Sonst kommt dich der Jäger holen
Problem.«
»Diese Polizeihunde haben einen gefährlichen Job! Wenn der Sprengstoff explodiert, den sie ausbuddeln …«
»Unsere Hunde buddeln nicht. Sie zeigen den Fund passiv an. Sonst würden sie sich selbst in Lebensgefahr bringen. Der Hund setzt sich und starrt auf die Stelle, wo der Sprengstoff versteckt ist. Dann wird er belohnt; sofort wird mit ihm gespielt. So lernt der Hund, dass sich das Finden für ihn rentiert. Motivation ist alles.«
Ich musste einmal tief durchatmen, so eng wurde es mir in der Brust. Hunde und Sprengstoff, das war ein sehr trauriges Thema. In Kriegen wurden Hunde bis heute als lebende Bomben eingesetzt mit fernzündbaren Sprengstoffgürteln.
»Mit Zwang und Druck geht da gar nichts. Als Hundehalterin wissen Sie selbst, dass der Hund an sich es immer gut machen will. Er will die Aufgabe erfüllen, die man ihm stellt, das liegt in seiner Natur.«
»Glauben Sie, dass ein Hund das vom bloßen Zuschauen lernen kann?«, fragte ich den Fachmann.
»Das wohl kaum. Aber wie ich den Elmar kenne, hat er sich einen Spaß daraus gemacht, Flipper ein bisschen mit den Gerüchen von Sprengstoff vertraut zu machen. Vor ein paar Jahren hat er sich schon mal darin versucht, ein Rauschgiftspürschwein auszubilden. Das ist letztendlich daran gescheitert, dass das vermeintliche Minischwein sich zu einem riesiger Eber auswuchs und sich somit für die Rauschgiftsuche disqualifizierte.«
»Und wenn Ihr Hund jetzt hier was findet?«, erkundigte ich mich.
»Dann wird das große Programm abgespult. Der Hubschrauber mit dem Entschärfungskommando aus München fliegt ein, Roboter mit Kameras werden installiert – das ist nicht mehr unser Bier«, er lachte, »das kann man hier in Andechs glatt wörtlich nehmen.«
Der auskunftsfreudige Hundeführer ging zu einem der Busse, um seinen Nino zu holen. Wie die meisten der hier eingesetzten Spezialisten war er ein belgischer Schäferhund, ein Malinois. Fasziniert schaute ich den Hunden bei der Arbeit zu. Was für eine Aufregung, was für ein Gewedel und Gebell. Die machten das gerne, das war eine Riesengaudi für die, zweifelsohne. Ein Hund nach dem anderen wurde an einer langen Leine durch die Absperrung geführt. Ich wünschte mir sehr, sie würden etwas finden, am besten ein Waffenarsenal, damit Felix’ Erfolg so groß wäre, dass niemand auf die Idee käme, Fragen zu stellen.
»Sind Sie die Leserin, die uns angerufen hat?«, sprach mich da plötzlich ein junges Gemüse an.
»Ich habe nirgends angerufen.«
Die brünette, dickliche Frau mit dünnen, abstehenden Girlie-Zöpfen streckte ihre Hand aus. »Annalena Bomhart vom Kreisboten . Wir haben einen Anruf erhalten, dass es erneut zu einem Polizeieinsatz gekommen ist. Hängt das noch immer mit dem toten Jäger zusammen, oder ist ein weiteres Verbrechen in unserer Gegend geschehen?«
»Ich bin nicht von der Polizei.«
»O, Entschuldigung. Sie wandern wahrscheinlich zum Kloster hoch? Haben Sie irgendwas gesehen?«
»Es ist wohl eine Waffe gefunden worden«, rutschte mir heraus.
»Die Tatwaffe im Jägerfall?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Haben Sie eine Ahnung«, wollte Girlie von mir wissen, »warum die Polizeihunde erst jetzt eingesetzt werden? Die Spuren sind doch längst kalt. Am Samstag hätten die Hunde Sinn gemacht – aber heute … Ach, ich frag mal einen der Hundeführer, Wiederschaun.«
Sie fragte aber keinen Hundeführer. Sie lief schnurstracks zu dem Alphatier, das in der Mitte des Geschehens die Arbeit der Hundeführer beobachtete. Manchmal streifte sein Blick mich, als wäre ich ein Baum, ein Strauch, Gebüsch.
Das junge Gemüse ließ nicht ab von ihm, obwohl er sich wortkarg gab, wie ich seinen Gesten entnahm. Aber einmal lachte er doch richtig laut und entblößte sein Raubtiergebiss, sodass das junge Gemüse seinen Kopf in den Nacken warf und ihm seinen weißen Hals mit dem fetten Doppelkinn darbot.
Johannes näherte sich mir eilig. »Frau Flipper! Gut, dass Sie noch da sind. Ich muss Ihre Personalien aufnehmen, und wir sollen einen Termin vereinbaren, damit wir ein Protokoll machen können.«
Felix hatte ihn geschickt. Felix redete nicht mehr mit mir.
»Ich heiße …«, begann ich, als ein dunkler Audi mit einem Powerslide auf der Lichtung landete. Zwei Männer in Anzügen und Sonnenbrillen stiegen aus. Sie sahen sich kurz um und gingen dann zielstrebig auf Felix zu. Einer spuckte seinen Kaugummi in die Brombeeren. Nur er reichte Felix die Hand. Der andere blieb breitbeinig vor
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