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Sonntags bei Tiffany

Sonntags bei Tiffany

Titel: Sonntags bei Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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Muffins«, sagte ich. »Ich lasse dir den Vortritt.«
    Â»War nicht Apfel-Zimt-Walnuss das Muffin deiner Wahl?«, fragte Michael, als wir in der Schlange warteten.
    Â»Ist immer noch so.« Unter anderem. Was Muffins angeht, bin ich nicht so heikel.
    Als wir unsere Muffins hatten, merkte ich, dass ich gar nicht so einen großen Hunger hatte, was seltsam, aber auch in Ordnung war. Michael hatte einen Kaffee-Frappée, ich einen Koffeinfreien genommen.
    Was mir mit Michael plötzlich deutlich wurde, war, wie wenig Hugh und ich – im Gegensatz dazu – je miteinander geredet oder tatsächlich gemeinsam hatten.
    Sobald wir wieder draußen und noch etwa einen Straßenblock
vom Büro entfernt waren, schüttete es wie aus Eimern.
    Â»Wir können unter dieser Markise warten, oder wir rennen einfach los«, bat Michael zur Auswahl an.
    Â»Rennen.« Danach stand mir der Sinn. Und laut schreien.
    Also rannten wir durch knöchelhohe Pfützen und um Leute herum, die so schlau gewesen waren, Regenschirme mitzunehmen. Das mit dem Schreien ließ ich dann doch lieber sein.
    Am Bürogebäude angekommen, fielen wir beinahe durch die Eingangstür. Wir waren nass bis auf die Knochen, lachten aber wie Kinder oder zumindest wie ausgelassene Erwachsene. Uns doof anlächelnd, kamen wir uns näher, immer näher … o Gott, wie sehr ich mir wünschte, dass es passierte.
    Aber …
    Michael wich zurück. »Wir sehen uns später.« Sein Lächeln war verschwunden, und er machte ein nachdenkliches Gesicht. »Ist das in Ordnung? Bin ich dir … lästig?«
    Ja, klar, du bist mir total lästig mit deiner Zurückhaltung, dachte ich. Diesmal wollte ich ihn mir nicht durch die Lappen gehen lassen.
    Also packte ich seinen Arm, damit er nicht ausweichen konnte, und küsste ihn – auf die Wange. Der Kuss war nass vom Regen, aber voller Gefühl.
    Â»Wir sehen uns später. Ich will dich immer wiedersehen«, sagte ich und musste hinzufügen: »Ich vermisse dich schon jetzt.«

    Ja, so war ich – risikobereit, auf den Putz hauen. Born to be wild …
    Michael warf mir einen letzten, zärtlichen Blick zu, bevor ich in den überfüllten Fahrstuhl stieg und den Knopf für unser Büro drückte.
    Â»Born to be wild« , sang ich laut. Ich hatte kein Problem damit, zu zeigen, wie durchgedreht ich war.
    Gott, war ich glücklich.

SIEBENUNDVIERZIG
    M ichael war tatsächlich glücklich, was bei ihm aber auch etwas Quälendes hatte.
    Also traf er sich mit einigen seiner besten »Freunde« und erzählte ihnen von Jane, von dem Wiedersehen mit ihr und dass sie sich seltsamerweise an alles erinnerte. »An die Früchtebecher, den Weg zur Schule, den furchtbaren Tag, an dem ich sie verlassen habe – an alles!« Die Gruppe hörte interessiert, aber auch erstaunt zu. Keiner von ihnen hatte jemals zuvor so etwas erlebt.
    Â»Sei vorsichtig, Michael«, riet Blythe, die ihm vielleicht am nächsten stand. »Deinetwegen und wegen Jane. Sie müssen uns vergessen. Nur so funktioniert das. So war das schon immer. Hier ist etwas Seltsames im Gange.«
    Â»Hm, meinst du?«, fragte Michael.
    Um Viertel vor sechs tauchte er wie versprochen in Janes Büro auf und wünschte Elsie, seiner neuen Freundin am Empfang, einen guten Abend.
    Â»Ich glaube nicht, dass Jane mich erwartet«, sagte er.
    Â»Selbstverständlich erwartet Jane Sie. Schon fast den ganzen Tag.«
    Nachdem Elsie Jane informiert hatte, erschien diese kurz darauf am Empfang. Sie sah frisch aus mit ihren rosa Wangen. Oder errötete sie etwa?

    Â»Ich habe dir doch angedroht, dich zu belästigen«, grüßte Michael sie.
    Â»Er ist wirklich lästig«, vertraute Jane der Empfangsdame an.
    Â»Bitte, mich dürfen Sie ruhig belästigen«, bot Elsie an, die weit über sechzig war.
    Es hatte wieder angefangen zu regnen, doch Michael hatte einen Regenschirm mitgebracht. Sie gingen zu Fuß ins Primavera, ein Restaurant an der Upper East Side, und unterhielten sich, als hätten sie sich monatelang – und nicht nur ein paar Stunden – nicht gesehen.
    Â»Du schaust also Fernsehen?«, fragte Jane, die näher an ihn herantrat, um einer Pfütze auszuweichen. »Was denn, zum Beispiel?«
    Â»Meistens Kabel«, antwortete Michael. »Sachen wie Deadwood und Big Love.«
    Â»Die gefallen mir auch!«, schwärmte Jane.

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