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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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unter das gerade bearbeitete Pergament und stand so forsch auf, dass Clingenberg und Van Attendorn neugierig zu ihm aufsahen.
    »Werte Herren. Dann werde ich mich persönlich zur Marienburg aufmachen und mal ein Wörtchen mit dem Hochmeister reden«. »Jetzt?«, fragte Clingenberg ungläubig. »Natürlich«, preschte Holk mit einem Aktionismus weiter, für den Van Attendorn ihn auf der Stelle hätte knuddeln können, »die Armada läuft in 18 Tagen aus. Jede Stunde zählt«.
    Holk legte seinen unbearbeiteten Stapel an Papieren auf den Stapel von Clingenberg und stürmte aus dem Ratszimmer.

35 Der Rote Rabe lief nur acht Tage nach Beginn der Exkursion Kurierquetsche wieder in den Hafen von Visby ein. Das bereits aus weiter Ferne gesichtete Piratenschiff sorgte bei seiner Ankunft für reichlich Aufmerksamkeit, nicht nur Sture und Otto Peccatel standen auf den Holzstegen und der Felsenmole, auch Dutzende andere Piraten hatten sich versammelt, platzend vor Neugierde.
    »Wir haben es«, brüllte Corin von der Reling aus und wedelte mit dem Pergament. Claas stand hinter ihm, winkte und grinste.
    Kurze Zeit später hatte man den Raben mit langen Seilen so dicht an die Pier gezogen, dass Corin über eine Landungsplanke als erster das Schiff verlassen konnte. Sture und Peccatel waren sofort bei ihm und die Traube von neugierigen Piraten folgte ihrem Kommandanten wie ein kleiner Bienenschwarm. »Hier. Lies selber«, gluckste Corin fröhlich und reichte Sven Sture das Schriftstück. Der ließ sich das nicht zweimal sagen, nahm die Botschaft und studierte sie.
    »Corin«, hörte man Broklas’ Stimme durch das Gewühl rufen und Corins Miene wurde noch ein wenig heller, als sie ohnehin schon war. Der Junge bahnte sich einen Weg durch die Menge und traf auf den Wissenschaftler, der zusammen mit Sophia gerade erst angekommen war. Beide waren sichtlich aus der Puste.
    »Broklas!«, freute sich Corin und umarmte seinen Mentor. Für Sophia kratzte er eine demütige Verbeugung und ein Lächeln zusammen. Sophia lächelte zurück, nickte und bahnte sich ihrerseits einen Weg durch das Getümmel.
    Sture hatte das Schriftstück gerade fertig durchgelesen, als ihn von der einen Seite Claas und von der anderen Seite Sophia erreichten.
    »Sie konzentrieren sich auf einen Seekrieg«, murmelte Sture vor sich hin. »Vielleicht sollten wir eine Sitzung einberufen«, schlug Sophia vor und bemühte sich bei der Gratwanderung zwischen zu forsch und zu devot nicht in die Tiefe zu stürzen. Sie fiel zwar nicht, aber Sture ignorierte sie dennoch.
    »Gut, Leute, hier ist der Plan«, begann er seine spontane Rede, kletterte auf eine nahe Holzkiste und schaffte es innerhalb weniger Augenblicke jedem Anwesenden einmal in die Augen zu blicken. Selbst die Möwen wurden still.
    »Otto, mach’ die Festungen kampfbereit. Ich will, dass sich während des Angriffs alle Männer hinter den Festungsmauern aufhalten. Claas, sorg du mir dafür, dass die großen Schiffe in Sicherheit gebracht werden. Du weißt schon wo. Der Hafen ist mir zu unsicher«.
    Claas nickte. »Winterfels«, bestätigte der Kapitän und meinte das nur Ausgewählten bekannte Versteck, in dem die Piratenschiffe den Winter überdauerten.
    »Dann los Männer«, stachelte Sture die Piraten an, »wir haben noch neun Tage bis zum 28. Juli«. Otto übernahm für ihn und kletterte auf die Kiste, während Sture herunter sprang. »Gebt den Anderen Bescheid, Männer«, brüllte Peccatel, »ich möchte die ganze Bande bei Sonnenuntergang vor dem Westtor sehen!«.
    Sture wendete sich der Herzogin zu. »Und Ihr, meine großmächtige Durchlauchtigkeit«, sagte er leise zu ihr, »habt eine ganz private Sitzung mit mir, heute Abend«.
    Sophia verfluchte sich dafür, dass das einzige, was man an ihr als schlagfertig bezeichnen konnte, ihr Mund war, der soeben mehrfach auf und zu ging, ohne aber ein einziges sinnvolles Wort zu produzieren. Stattdessen gab sie eine Tonfolge von sich, die entfernt an ein sehr leise gurrendes, epileptisches Rebhuhn erinnerte.
    Doch Sture war bereits davon stolziert und präsentierte dem Universum seine makellosen weißen Zähne.
    »Und wir sehen uns bei Sonnenuntergang hier beim Raben«, gab Claas seinen Männern zu verstehen, »das wird eine harte Nacht, also stürzt nicht gleich die Becher, ihr Höllenhunde. Das gilt übrigens auch für Höllenwelpen, Corin«. Die Männer lachten und gingen auseinander.
    Sophia stand immer noch an der Pier, starrte auf die Schiffe im Hafen und

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