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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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minimaler Vorbereitung hinter sich gebracht hatte. 450 Meilen war er von zwei Stadtgardisten begleitet in nur sieben Tagen geritten, eine beachtliche Heldentat, die Holk allerdings nicht nur Hochachtung und Anerkennung einbrachte. Seine Pferde wie auch sein Hinterteil hatten einstimmig beschlossen zu Schmollen und bis auf Weiteres kein Wort mehr mit Holk zu wechseln.
    »Die Piraterie ist für uns ebenso zur Plage geworden, wie für jeden anderen im Norden der Welt«, setzte der alte Mann auf dem Thron fort und strich nun statt über seinen Bart über das polierte, silberne Prankenkreuz am Ende der Kette um seinen Hals.
    Jonathan horchte auf. Zusammen mit Thomas, Von Cord und einigen weiteren Rittern war Giles dabei Meldungen über Waren- und Truppenbewegungen auf der großen Tischkarte mit kleinen Holzklötzchen zu vermerken.
    »Allein in diesem Jahr haben wir vier Schiffe verloren«, sagte Hochmeister Conrad mit einem bittersüßen Lächeln, das Holk auch so hätte verstehen können, dass vier Schiffe wahrlich ein Klacks waren, im Vergleich zu den Verlusten der Kaufleute oder der Königin Margarete. »Dennoch gibt es da einen Aspekt, den Ihr außer Acht gelassen habt, hoher Ratsherr«, kam Conrad endlich zum Punkt und Holk wusste, dass es nun spannend werden würde. Der Ratsherr hob eine Augenbraue und ermunterte den Hochmeister damit, die Katze aus dem Sack zu lassen.
    »Rom, werter Holk, Rom«, legte Conrad los. »Mit Argusaugen 112 blickt man von dort auf jeden unserer Schritte. Der Orden befindet sich in einer profunden politischen Krise. In ganz Europa erzählt man sich Schauergeschichten und Lügen von expansionshungrigen Ordensrittern, die unter dem Deckmantel der Missionierung einen Landstrich nach dem anderen annektieren«.
    Holks Gehirn bekam den Eilantrag seiner Schneidezähne zugestellt, an der Unterlippe knabbern zu dürfen. Der Antrag wurde abgelehnt.
    »Nun«, wandte Holk ein und konnte das glühend heiße Eisen förmlich sehen, das der Hochmeister ihm entgegenhielt, »ganz so schlimm ist Euer Ruf wohl nicht, ehrwürdiger Hochmeister«. »Das meint ihr«, meinte Conrad und meinte in Wirklichkeit, dass Holk es nicht meinte. Diplomatie war tatsächlich ein schwieriges Feld. »Keine Intrige wird ausgespart um uns vor der Kurie in Rom oder den europäischen Fürstenhäusern bloßzustellen«.
    Der Hochmeister beugte sich vor und Holk nahm das zum Anlass, einen Schritt weiter vorzutreten. Jonathans Ohren spitzten sich derweil so sehr, dass Thomas prompt ein Grinsen auflegte. »Soll ich dir ein Hörrohr bringen lassen?«, flüsterte er leise, aber so verschwörerisch, dass er sich selbst zum Kichern animierte. Jonathan knuffte seinen Freund geistesabwesend und brachte ihn zum Schweigen.
    »So sehr mir die Lage auf Gotland auch missfällt, Ratsherr«, resümierte Conrad leiser als zuvor, »ich sehe mir die Hände gebunden. Ein Angriffskrieg gegen ein christlich bevölkertes Land ist im Augenblick eine Unmöglichkeit«.
    Damit war alles gesagt.
    Holk nickte. »Hochmeister, ich kann mich auf Eure Diskretion verlassen. Diese Aktion muss geheim bleiben«. »Seid unbesorgt«, versicherte ihm Conrad, »ich wünsche Euch viel Glück und Gottes Segen. Möge der Herr Euer Schwert leiten«.
    Holk verbeugte sich knapp und verließ dann eilig den Hochmeisterpalast. Er hatte einen weiten Heimweg vor sich, die Armada würde nicht auf ihn warten.
    »Ich werde für Euch beten«, murmelte Conrad leise.
    Jonathan sah dem Ratsherrn hinterher.
    Da ging seine Chance auf Rache.
    »Warte ab, Jonathan«, rief der Hochmeister eben so laut, dass Jonathan es verstehen konnte. »Warte ab«.

    112 Aus der griechischen Mythologie; der Riese Argos hatte hundert Augen.

37 Windstille und pralle Nachmittagssonne hatten die Luft um den Brunnen herum kräftig aufgeheizt. Broklas war immer noch dabei, das seltsame Gerät auf dem Dreibein zu justieren, während sich Corin nach getaner Arbeit eine kurze Pause gönnte.
    »Was macht er dort?«, erkundigte sich Sophia, die schon im Schatten des Brunnens auf Corin gewartet hatte. Corin lehnte sich gegen die Brunnenmauer und schnaufte. »Wir bauen ein Instrument«, erklärte Corin freudig und geduldig, »mit dem man die Position der Fixsterne genau messen kann. Und zwei kleine Ticks, so wie Turmuhren, nur kleiner. Er hat eine Idee, eine Theorie, dass wenn man die Position eines Sternes kennt und die genaue Zeit bestimmt, man genau ausrechnen kann, wo man gerade ist«.
    Sophia schien den Nutzen dieser

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