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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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die Beschlagnahme eines ihrer wichtigsten Gotteshäuser für die Einwohner von Visby eine besondere Demütigung darstellte, hatte den Ausschlag gegeben, als vielmehr die ungewohnt große und breite Holzkanzel, die problemlos sechs Personen Platz bot und sich hervorragend für Ansprachen eignete.
    Auf dieser Holzkanzel standen nun Sven Sture, seine rechte Hand Otto Peccatel, Herzog Erik von Mecklenburg, sowie zwei Schreiber im Dienste des Herzogs. Das Publikum, darunter Corin und Claas, saß mehr oder weniger diszipliniert auf den Holzbänken, die man auf Wunsch vieler mit Decken etwas gemütlicher gestaltet hatte. Ganz hervorragend eigneten sich diese Möbel auch, um die eigenen Füße auf der Sitzfläche der Vorbank zu parken, eine Idee, die die Hälfte der Männer dankbar aufgegriffen hatte. Weit vorne in der Kirche, in der Apsis 85 , stand ein riesiger Altar, über dessen herausragende Jesusfigur die Worte Gottes Freund – aller Welten Feind prangten.
    »Der Bau der neuen Festung in Landescrone geht also zügig voran«, führte Otto aus und schien damit endlich zum Ende der Lageberichte zu kommen. »Wir hoffen, die Feste wird noch diesen Sommer fertig werden und uns somit Überlegenheit nicht nur auf See, sondern auch auf Gotland selbst garantieren«. Zustimmendes, zufriedenes Brummen aus dem Publikum. »Zum Abschluss noch ein Wort vom Herzog und unserem Kommandanten«.
    Ein paar Seeräuber johlten freudig, Otto hob dankend den Arm zum Gruß und strich sich dann grinsend über seine Glatze. Herzog Erik trat ganz dicht an die Holzbalustrade der Kanzel und sein kränkliches Gesicht versuchte sich ein Lächeln abzuringen.
    Corin fand, dass der junge Herzog trotz einer gewissen natürlichen Arroganz vor allem unsagbar müde und traurig aussah, und er hatte fast schon Mitleid mit dem Aristokraten.
    »Liebe Freunde«, begann der Herzog seine Ansprache mit merklichem Versuch, laut zu sprechen. »Ich danke euch vielmals für die Unterstützung, die ihr dem Hause Mecklenburg im Kampfe um die schwedische Krone gegen Margarete gewährt«. Eine tiefe Stimme von weiter hinten brüllte »Gern geschehen, Süßer!« und der Saal lachte auf.
    Erik ließ sich nicht beirren. »Ich kann nicht viel mehr als mein Versprechen erneuern«, setzte er fort und Corin spürte förmlich, was für Kraftreserven der Herzog für diesen Appell aufzubringen hatte, »dass, wenn unser Kampf um die schwedische Krone erfolgreich zu Ende gegangen ist, ihr alle reich belohnt werdet«. »Ich will Bier«, krakeelte ein anderer Spaßvogel dazwischen und wieder brandete eine Lachsalve auf. »Bis dahin«, mühte sich der Herzog weiter ab, »gilt der Kaperbrief aus unserem Hause, der die Rechtmäßigkeit eurer Angriffe garantiert«. Die besser erzogenen Kapitäne, darunter Claas, fingen an zu applaudieren, manche schlugen auf Holz, manche in die Hände. Der Rest der Piraten schloss sich klatschender Weise an.
    Immerhin. Einen Herzog des Heiligen Römischen Reiches dabei zu haben, der den Piratenaktivitäten von höchster Stelle aus einen legalen Anstrich gab, konnte nur von Vorteil sein, auch wenn man mittlerweile diesen Beistand gar nicht mehr nötig hatte. »Fischfutter«, erklärte Claas dem jungen Giles diesen letzten Umstand dann auch leise. »Er sieht ziemlich krank aus«, bemerkte Corin. »Nicht nur er«, gab Claas zurück, »sein Haus ist hier am Ende. Sie haben den Kampf gegen Margarete schon lange verloren, kaum ein schwedischer Adliger steht noch zu ihnen und die Frau König hat die Krone Schwedens sicher in der Tasche. Die Nummer ist durch.«
    Sture trat an die Balustrade und Herzog Erik trat zurück. Eine wahre Beifalls-Flutwelle brandete auf und der Kommandant ließ nicht nur seine weißen Zähne aufblitzen, sondern hob auch noch in gekonnter Siegerpose die Arme – um sich dann demütig zu verbeugen. Corin musste grinsen. Der Herzog hatte im Vergleich zu Sven Sture das Charisma einer rostigen Kastrationszange.
    »Kapitäne! Freibeuter! Gleichteiler 86 !«, leitete Sture seinen Auftritt ein und jedes Stichwort wurde von der Menge mit einem heulenden »ho!« kommentiert. »Margarete und die Kaufmannsliga zittern vor uns«, »ho!« kam die Bestätigung, »die Engländer, die Ordensritter, die ganze Welt zittert vor uns«. »Ho!«. »Und ich sage: lasst sie zittern!«. Das Heulen der Piraten verwischte dieses Mal mit langem Jubel.
    »Gierig haben sie alles genommen, was sie kriegen konnten. Während das arme Volk hungert und an trockenen Heringen

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