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Sonntags bei Tiffany

Sonntags bei Tiffany

Titel: Sonntags bei Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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Satz, den er, wie ich mir sicher war, gespürt haben musste. Jetzt war ich innerlich nicht nur angeschlagen, sondern ruiniert.
    In meinem ganzen Leben hatte ich so etwas noch nicht gefühlt, auch nicht annähernd. Schließlich ließen wir wieder voneinander ab. Ich blickte zu ihm auf, schnappte nach Luft und wollte sagen …
    Doch wir küssten uns wieder. Ich war mir nicht sicher, wer damit angefangen hatte, sondern wusste nur, dass Michael mein Gesicht in seinen Händen hielt. Dann hielt er mich ganz, ganz fest, so wie ich es liebte. Wir rückten ein Stück voneinander ab, aber nur, um uns gleich wieder zu küssen. Wie gerne wäre ich noch länger so verharrt, sagen wir, vielleicht für den Rest meines Lebens. Auch mein Schwindelgefühl sollte nicht aufhören. Nie.

NEUNUNDVIERZIG
    A ls ich von meinem »Rendezvous« mit Michael – für mich war es eindeutig ein Rendezvous – nach Hause kam, hatte ich keine Gelegenheit, das Geschehene zu verarbeiten, weil jemand in meiner Wohnung war.
    Das Licht im Flur, das Deckenlicht in der Küche und mindestens eine Lampe im Wohnzimmer brannten.
    Mir kam ein wahnsinniger Gedanke: War es Michael? Wer weiß, vielleicht konnte er einfach irgendwo erscheinen.
    Oder war es Hugh, weil er noch den Schlüssel hatte?
    Aber wenn es Michael war, wollte ich nicht »Hugh« rufen und umgekehrt. Welch ironisches Dilemma für eine Frau, die, was Beziehungen anging, eine Niete war.
    Also holte ich tief Luft und rief: »Hallo?«
    Â»Jane-Herzchen«, tönte es aus dem Wohnzimmer. Als ich um die Ecke bog, saß meine Mutter im Lehnstuhl.
    Â»Ich dachte, ich komme mal vorbei, um ein bisschen zu reden«, sagte sie.
    Â»Oh«, meinte ich und dachte, ich würde mich lieber mit Honig beschmieren und auf einen Ameisenhaufen binden lassen. »Wie bist du reingekommen?«
    Â»Ich habe noch einen Schlüssel vom Renovieren.«
    Ach, und warum überrascht mich das nicht? Plötzlich
hatte ich Lust auf einen kleinen Après-Rendezvous-Cocktail – doch, doch, es war eindeutig ein Rendezvous. Ich ging zum Schrank, wo ich meinen jämmerlichen Schnapsvorrat aufbewahrte.
    Â»Möchtest du auch etwas, Mama?«
    Vivienne zuckte zusammen, doch ich liebte es, sie so zu nennen, liebte den Gedanken, dass meine Mutter tatsächlich ein Mamatyp war. Außerdem war sie gerade in meine Wohnung eingebrochen, also war »Mama« angesagt.
    Â»Sherry«, antwortete sie. »Du weißt doch, was ich mag, Jane-Herzchen.«
    Ich schenkte ihr einen Sherry ein – und ihrer sich ausgenutzt fühlenden Tochter einen ordentlichen Schluck Whiskey.
    Schließlich nahm ich ihr gegenüber im anderen Sessel Platz. »Prost.«
    Â»Jane-Herzchen«, begann sie schließlich, »ich weiß nicht, was mit Hugh oder diesem anderen Typen oder sonst jemandem los ist, den es in deinem arbeitsreichen Leben gibt.« Ihr Ton ließ vermuten, dass das Gericht noch immer herauszufinden versuchte, ob ich ein arbeitsreiches Leben oder überhaupt ein Leben führte.
    Ich musste sie einfach unterbrechen. »Wow, ich bin beeindruckt. Mein arbeitsreiches Leben!«
    Â»Bitte.« Vivienne hielt eine Hand hoch. »Lass mich reden.«
    Ich nickte und nahm einen Schluck aus meinem Glas, verzog aber das Gesicht, als der flüssige Brennstoff meine Kehle hinablief. Ich vermisste Michael sehr. Jetzt schon.
    Â»Jane-Herzchen, ich kam her, um dir zu sagen …« Meine
Mutter schien ausnahmsweise nach Worten zu suchen. Ich runzelte die Stirn und richtete mich auf dem Sessel auf. War sie mit Karl Friedkin bereits verlobt?
    Â»Ja?«, ermunterte ich sie entgegen meiner sonstigen Art.
    Â»Nun, ich werde nicht immer hier sein, und wenn ich weg bin, wird die Firma dir gehören. Dann kannst du die Entscheidungen treffen, die du für richtig hältst.« Sie nahm einen raschen Schluck von ihrem Sherry.
    Gut, damit schlug sie einen völlig neuen Kurs ein. Ich machte mir Sorgen. »Was willst du damit sagen, Mutter?«, fragte ich.
    Â»Unterbrich mich nicht. Es gibt noch eine Sache. Ich habe dir das nie erzählt, aber meine Mutter starb an Herzversagen, als sie siebenunddreißig Jahre alt war. Du bist zweiunddreißig. Denk darüber nach.«
    Mit diesen Worten erhob sich meine Mutter, kam auf mich zu und gab mir einen Kuss auf die Wange. Dann verließ sie die Wohnung auf dem Weg, den sie gekommen war.
    Was, zum Teufel,

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