Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
Vom Netzwerk:
jeder Beziehung gesundheitsschädigend. Denn fünf Schritte weiter packte ein Pirat die Gelegenheit beim Schopfe und trieb sein Schwert mit Wucht in die Brust des fliehenden Beamten. Zitrone gurgelte auf und fiel zu Boden. Er seufzte tief und sein Gesicht drehte sich gen Himmel.
    Da! Waren dort nicht ganze Herden trächtiger Eselstuten und gigantische Stapel in Gold gefasster Jahresberichte zu sehen?
    Ja.
    Zitrone lächelte.
    Zitrone starb.
    »Nein«, brüllte Corin, knüllte das Pergament in seiner Linken, zog seine Cinquedea mit der Rechten und war mit drei Sätzen bei Zitrones Mörder.
    »Corin!«, wies Claas den Jungen brüllend zurecht, aber der Pirat hatte schon den ersten Angriff pariert. Bevor der Mann aber auch nur an eine weitere Attacke denken konnte, hatte Corin die eigene Waffe im Handgelenk herum geschwungen und die Schwerthand des Seeräubers getroffen. Der ließ sofort die eigene Waffe fallen und bevor er den Schnitt auf seinem Handrücken betrachten oder auch nur der erste Bluttropfen aus der Wunde quellen konnte, hatte er auch schon Corins Cinquedea am Hals.
    »Corin!«, grölte Claas noch einmal, »das reicht jetzt! Und nutzen tut es auch nichts mehr«.
    Corin funkelte den Piraten böse an, aber das schien den Mann, der gut einen Kopf größer war als Corin, wenig zu beeindrucken. Im Gegenteil. Er grinste.
    »Corin, gib mir den Brief«, wollte Claas nun beschwichtigen. Corin holte tief Luft und gehorchte. Er ließ von seinem feixenden Gegner ab und Claas gab dem Mann ein Zeichen sich gefälligst in Luft aufzulösen.
    »Kannst du lesen?«, fragte Corin seinen Kapitän und Claas brummte irgendetwas Gutturales, das in allen Sprachen der Erde gemeinhin mit Nein übersetzt werden konnte. Corin entknüllte das Pergament und versuchte um die Löcher und Blutflecken herum etwas zu entziffern.
    »Es ist von Königin Margarete«, bestätigte er triumphierend und wies mit dem Finger auf das Siegel Margaretes. Dann begann er zu lesen. »Ehrenwerte Herren… sechs bis zwölf Schiffe… die aus Kalmar kommend… vor Gotland auf die Flotte treffen… wie von Euch erbeten am Morgen des vierten Tages nach Christopherus 111 … im Jahre unseres Herren 1396«.
    Das war es.
    Der junge Giles sah auf und strahlte. »Wir haben es!« rief er, reckte das Pergament in die Höhe und die gesamte Meute fing an zu jubeln.
    Erst ein paar Augenblicke später fing Corin an zu begreifen, dass man dem Gegner zwar nun alle entscheidenden Details abgerungen hatte.
    Das änderte aber nichts daran, dass sich eine mächtige Koalition anschickte, Gotland noch in diesem Sommer anzugreifen. Und Corin und seine Seeräuberkumpanen allesamt zum Trocknen an die frische Luft zu hängen.

    109 hinten
    110 Gemalt auf einer Tafel, in diesem Fall ein Stück Holz
    111 Gedenktag an den Heiligen Christopherus: 24. Juli

34 Van Attendorn stand am Fenster des großen Arbeitszimmers, hatte das Element mit den Buntgläsern aufgeklappt und sah hinaus auf den Hafen. Die treibenden Kräfte hinter der Expedition, von der sich das Händlerimperium den überfälligen Befreiungsschlag von der Geißel der Piraterie erhoffte, hatten ihre Lagezentrale kurzerhand in Van Attendorns Haus verlegt. Das prächtige Gebäude stand im Gegensatz zum Rathaus direkt am Wasser und bot so besten Überblick. Knapp die Hälfte der Hafenanlage hatte man abgesperrt und für die Gotlandflotte reserviert. Eine ganze Armada von mittleren und größeren Segelschiffen wurde überholt, beladen, umgebaut. Tag und Nacht dauerten die Arbeiten an.
    Es klopfte an der Tür. Clingenberg und Holk, die am großen Konferenztisch saßen und Unmengen von Papieren und Pergamenten durchgingen, riefen gleichzeitig »herein«. Ein Schreiber trat ein und brachte zur Freude der beiden Ratsherren weitere Schriftstücke.
    »Immer noch keine Nachricht«, wollte Clingenberg wissen, »von der Königin oder dem Ritterorden?«. Der Schreiber verbeugte sich knapp, »nein, hoher Herr«, und eilte wieder hinaus. »So wie wir Nybur zu Margarete geschickt haben, hätten wir auch einen Botschafter an den Hochmeister senden sollen, nicht nur einen Briefkurier«, ärgerte sich Van Attendorn und trabte vom Fenster zurück an den Tisch, wo er sich erschöpft in einen opulenten Stuhl fallen ließ.
    »Nybur ist aber auch noch nicht wieder aufgetaucht, mein Bester, insofern sehe ich den Unterschied nicht«, unkte Clingenberg ohne sich von der Ausrüstungsliste, die er gerade las, abzuwenden.
    Holk schnaufte, setzte sein Siegel

Weitere Kostenlose Bücher