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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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Studien nicht auf Anhieb zu begreifen, denn sie zog skeptisch die Augenbraue hoch und lächelte verschmitzt. »Das kann ich dir auch so sagen, Corin. Wir sind auf Gotland. An einem Brunnen«. Den letzten Satz sagte sie, als ob Corin ein kompletter Vollidiot sei, und genau so fühlte der sich auch gerade.
    »Ja, ja«, versuchte er zu beschwichtigen, »es ist ja auch nur ein Experiment«. Aber Sophia war schon richtig in Fahrt. »Broklas«, rief sie dem Wissenschaftler herüber, »wir sind auf Gotland! An einem Brunnen!«. Sie zeigte auf das Bauwerk, an dem sie lehnten und versuchte nicht zu lachen. Broklas schnaubte verächtlich, murmelte etwas von dem sich Corin sicher war, dass es sogar Käpt’n Claas eine anerkennende Schamesröte ins Gesicht treiben würde, zog sein rotes Gewand zurecht und fuhr mit seinen Werkereien fort.
    »Bitte tut das nicht, Durchlaucht«, bat Corin Sophia leise. »Aber mal ehrlich«, konterte sie umgehend, »das ist doch total verrückt, was er da macht«. »Nein, ist es nicht. Selbst wenn das Experiment nicht klappt, wird es einen Nutzen haben und sei es nur, dass ein anderer weiß, wie man es nicht macht«.
    Sophia wollte einwerfen, dass diese Worte so gar nicht nach Corin klangen und zweifellos von Broklas stammen mussten. Aber da war ihr schon ein anderer Gedanke über die Lippen gehopst. »Ist das nicht entsetzlich langweilig?«, fragte die Herzogin und sie musste sich selbst eingestehen, dass das reichlich böse von ihr war.
    Corin sah Sophia so durchdringend an, dass ihr Gehirn umgehend anfing, eine Entschuldigung zusammenzubasteln. Gerade als der Satz fertig war und Sophias Gehirn noch ein paar bezaubernde i-Punkte als Garnierung zu verteilen gedachte, um sich dann stolz zurückzulehnen und auf die Abholung der famosen Abbitte durch das Sprachzentrum zu warten, machte Corin die herrliche Verzeihung nutzlos.
    »Herauszubekommen wie die Welt funktioniert«, sagte Corin ruhig, »wie kann das langweilig sein?«. Corins Wangen fingen an zu glühen. Nicht wegen Sophia. Sondern weil gerade etwas Neues in ihm eingezogen war. Kein flüchtiger Gedankenfetzen, der nur mal eben zu Besuch kommt und gleich wieder geht. Nein, das war irgendwie anders. Seltsam, ungewohnt. Es war eher wie bei einem lieben Freund, den man schrecklich vermisste, aber bei dem man plötzlich entdeckte, dass er eigentlich nie gegangen war, sondern es sich schon vor einiger Zeit sehr gemütlich bei einem zu Hause gemacht hatte. Und dieser Freund hatte es auch noch geschafft, die ganze Bude zu renovieren, ohne dass Corin auch nur einmal einen Hammer hatte klopfen hören.
    »Na, ihr beiden Hübschen«, raunzte Charlotte und alle Ziegen Gotlands verspürten in diesem freudigen Moment erstmalig die Existenz ihrer lang gesuchten Übermutter, »wie geht es denn so?«.
    Die Kaufmannstochter stand am Brunnen und warf den Holzeimer über den Mauerrand mit so viel Verve in die Tiefe, als ob sie mit Hochgenuss ein Todesurteil am Galgen vollstrecken würde. »Ich hoffe ihr habt einen schönen Abend?«, ätzte Charlotte weiter und alle Blümchen, Insekten und Amphibien im Umkreis von mehreren hundert Fuß hielten den Atem an. Für Vögel und Nager, da war sich Corin sicher, kam bereits jede Hilfe zu spät. Er sprang in die Höhe und fuchtelte ungelenk mit den Armen. »Hallo Charlotte!«, begrüßte er sie, »wie schön dich zu sehen!«.
    »Das hier ist Sophia«, stellte Corin die immer noch sitzende Herzogin vor und setzte dann im Flüsterton fort, »die Herzogin von Mecklenburg!«. Charlotte brummte etwas, was aber auch daran liegen konnte, dass das Seil der Brunnenwinde sich soeben verheddert hatte. Die junge Frau zerrte wütend an der Leine, schnaubte zornig die Luft aus den Lungen und trat mehrfach sinnlos gegen die Brunnenmauer.
    Ein rasendes Wildschwein, das gerade seine Lieblingssau beim Würfelspiel verzockt hatte, war dagegen wie ein artiges, müdes Ferkel, kam es Corin in den Sinn, obwohl das mit den Geschlechtern irgendwie nicht passen mochte. »Ich wollte dich fragen«, wagte er sich vor, »ob du morgen Abend mit mir zum alten Wachturm reitest«.
    Dass praktisch der Ausnahmezustand herrschte und in wenigen Tagen eine große Schlacht bevorstand, hatte er komplett verdrängt. Und Sophia hielt es für besser, den Mund zu halten.
    Charlotte hielt inne und ihr Zorn löste sich in Luft auf. »Wirklich?«, zirpte sie, aber durchaus noch mit einer würzigen Ladung Skepsis. Corin strahlte. »Ja«. Charlotte ließ das Seil los und

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