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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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oder Drachen folgen würden.
    »Wer ist das?«, wollte Corin von Thore wissen, ohne den Blick von dem Zauberer abzuwenden. »Das ist Broklas«, gab Thore freudig Antwort, »wir haben ihn vor bald zwei Jahren gefangen genommen, als wir ein Schiff aus dem Gefolge der dänischen Königin kapern konnten. Das war eine tolle Schlacht, sag ich dir, wir sind mitten...«. Corin unterbrach ihn mit einer Handbewegung und hatte schon die nächste Frage parat: »Gefangen? Er sieht nicht aus wie ein Gefangener«. Thore kratzte sich am Kinn und zog die grauen Brauen über den riesigen Augen hoch. »Na ja, ist er auch nicht wirklich«, versuchte er zu erklären, »er kann sich an Bord frei bewegen und Claas gibt ihm manchmal sogar einen Anteil der Beute.«
    Corin musterte Broklas, der weiter hinten an Deck offensichtlich irgendetwas suchte, immer noch. »Was ist so besonders an ihm?«, wollte Corin wissen. »Oh!«, machte Thore und legte etwas Geheimnisvolles in seine knarzige Stimme, »er ist ein Hexenmeister, er stammt aus dem Nebelgebirge ganz weit im Norden Britanniens. Er beherrscht die Sterne und den Mond. Er sagt das Wetter voraus. Er hat einen kleinen Kasten mit einem Kobold, der ihm sagt, wo Norden ist 49 . Er verbindet die Verletzten. Und er hat jede Menge Pulver und Tinkturen die man nehmen muss, wenn einem der Arsch juckt«.
    Broklas und Kapitän Claas waren gerade aufeinander getroffen und redeten miteinander. Corin konnte nichts verstehen, aber er sah Broklas mehrfach wild mit den Armen rudern, was Claas aber völlig unbeeindruckt ließ. Nun schien Claas sogar zu lachen, während Broklas, immer noch wild mit den Armen rudernd, sich fluchend davon machte und über das Deck jagte.
    Corin sah wieder Thore an, der das Intermezzo auch interessiert verfolgt hatte. »Wollt ihr mich wirklich aufessen?«, kam Corin auf eine nicht unwichtige Äußerung Thores bezüglich des eigenen Schicksals zurück. Seltsamerweise schien das Thore irgendwie unangenehm zu sein. Er wackelte mit dem Kopf, drehte beschwichtigend beide Hände und seine Augen wurden noch größer, als sie ohnehin schon waren. »Nein. Natürlich nicht. Nicht wirklich«, beruhigte er Corin, konnte sich ein Witzchen aber doch nicht verkneifen. »Na ja, vielleicht ein Bein. Oder so«, keuchte er augenzwinkernd, und tat das, was Corin künftig lachhusten zu nennen gedachte. Für einen winzigen Moment zuckte auch Corins Mundwinkel. Doch sein Magen rebellierte umgehend und befahl irgendeinem Henkersknecht in seinem Kopf, das sich ankündigende Lächeln auf der Stelle festzunehmen und hinzurichten. Der Befehl wurde pflichtbewusst ausgeführt.
    »Thore!«, rief Broklas von weitem und das R im Namen der Krähe rollte mit voller Kraft voraus. Hektisch kam der Alte angelaufen und sein rotes Gewand flatterte im Wind. Gerade wollte Broklas auf Thore einreden, da bemerkte er Corin in seinem Käfig. Verblüfft musterte Broklas erst Corin, dann den Käfig und schließlich wieder Corin. »Oh«, machte der Schotte entschuldigend und reichte Corin die Hand, »einen guten Tag mein Freund!«. Völlig baff ergriff Corin die große Pranke und schüttelte sie zweimal schlaff. Der Zauberer lächelte freundlich und wandte sich dann wieder an die Krähe, der er allerdings kein Lächeln zu schenken gedachte. »Thore«, nörgelte er mit seinem schottischen Akzent, »ich brauche die Holzkiste mit dem großen Astloch, die hier immer stand«. Broklas ließ seine Arme umherzeigen, wie zum Beweis, dass die Kiste verschwunden war. »Der Kapitän will nach Gotland zurückkehren und ich soll mein Experiment einpacken«, berichtete der Alte und die Worte sprudelten immer schneller, »Pah! Es steht die ganze Zeit hier, sogar wenn sie sich gegenseitig die Kehlen durchschneiden, aber vor Gotland soll es in die Kiste. Das verstehe einer!«.
    Thore grinste und hob die Schultern. »Die Kiste liegt unten im Laderaum. Ich kann sie dir holen lassen, Broklas«, versuchte Thore zu beschwichtigen. »Wärst du so nett, ja?«, bat Broklas. Die Krähe nickte bestätigend, drehte sich um und ging davon.
    Broklas warf die Arme nach oben und holte tief Luft. »Ein Schiff ist das hier, ich kann dir sagen«, klagte er und sah Corin an, als sei das Martyrium Christi im Vergleich zu seiner Behandlung ein Erholungsurlaub gewesen. »Heute so, morgen so. Aber entschuldige, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, ich bin…« – »Broklas«, beendete Corin den Satz leise. »Mein Ruf eilt mir voraus«, vermutete Broklas

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