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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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die zwanghafte Entlüftung heißer Gase durch sämtliche Körperöffnungen gleichzeitig hielt.
    »Gott«, flehte Jonathan, aber Gott war, wie so häufig, nicht in Stimmung. »Nein, der war nicht dabei, aber sehr nahe dran«, kommentierte Von Cord und fand das wohl sehr lustig. »Walpot«, begann Jonathan aufzuzählen, »Kerpen, Bart«.
    Eine weitere halbe Stunde dauerte die Übung noch.
    Dann endlich machten die drei an einem Bach im Schatten einer großen Buche Rast.
    Nachdem Jonathan und Thomas wieder einigermaßen zu Atem gekommen waren, wuschen sie sich und legten sich erschöpft auf eine angrenzende Wiese. Von Cord spazierte inzwischen gut gelaunt im Schatten des Baumes und suchte nach essbaren Bucheckern.
    »Ritter Von Cord«, sprach Jonathan seinen Meister an, ohne sich von der Wiese zu erheben, »glaubt Ihr, dass der Orden irgendwann gegen die Piraten ziehen wird?«. Thomas stöhnte leise. Es war immer dasselbe mit Jonathan.
    Von Cord lachte, knabberte eine Buchecker auf, aß die kleine dreikantige Nuss darin und warf die leere Schale fort. Dann lehnte er sich gegen den großen Baum und ließ sich von dessen gewaltiger Krone beeindrucken.
    »Ich werde dir eine kurze Lehrstunde in europäischer Politik geben, Jonathan«, plauderte er schließlich los und lächelte dabei.
    Von Cord wusste, wie ungeheuer komplex die Welt tatsächlich war. Nichts ist wirklich einfach, war Von Cords Devise, und je einfacher man es sich machte, desto mehr Fehler beging man. Den politischen Status Quo in drei Sätzen zusammenzufassen war also nicht weniger als kühn. Oder dämlich. Vermutlich beides, denn auch die Relation dieser beiden Eigenschaften untereinander begründete eine weitere Von Cord’sche Devise.
    »Europa ist schwach«, begann der Ritter seinen Abriss, »Frankreich und England verheert und geschwächt von ihrem lächerlichen Krieg 115 gegeneinander. Die Kirche tief gespalten, mit zwei Päpsten in zwei Reichen 116 . Das Heilige Römische Reich ohne starken Kaiser, nur einem faulen König, der in Prag in seinem Schloss sitzt und mit seinen Hunden spielt«.
    Von Cord knabberte eine weitere Buchecker auf und sog den schmackhaften Kern heraus. Thomas kam nicht umhin sich vorzustellen, dass Von Cord die Nüsse in einer Wangentasche lagerte, dann im Garten vor der Marienburg heimlich auf einen Baum klettern würde, um die Beute als eiserne Reserve für harte Winter in einem alten Astloch einzulagern.
    »Und weißt du, was die hohen Herren dieses schwachen Europa ausbrüten?«, fragte Von Cord rhetorisch und neigte seinen Kopf zur Seite. Weder die Rhetorik, noch Jonathan, noch Thomas wussten die Antwort.
    »Sie denken darüber nach, unseren heiligen Orden in den Südwesten zu schicken, als eine Art Barrikade für die nach Europa drängenden Türken. Klingt nicht sonderlich verlockend, oder?«.
    Von Cords Dramatikattacke ließ Jonathan ziemlich kalt. »Können die das einfach so bestimmen?«, wollte Jonathan trotzdem wissen. »Na ja«, brummte Von Cord und tötete eine weitere Buchecker per Genickbiss, »einfach so nicht. Aber es soll dir zeigen wie sehr wir aufpassen müssen. Wie sehr der Bruder Hochmeister aufpassen muss. Wenn es um Politik geht, wenn es um militärische Aktionen geht, muss er Rückendeckung aus Rom haben, um sich vor den europäischen Regenten rechtfertigen zu können«.
    Damit war seine Frage beantwortet, befürchtete Jonathan. Den wirklich großen Coup gegen die Piraten würde er nicht erleben.
    »Armer Joie«, frotzelte Thomas, »er kann einfach nicht abwarten seine Piraten abzumurksen«. Jonathan schnitt ihm zur Antwort eine Grimasse, die Tom bedeuten sollte, dass er sich seine Meinung in getrocknete Kuhfladen gestopft, mit Dornenzweigen umwickelt und einer hübschen Butterblume verziert, sonst wo hineinstecken sollte.
    »Mach dir keine Sorgen, Knappe Jonathan«, munterte Von Cord ihn lachend auf, »du wirst noch früh genug Gelegenheit bekommen, deine Piraten zu treffen«.
    »Knappe Jonathan«, murrte Giles Junior leise vor sich hin. Dass der von Sophia verliehene Rittertitel nur eine Luftnummer war, hatte sich Jonathan natürlich denken können. Er stand auf und schlenderte missmutig zum mächtigen Stamm der Buche, um ebenfalls ein paar Nüsse zu ergattern.
    »Ich werde mal für kleine Ritter«, kündigte Von Cord immer noch lachend an und steuerte auf ein nahes Wäldchen zu, in dem er alsbald verschwand.
    Thomas sah Jonathan auf den Knien nach den Eckern forsten und sein Jagdtrieb war ebenfalls

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