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Sonntags bei Tiffany

Sonntags bei Tiffany

Titel: Sonntags bei Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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sollte das denn? Fürchtete sie, ich könnte an Herzversagen sterben? Ihr Verhalten war eigenartig und passte nicht zu ihr. Wollte sie mir sagen, dass sie ein Herzproblem hatte? Nein, dann wäre sie weitaus dramatischer gewesen, mit ausladenden Gesten und Bette-Davis-Ohnmachtsanfällen.
    Aber wie immer hatte Vivienne das letzte Wort gehabt.

FÜNFZIG
    J a, ja, schon gut. Ich weiß, dass der Fahrstuhl nicht schneller kommt, wenn man immer wieder die Taste drückt. Aber ich konnte nicht anders.
    Nach meinem Herzklopf-Rendezvous mit Michael – ach, und was für ein Rendezvous das war – und dem eigenartigen Gespräch mit der geheimnisvollen Vivienne hatte ich etwa zwanzig Minuten geschlafen. Jetzt, am nächsten Morgen, hoffte ich, dass Michael in der Eingangshalle wartete, um mich zur Arbeit zu begleiten. Ich wollte ihn unbedingt wiedersehen, wenigstens noch ein Mal. Bitte, bitte, bitte, lieber Gott, lass ihn da unten auf mich warten. Mach, dass er nicht wieder aus meinem Leben verschwindet.
    Ich überlegte, die zehn Stockwerke hinunterzurennen.
    Zum Geburtstag hatte mir Vivienne einen Einkäufer vom Saks Fifth Avenue geschenkt – und mit welchem Geschenk kann man am besten »du siehst peinlich aus« ausdrücken als mit einem persönlichen Einkäufer? Meiner hatte mir einen schicken Lagerfeld-Anzug geschickt. Hose und Jacke aus heller, bläulich grüner Seide. Ich dachte, ich sehe ganz gut darin aus. Hm, vielleicht besser als ganz gut.
    Verdammt, ich sah toll aus! Ich hatte sogar drei Pfund abgenommen!

    Drei ganze Pfund – das war mir noch nie passiert.
    Als ich endlich in den Fahrstuhl stieg, hatte ich das Bedürfnis, auf und ab zu springen, um ihn zu beschleunigen. Jane, bitte, entspann dich, ermahnte ich mich und versuchte sogar, auf meine eigenen Worte zu hören.
    Als der Fahrstuhl das Erdgeschoss erreichte, setzte ich ein Lächeln auf, doch mein Herzrasen übertraf alle Rekorde.
    Nur der Vormittagsportier, Hector, stand dort.
    Â»Guten Morgen, Miss Jane«, grüßte er.
    Â»Guten Morgen, Hector, wie geht’s?« Ich selbst war am Boden zerstört.
    Kein Michael in der Eingangshalle!
    Kein Michael, der vor der Tür herumlungerte.
    Kein Michael, nirgendwo.
    Â»Darf ich Ihnen ein Taxi rufen?«, fragte Hector.
    Ich musste Zeit schinden.
    Â»Ich weiß nicht. Vielleicht gehe ich zu Fuß.«
    Â»Ja, natürlich. Ein herrlicher Tag dafür.«
    Â»Ja, es ist wunderschön draußen.«
    Vielleicht kam Michael zu spät. Hm, eher unwahrscheinlich. Michael kam nie zu spät. Während meiner Kindheit war das kein einziges Mal passiert.
    Â»Ich brauche wohl doch ein Taxi«, entschied ich mich. Während ich unter der Markise wartete, blickte ich die Straße auf und ab in der Hoffnung, dass auf der Park Avenue plötzlich Michaels Gesicht aus dem Meer der Geschäftsleute, Touristen und Schüler auftauchte.
    Doch Michael war nirgends zu sehen.
    War er wieder aus meinem Leben verschwunden?
Wenn ja, würde ich ihn umbringen, auch wenn ich ihn bis zum Ende meiner Tage suchen müsste. Oder ich würde ihm wenigstens ein Halsband umbinden, mit einem Glöckchen dran.
    Ich meine, warum hatte er sich überhaupt die Mühe gemacht, noch einmal in mein Leben zu treten?

EINUNDFÜNFZIG
    A ls ich den Empfangsbereich von ViMar Productions betrat, war ich zwar etwas angeschlagen, aber was meine Person betraf – wer ich war und welche Richtung mein Leben nehmen müsste -, seltsam ausgeglichen. War dies der Grund, warum Michael zurückgekommen war? Weil mein Selbstvertrauen einen kleinen Schub oder vielmehr eine Generalüberholung brauchte? War es das, was Vivienne am Abend zuvor hatte sagen wollen?
    Elsie winkte mir vom Empfang aus zu.
    Â»In deinem Büro«, sagte sie. »Eine Überraschung.«
    O ja, ich war in der Stimmung für Unerwartetes. Selbst an guten Tagen mochte ich keine Überraschungen, und an diesem Tag hatte ich Lust, laut aufzuschreien. Als ich die Tür öffnete, war ich tatsächlich überrascht, aber nicht auf angenehme Weise. Es war Hugh. Er saß an meinem Schreibtisch und sah meine Post durch.
    Â»Wenn du meine Schneckenpost durch hast, kannst du dir ja noch meinen Blackberry vornehmen«, schlug ich vor und stellte ihn auf den Schreibtisch.
    Hugh sprang auf. »Jane«, sagte er und kam mit ausgebreiteten Armen um den Schreibtisch auf mich zu. Er trug ausgebleichte

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