Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonst kommt dich der Jäger holen

Sonst kommt dich der Jäger holen

Titel: Sonst kommt dich der Jäger holen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Seul
Vom Netzwerk:
Felix stehen und überkreuzte die Arme vor der Brust. Den folgenden Wortwechsel, unerfreulich für Felix, wie deutlich zu erkennen war, beobachteten Johannes und ich Seit an Seit.
    »Leck mich am Arsch«, entfuhr es dem jungen Mann, als Felix zu seinem BMW stapfte und einem der Männer die von Flipper freigelegte, in Plastik verpackte Waffe überreichte. Der wog sie kurz in der Hand und gab sie dem anderen. Ein weiterer Wortwechsel, dann kehrten die Männer zügig zu ihrem Audi zurück und verstauten die Waffe im Kofferraum. Felix verpasste einem Baumstamm einen Fußtritt.
    »Was bedeutet das? Wer sind diese Männer? Wieso kriegen sie die Waffe?«, erkundigte ich mich bei Johannes. Das gefiel mir nicht. Das war meine, unsere Waffe. Zum ersten Mal benahm Johannes sich wie ein richtiger Polizist. Er biss die Zähne aufeinander, seine Kiefer mahlten. Ohne mich weiter zu beachten, ging er gemessenen Schritts zu Felix. Der Audi der Feinde fuhr in triumphierender Langsamkeit weg, während Felix den Chef der Hundestaffel zu sich winkte. Die beiden besprachen sich kurz. Jetzt war Felix derjenige, der etwas anordnete, was dem anderen nicht gefiel. Doch der zeigte mehr Selbstbeherrschung. Der Einsatz wurde in Windeseile abgebrochen, und auch ich trat den Rückzug an. Felix wollte ich jetzt bestimmt nicht begegnen. Auf dem Weg zu meinem Auto traf ich einen fluchenden Hundeführer. »Sind Sie schon fertig?«, fragte ich ihn.
    »Fertig? Für die Luftnummer hamma unsa Spezialtraining abgebrochen und sand fuchzig Kilometa gfahrn. Aber mir ham ja nix Bessas zum doa. Die spinnan doch! Und jetzt sollt ma leise zampacken. Leise! Der komplette Wahnsinn ist des wieder mal.«
    »Haben Sie was gefunden? Wer waren die Männer?«
    Auch dieser Hundeführer war ein echter Cop und ließ mich einfach stehen. Kurz darauf verließen die Busse, eine bellende Kolonne, das Gelände. Ich entschloss mich zu einem Abstecher ins Hundeparadies, den Tierladen in Weßling. Für Flipper ein Selbstbedienungsrestaurant. An der Ampel vor dem Breitwandkino in Herrsching, an der Bucht des Ammersees gelegen, und sie war dunkelgelb, fast rot, überholte mich Felix’ BMW . Felix schaute starr nach vorne. Zu gern hätte ich gewusst, was in seinem Kopf vorging.

7
    »Ich möchte wirklich mal wissen«, stöhnte Claudia von Dobbeler, »was in deinem Kopf vorgeht, Felix. Nein, ich möchte es lieber nicht wissen, weil ich nämlich jetzt nach Hause fahre. Und im Übrigen bin ich noch zwei Tage krankgeschrieben.«
    »Ja, was machst du dann hier? Entweder du bist da oder nicht, aber wenn du da bist, dann auch gscheit.«
    »Ich habe eben ein Pflichtbewusstsein. Die Aktenvermerke liegen in deinem Fach. Und deine Laune kannst du an einem anderen auslassen. Zum Beispiel an unserem Chef. Der will dich nämlich sehen. Die haben schon mehrfach mit ihm telefoniert.«
    »Die gehen mir dermaßen auf den Zeiger.«
    »Felix! Steiger dich da nicht so rein! Das bringt doch nichts, und du wirst immer den Kürzeren ziehen. Wenn du nicht mit ihnen zusammenarbeitest, nehmen sie dir den Fall weg, das weißt du doch. Das ist ein Klacks für die. Ein Telefonat kostet die das, und du bist draußen. Das haben wir vor zwei Jahren alles schon mal durchexerziert mit dem Dieter.«
    »Ich bin nicht der Dieter.«
    »Hoffentlich«, sagte Claudia von Dobbeler, schnappte sich ihren Schlüsselbund, an dem eine schwarze Miniaturbillardkugel baumelte, ging zur Tür, zögerte. »Felix! Du bist ein Superpolizist. Und so was wie neulich … Das kann jedem passieren, und deshalb …«
    »Lass mich mit dem Scheißfall in Ruhe!«
    Das Telefon klingelte, und weder er noch Kriminalkommissarin Claudia von Dobbeler mussten auf das Display schauen, um zu wissen, wer da anrief.
    »Ich lasse mir nicht gern was wegnehmen«, erklärte Felix seinem Vorgesetzten Leopold Chefbauer, während er auf dem Drehstuhl vor dem Schreibtisch des Ersten Kriminalhauptkommissars Platz nahm. »Und ich lasse mir auch nicht gern in meinem Fall rumfuhrwerken.«
    Leopold Chefbauer nickte bedächtig. An seiner Ruhe waren auch schon pathologisch jähzornige Choleriker abgeprallt. Es ging das Gerücht, dass er manche Täter allein mit seinem Schweigen zu einem Geständnis gebracht hatte. Der große, sehr kräftige Mann mit den sanften braunen Augen klopfte seine Pfeife vorsichtig am Aschenbecher aus. »Das, was du hier für dich beanspruchst, gehört dir nicht, Felix. Es ist ein Fall wie jeder andere auch.« Nachdenklich schaute er in den

Weitere Kostenlose Bücher