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Sonntags bei Tiffany

Sonntags bei Tiffany

Titel: Sonntags bei Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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Jeans, schwarze Prada-Stiefel, die Uhr, die er von mir zu Weihnachten bekommen hatte, und ein teures
Jeanshemd, das aussah, als hätte es höchstens zehn und nicht ein paar hundert Dollar gekostet.
    Statt meinen entsetzten Blick und meine abweisende Haltung zu ignorieren, umarmte er mich und machte Anstalten, mir einen Kuss zu geben. Ich drehte den Kopf angewidert weg, sodass seine Lippen nur meine Wange streiften.
    Â»Ich bin nicht mehr sauer auf dich«, verkündete er.
    Â»Toll. Ich wünschte, ich könnte dasselbe sagen. Geh jetzt bitte.«
    Â»Ich sehe, du hast es sicher von Brooklyn nach Hause geschafft.« Er wartete auf eine Reaktion auf seinen kleinen Witz, die darin bestand, dass ich meine Augen ein wenig zusammenkniff. Ich zog seine Hand von meinem Rücken und setzte mich hinter meinen Schreibtisch. »Hugh, warum bist du hier?«
    Â»Weil du mein bestes Mädchen bist. Komm schon, Jane, gib mir noch eine Chance.«
    Nichts da! Ich war nicht unbedingt gefühlskalt, aber ich empfand nichts mehr für Hugh.
    Â»Hugh, ich habe einen Berg an Arbeit zu erledigen.«
    Plötzlich legte er den »Ich bin ein kleiner Junge, hab Mitleid mit mir«-Blick auf. »Jane, ich brauche deine Hilfe. Es ist nichts Großes.«
    Meine Augenbrauen zuckten nach oben, doch er fuhr trotzdem fort.
    Â»Schau, seien wir ehrlich zueinander. Ich brauche diese Rolle in dem Film. Ich brauche Dem Himmel sei Dank. Okay, bist du jetzt glücklich? Ich bin gedemütigt und erniedrigt.«
    Ich sagte immer noch nichts, auch wenn ich verstand,
was er meinte. Und ich empfand sogar ein ganz kleines bisschen Mitleid. Doch er war noch derselbe Hugh, der mir einen Verlobungsring im Tausch für eine Filmrolle angeboten und mich mutterseelenallein in Brooklyn zurückgelassen hatte.
    Â»Es tut mir ehrlich leid, Hugh. Du wirst die Rolle nicht bekommen. Du bist nicht Michael.«
    Â»Das bin ich! Jane, ich habe diese Figur geschaffen.«
    Â»Nein, das hast du nicht. Mit Michaels Erschaffung hattest du nichts zu tun. Das kannst du mir glauben.«
    Er riss die Augen weit auf und setzte sein höhnisches Grinsen auf, wie man es von ihm kannte. »Du widerliches, kleines Stück Scheiße!«, blaffte er. »Mamas kleines Mädchen tut so, als wäre sie selbst die Mama. Du lebst wohl immer noch in der Märchenwelt, in der du als Achtjährige gelebt hast.«
    Als ich mich hinter meinem Schreibtisch erhob, erwartete ich, dass meine Hände zitterten. Taten sie aber nicht. »Das war widerlich, Hugh. Selbst für deine Verhältnisse.«
    Â»Weißt du, wohin du dir diesen mickrigen Film schieben kannst? Ich habe dir mit dem Angebot, die Rolle in diesem bescheuerten, sentimentalen Stück zu übernehmen, einen Gefallen getan! Dieses Stück wäre gar nicht zustande gekommen, wenn du nicht Vivienne Margaux’ sehr bedürftige Tochter wärst.«
    Tränen traten mir in die Augen, was Hugh aber nicht wahrzunehmen schien. Das war das einzig Gute an der ganzen Sache. Er trat näher an den Schreibtisch und stieß, während er weiterredete, mit dem Finger in meine Richtung. »Du brauchst mich, Jane. Ich brauche dich nicht. Du
brauchst mein Talent, deines brauche ich nicht. Was gut so ist. Weil du kein Talent hast.«
    Alles wurde rot um mich, genau wie es in Büchern beschrieben wird, und ich wurde von einer enormen Wut gepackt. »Da wäre ich nicht so sicher«, widersprach ich. »Schau dir das mal an, Hugh.«
    Ich holte aus und boxte Hugh, so fest ich konnte, ins Gesicht.
    Stille.
    Wir waren beide verblüfft. Hugh presste beide Hände auf sein linkes Auge, das rechte hatte er weit aufgerissen. Eine Sekunde später spürte ich einen unerträglichen Schmerz in meiner Hand. Ich überprüfte, ob ich mir die Knöchel gebrochen hatte.
    Â»Mein Gott, Jane, hat du den Verstand verloren?«
    Mit dem für mich typischen Glück war meine Mutter in dem Moment eingetreten, als ich Hugh den Schlag verpasst hatte. Ich war sicher, sie würde mir dies verzeihen. Eines Tages. Dann, wenn sie sich auch von meiner Entscheidung wegen des Kleides erholt haben würde, das ich bei der Abschlussfeier nach der sechsten Klasse angezogen hatte, was sie mir immer noch ab und zu unter die Nase rieb.
    Â»Die, die …«, stammelte Hugh, »die ist total übergeschnappt!«
    Dagegen hatte ich eigentlich nichts einzuwenden. Ich meine, was hätte ich sagen

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