Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
Vom Netzwerk:
stellte mein Glas auf der Bar ab.
    »Ich weiß. Ich muß Sie um Verzeihung bitten, aber ich bin so aufgeregt, wo doch morgen die Verhandlung ist, und die Ärzte … Jemand in Ihrem Büro, ich glaube Mr. Gray, sagte, wir sollten vor Gericht nicht erscheinen, aber –«
    Jetzt war der Groschen bei mir gefallen. Die Sache Corbin. Der Wagen war bei einer Gesellschaft aus dem Mittelwesten versichert, die wir gelegentlich vertraten. Unbedeutender Unfall, Mrs. Corbin fuhr, wahrscheinlich Nachlässigkeit, kaum ein Schaden, nur die Mitfahrerin, eine Mrs. Sloane, führte Klage, weil sie angeblich verletzt worden war.
    »Nehmen Sie Platz, Mr. Corbin.« Würde Wilby das glauben oder seine eigenen, übereilten Schlußfolgerungen ziehen? »Haben Sie neue Informationen, die ich vor der Verhandlung morgen wissen sollte?«
    »Informationen?« Er saß stocksteif da, den Hut auf einem Knie. »Eigentlich nicht. Aber ich wollte etwas klarstellen, um meines Seelenfriedens willen. Ich gestehe ehrlich, daß ich seit Nächten kein Auge zutun kann. Mrs. Sloane Lucy … unsere Nachbarin, wir sind mit ihr befreundet – das heißt, wir waren es. Meine Frau hat ihr den Gefallen getan, weil sie nur den einen Wagen haben und Harold … Mr. Sloane, damit zur Arbeit fährt. Und jetzt stellt sie diese lächerliche Schadenersatzforderung. Meine Frau war ihr gefällig, hat sie kostenlos mitgenommen.«
    Nun war ich überzeugt: Er kannte sich in dem Fall zu gut aus, seine Fassungslosigkeit war echt – so verhielt sich kein Kriminalpolizist.
    »Mr. Corbin, ich zweifle nicht daran. Vor Gericht sieht so etwas aber immer anders aus. Wir besitzen schon die Gutachten von zwei Ärzten, die beide der Ansicht sind, daß Mrs. Sloanes Verletzung – falls überhaupt eine vorliegt – nicht halb so ernst ist, wie sie behauptet.«
    »Das ist es nicht … eigentlich. Meine Frau hat mir gesagt, daß Sie oder Mr. Gray erklärt hätten, es wäre nichts dagegen einzuwenden, daß Lucy … daß Mrs. Sloane auf hunderttausend klagt, auch wenn wir nur bis zehntausend versichert sind.«
    »Sicher hat Mr. Gray nicht gemeint, das wäre moralisch zu vertreten, aber der Geschädigte hat das Recht, Schadenersatz in der Höhe zu fordern, die er für gerechtfertigt hält.«
    »Das … meine ich auch nicht. Das versteh' ich. Nur – stimmt es, daß weder Sie noch meine Frau noch irgendwer den Geschworenen sagen dürfen, bis zu welcher Höhe wir haftpflichtversichert sind?«
    »Ganz recht, so bestimmt es das Gesetz.«
    Das Wasser oben wurde abgedreht. Ich warte! Wie oft heute nacht, Sam?
    Mr. Corbin murmelte tiefbekümmert: »Aber das ist doch ungerecht!« In dem Bewußtsein, daß Wilby zuhörte, sagte ich: »Mr. Corbin, bestimmte Vorschriften mögen Ihnen in einem bestimmten Fall ungerecht erscheinen. Aber das Gesetz ist sehr komplex, ein unvollständiges System, wenn Sie wollen, gewiß nicht perfekt –« Professor Kantors Vorlesung. Ich warf einen Seitenblick auf die Galerie: Jeden Augenblick konnte sie rufen, herauskommen, angezogen oder nackt – »Es gibt keine absolute Gerechtigkeit, nur die Möglichkeit, sich ihr zu nähern. Die meiste Gerechtigkeit für die meisten Leute in den meisten Fällen. Verstehen Sie?« Meine Stimme überschlug sich fast. »Ich kann Ihnen versichern, daß wir versuchen werden, Ihren Fall zu gewinnen, und daß es uns wahrscheinlich gelingt. Sind Sie mit dieser Antwort zufrieden?«
    »Nu-un, ja und nein. Was passiert, wenn meine Frau sich verplappert und sagt, wie hoch wir versichert sind?«
    »Der Richter würde die Verhandlung für ungültig erklären, und wir müßten noch einmal von vorn anfangen.«
    »Das ist einfach ungerecht.«
    »Ungerecht?« Wilbys Stimme – nicht Jennys; Wilbys! »Aber was ist schon gerecht in dieser besten aller Welten?« Lässig lehnte er am Türrahmen der Bibliothek. »Wissen Sie, Mr. Corbin, diese Gesetze werden zugunsten der Versicherungsgesellschaften gemacht. Wenn die Geschworenen erführen, wie hoch jemand versichert ist, würden die Gesellschaften mehr zahlen müssen.« Er schlenderte herein, eine Hand affektiert in die Hüfte gestemmt, und säuselte honigsüß daher. »Diese reizenden Großunternehmen gehen kein Risiko ein, sie kaufen sich Lobbyisten und bringen solche Gesetze wie diese durch. Weil sich dann mehr Leute höher versichern lassen, nicht niedriger, kapito, Adam-Baby? Das ist ein Spiel: Gewaltenteilung, Freiheit, Gleichheit und zum Teufel mit dem Staatsbürger!«
    Mr. Corbin starrte ihn

Weitere Kostenlose Bücher