Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
Vom Netzwerk:
mehr da, um Bericht zu erstatten. Holden kniete vor ihrer Hoheit und ließ geduldig und mit gesenktem Blick die Proteste über sich ergehen.
    »Habe ich so sehr gesündigt, oh Herr«, verlangte Margarete auf der Stelle vom Lieben Gott zu wissen, »dass du mich mit hirnlosen Heeresführern strafst, die nicht mal die Zitze einer Kuh finden würden, wenn man sie mit dem Gesicht auf einen Euter drückt«.
    Holden überlegte, ob dieses Gleichnis irgendetwas zu bedeuten hätte und sah sich schon unter eine Kuh gefesselt über die endlosen Ebenen Skandinaviens galoppieren. Da er aber gar kein Heerführer war, nicht mal ein Politiker, konnte er mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen, dass das nur so dahin gesagt war, von Ihrer Großmächtigkeit. Hoffentlich.
    Margarete lief auf und ab. Ihr Kopf dröhnte. Dieser wundervolle Plan von Lodehat, ohne nennenswerten Einsatz ein Spiel zu gewinnen, war ein gigantischer Reinfall. Margarete schnaubte wütend und ihr Blick blieb auf dem Kopf des Admirals hängen, den Holden hübsch dekoriert auf einem silbernen Tablett vor sich präsentiert hatte. Was dachte sich dieser Gesandte eigentlich, dieses stinkende Körperteil hereinzubringen?
    »Schafft dieses Ding raus«, blaffte sie Holden an, »und macht ja das Tablett ordentlich sauber. Und dann holt mir den Bischof, aber schnell«.
    Die Königin sauste aus dem Audienzzimmer, hetzte dicht gefolgt von mehreren Bediensteten mehrere Gänge entlang und stürmte schließlich in ihr großes Schlafgemach, dessen Tür sie ihren erschöpften Bediensteten ins Gesicht schlug.
    Der kleine König Erik saß auf dem Boden des weiträumigen Schlafzimmers und spielte mit Holzfiguren. Zwei Hofdamen saßen am Fenster und waren in ihre Handarbeiten vertieft.
    »Raus. Ihr beiden. Jetzt«, pfiff Margarete die beiden Bediensteten an. Die Königin war tatsächlich nur sehr selten schlecht gelaunt und entsprechend nur selten derart ruppig im Umgang mit ihren Untertanen. Aber heute, fand sie, hatte sie sich das Recht ruppig zu sein mal wieder verdient.
    Die beiden Damen sprangen auf und verließen eilig und geneigten Hauptes den Raum.
    Margarete huschte an Erik vorbei, der sie mit großen ängstlichen Augen ansah, und setzte sich in einen der Stühle am geöffneten Fenster. Die Regentin atmete tief durch und massierte sich die Schläfen.
    »Haben dich mal wieder unsere Schweden geärgert, Tante?«, fragte der kleine König zaghaft und schaffte es, Margarete ein kleines Schmunzeln zu entlocken.
    »Nein«, sagte sie, »dieses Mal sind es die Kaufleute, die Hanseliga«.
    Erik verzog das Gesicht. Mit dem Minischwert eines blauen Holzmännchens klopfte er auf den Kopf einer schwarzen Soldatenfigur und führte so etwas wie eine Hinrichtung durch. Früh übt sich.
    »Blöde Hanse«, murmelte er schmollend und nutzte die günstige Gelegenheit, noch ein paar andere Figuren, die sich im letzten Spiel schlecht benommen hatten, zu exekutieren. Früh übt sich.
    Es klopfte an der Tür und Margarete hoffte für wen auch immer da draußen, dass es Lodehat war. »Herein«.
    Es war Kanzler Bischof Lodehat und der Mann trug immer noch seinen komischen, schmalen Schnauzbart.
    Der Kanzler marschierte an Erik vorbei, verbeugte sich kurz vor dem kleinen König, ging dann weiter zu Margarete, verbeugte sich nochmals, und ließ sich dann nach Margaretes Einladung auf dem anderen Stuhl vor dem Fenster nieder.
    »Offensichtlich hat die Liga unser kleines Problem auf Gotland nicht lösen können«, berichtete Margarete ihrem Kanzler. »Das habe ich bereits gehört«, bestätigte der Bischof mit dem gebührenden Quäntchen Enttäuschung in der Stimme.
    »Das ist sehr ärgerlich. Glücklicherweise waren es nur ein paar unserer Schweden, die da auseinander gefallen sind«, ätzte Lodehat, »tja, es braucht eben mehr als das Geld der Kaufleute, um es mit Stures hellem Köpfchen aufzunehmen«. Das war das Stichwort, bei dem Margarete die Augen schließen musste. »Sture«, stöhnte die Regentin und griff nach dem Silberkreuz auf ihrer Brust.
    »Es bleibt meine feste Überzeugung, Hoheit«, suchte der Bischof seine Königin von potentiellen Dummheiten abzuhalten, »dass wir das militärische Risiko nicht eingehen können, alleine gegen Gotland zu ziehen«. Aber das wusste die Regentin ja schon lange.
    Margaretes Daumen fuhr über den Elfenbeinstein auf dem Kreuz, der das Portrait ihres verstorbenen Sohnes zeigte. »Vielleicht müssen wir das gar nicht«, flüsterte sie nachdenklich, und als die

Weitere Kostenlose Bücher