nicht auf der falschen Spur war.
    »Hör mal! Wenn die das Telephon anzapfen, hier abhören, uns beschatten oder verhaften – dann weißte ja, was passiert.«
    »Ja«, antwortete ich, »und es hängt mir langsam zum Hals heraus. Jetzt entschuldigen Sie mich. Ich bin müde und gehe ins Bett.«
    Ich stand bereits auf halber Treppe, als sich die Tür des Gästezimmers öffnete und Jenny erschien. Sie trug ein weißes Kleid, kurz, aber nicht so kurz wie das, was sie ausgezogen hatte, mit roten Streifen und breiten schwarzen Linien in einem geometrischen Mondrian-Muster. Sie blieb stehen.
    »Ist das nicht Klasse, Adam? Oh, Liebling, ist es nicht maximal?«
    Ich starrte sie an und wehrte mich gegen die Versuchung, die mich unwillkürlich beim Gedanken an die widerwärtigen Verzückungen der vergangenen Nacht packte. »Klasse was?«
    Enttäuschung überschattete ihr Gesicht; ihre Stimme verlor den Glanz: »Es gefällt dir nicht.«
    »Doch«, entgegnete ich, »aber bis zum Karneval ist es noch lange hin.«
    Wilby jaulte vor Vergnügen.
    Jenny war bestürzt und fuhr sich mit einer kindlichen Gebärde über das Gesicht.
    »Es ist der letzte Schrei. Warte!«
    Sie enteilte ins Gästezimmer.
    Der Teufel sollte mich holen, wenn ich wartete! Ich stieg die Stufen hinauf, mit verkrampften und schmerzenden Beinen, und konnte mir nicht die bitteren Erinnerungen an die vergangene Nacht aus dem Kopf schlagen – mein perverses, grausames Vergnügen, als ich ihr das Negligé vom Leib gerissen hatte.
    Als ich auf der Galerie angelangt war, stand sie wieder vor mir, ein Kleid in der Hand, während sie mit der anderen einen Reißverschluß aufzog. Ich vernahm das Geräusch, sah das Kleid zu Boden sinken. »Das wird dir gefallen, Liebling.«
    Mit einer Hand hielt ich mich am Geländer fest; ich war mir nicht nur ihres Körpers bewußt, sondern auch Wilbys lauerndem Blick von unten. Ich setzte mich unter Aufbietung aller Willenskräfte in Bewegung, leicht stolpernd nach unten, da ich nicht an ihr vorbeikam. Wilby stieß einen Jubelschrei aus; er saß mit gekreuzten Beinen in Yogahaltung auf dem Cocktailtisch.
    »Trink einen, Paps. Genieß die Modenschau. Hast dafür bezahlt, nu laß dir den Spaß nicht entgehen.«
    Mit dem Rücken zur Treppe sagte ich zu Wilby: »Diebstahl.«
    Er schaute mich verachtungsvoll an. »Haben die Kreditkarten von deiner Engländerin gar nicht gebraucht. Nicht, wenn die Einkäufe an die gleiche Adresse geliefert werden wie die Rechnung. Und, Junge, deine Adresse ist goldrichtig! Niemand hat Fragen gestellt, also auch kein Diebstahl.«
    Ich ging zur Bar.
    »Mix mir 'nen Old-fashioned, Paps!«
    Ich bebte wieder am ganzen Leib. »Mixen Sie ihn sich selbst!« Als ich mir eingoß, klirrte es. Meine Hand zitterte, als hätte ich einen Schlaganfall gehabt. Es wurde ein starker Drink.
    »Adam –« Ich vernahm ihre Schritte auf der Treppe. »Liebling –«
    Ich nahm einen tiefen Schluck und blickte auf. Sie stolzierte durch das Zimmer, den Kopf kühl und arrogant erhoben, eine Hand in die Hüfte gestemmt: die Karikatur eines Mannequins, durch ihren kindlichen Ernst noch absurder. Mir war zum Lachen zumute, ich fühlte mich erleichtert. Sie drehte sich um und kam zurück.
    »Na, Adam, Liebling?«
    »Ich

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