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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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fragte Corin, der den alten Zauberer von Augenblick zu Augenblick immer faszinierender fand. »Ich helfe ihnen bei der Navigation«, begann Broklas mit einem kleinen Vortrag. »Ich bin ihr Medikus. Und damit die ganze Zeit nicht völlig verschwendet ist, arbeite ich noch an meinen Forschungen«. Seine Stimme wurde wieder verschwörerischer. »Kapitän Claas gibt mir alles, was ich brauche, und glaub mir, auf den Handelsschiffen, die wir überfallen, findet man praktisch alles, was man sich wünschen kann«, fuhr er fort, bemerkte aber sofort seinen Fauxpas und stampfte wütend mit dem Fuß auf, »ach Gott, jetzt sage ich schon wir !«.
    Broklas grunzte kurz, dann konzentrierte er sich wieder. »Übrigens, da drüben…«, sagte er mit dem Finger auf eine große Kiste auf der anderen Seite des Decks zeigend, »da versteck ich mich immer drin, wenn es hier eine Schlacht gibt. Da vermutet man niemanden. Ist sicherer, als unter Deck«.
    »Was erforscht ihr denn?«, wollte Corin wissen und der alte Mann hätte vor Freude die Hand des Jungen ekstatisch schütteln können. »Ha!«, machte der Wissenschaftler, »ich entwickle ein neues Navigationsinstrument. Es besteht aus einem Winkelmesser und einem Tick«. »Was ist denn ein Tick?«, konnte Corin seine Neugier nicht zügeln und wunderte sich, ob der Trauerkloß vielleicht seinen Magen verlassen hatte, um einen ausgedehnten Spaziergang über das Schiff zu machen und kleine Nagetiere zu deprimieren.
    »So eine Art Turmuhr, nur in klein«, erklärte Broklas und seine grauen Augen blitzten. »Es läuft noch nicht so besonders, aber… 51 .«.
    Johan kam mit einem roten Beutel zurück und reichte ihn wortlos Broklas. »Danke sehr, Johan«, lobte Broklas und nahm den Beutel, während sich Johan schleunigst davon machte.
    Aus einer kleinen Keramikflasche spritzte der Wissenschaftler ein paar Tropfen Flüssigkeit auf ein sauberes Stück Stoff. Dann zog er wieder Corins Arm aus dem Käfig und setzte zur Behandlung an.
    Eine Elfenbeinmöwe flog einsam über dem Roten Raben.
    Gerade hatte einer der Piraten am Heck des Seeräuberschiffes traumhaft schöne Fischeingeweide aus einem Eimer ins Meer geschüttet. Die Sonne schien. Es hätte ein perfekter Nachmittag werden können.
    Wenn nicht plötzlich dieser dumme Menschenjunge angefangen hätte, die Wolken vom Himmel zu brüllen.

    43 Wenn man die Ausscheidung von Harn oder Kot nicht kontrollieren kann
    44 In Nordeuropa sehr seltene Möwenart, die praktisch vollständig weiß ist
    45 Wettbewerb
    46 Ein blauglänzendes Mineralgemisch, das häufig als Schmuckstein eingesetzt wird
    47 Provokation, Beleidigung
    48 Bei den Kaufleuten fuhr der Besitzer des Schiffes – oder ein Repräsentant – häufig als Schiffsherr mit
    49 Den Kompass kannte man schon seit gut 200 Jahren
    50 Verurteilter
    51 Was Broklas hier zu erfinden versucht, ist ein Sextant, der mit Hilfe einer genauen Uhr eine Positionsbestimmung überall auf der Erde ermöglicht. Durchgesetzt hat sich das erst Jahrhunderte später.

7 Das Zimmer war so groß, dass man im schwachen Licht des prasselnden Kaminfeuers und der paar Kerzen seine wahre Größe kaum zu schätzen vermochte. Im Halbdunkel erzählten byzantinische Wandteppiche ringsum die Geschichte der zwölf Apostel Jesu Christi und ein mit Tiermotiven bemaltes Gewölbe spannte sich als Decke über den Raum.
    Nahe am Kamin saß Königin Margarete, eingehüllt in einen langen Umhang, den Kopf auf die Hand gestützt und starrte gedankenversunken auf einen Tisch. Die Platte des Möbels hatte man kunstvoll mit den Staaten Nordeuropas bemalt, auf der Karte standen mehrere Schachfiguren aus fein geschliffenem Marmor.
    Weiße Spielsteine besetzten alle Länder Skandinaviens, ihre Reiche. Auf Gotland hatte sie eine schwarze Figur positioniert, die weiße lag vor der Insel im Meer. Auf Schweden stand neben der weißen Königin noch ein schwarzer Läufer.
    Es klopfte leise, aber das brachte Margarete nicht einmal zum Blinzeln. Nach ein paar Augenblicken schwang eine der vielen Türen auf und eine Hofdame kam schnellen Schrittes und gesenkten Hauptes hereingetrippelt.
    »Ja?«, fragte Margarete knapp, ohne den Blick von der Karte zu nehmen. »Eure Hoheit, draußen wartet Seine Exzellenz, Bischof Lodehat, auf Euch«, berichtete die Hofdame gerade laut genug, dass Margarete es verstehen konnte. Die Königin blickte auf und lächelte. »Dann schick ihn herein, den Weg kennt er ja wohl«, erwiderte sie freundlich, aber kühl, und schon

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