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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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umgeben, die zwar vor Wellen schützte, nicht aber vor Blicken. Der Hafen war nahezu leer.
    Sture stützte die Arme auf die Steinmauer der Brüstung und beugte sich vor.
    Jacob Holk kniff die Augen zusammen. Die Hafenanlagen waren deutlich zu sehen. Wo waren die Schiffe? Wo waren die Piraten?
    Corin schluckte und spürte, dass die Hand auf seiner Schulter immer fester zupackte.
    Die Dorothea hatte die Mole fast erreicht. Der Kapitän ließ die Segel reffen um die Geschwindigkeit des Schiffes zu verringern.
    Admiral Bester sah aus den Augenwinkeln die Nordflotte wie vereinbart aufschießen 113 . Die Schiffe drehten in den Wind, die Mannschaft reffte einen Großteil der Segelfläche zu kleinen, schmalen Paketen. Die Schiffe kamen zum Stillstand.
    Sture hob seinen rechten Arm.
    Die Dorothea war noch drei Schiffslängen von der engen Molendurchfahrt entfernt. Fünfzig bewaffnete Söldner hatten sich an Deck versammelt.
    Broklas schnaufte.
    Bester hob seine Hand und peilte an seinem rechten Zeigefinger vorbei.
    Sophia hielt den Atem an.
    Die Dorothea war noch zwei Schiffslängen von der Molendurchfahrt entfernt.
    Holk tat es Bester nach, hob seinen Finger, wusste aber nicht so recht, was er mit der kleinen Extremität eigentlich anstellen sollte.
    Otto Peccatel strich über seine Glatze.
    Noch eine Schiffslänge.
    »Da sind eine Menge Leute auf den Festungstürmen«, brummte Bester.
    Claas kraulte nervös seinen blonden Vollbart.
    Der Bug der Dorothea schob sich zwischen die beiden Molenköpfe.
    »Jetzt!«, brüllte Sture und riss seine Hand herunter.
    Es knallte sechsmal grollend.
    »Broklas!«, schrie Corin und duckte sich unter der Hand des Wissenschaftlers weg, weil diese ihm gerade die Schulter zerquetschen wollte.
    Hinter einer vorgelagerten Festungsmauer schossen sechs gigantische Hebelarme in die Luft. Am Ende der Arme waren Schlingen befestigt, die wiederum am Ende in einem offenen Ledersack ihre tödliche Munition auf Geschwindigkeit brachten. Die Bliden beschleunigten die gewichtsgenormten Steinkugeln mit ungeheurer Kraft. Die Geschosse heulten durch die Luft und gingen exakt dort zu Boden, wo man es vorher ausgetestet hatte. In der Molendurchfahrt.
    Fünf der sechs schweren Brocken trafen die Dorothea mit voller Wucht. Zwei Geschosse durchschlugen ohne Mühe die Schiffswand und rissen so große Löcher, dass die Dorothea sofort auf die Seite fiel. Zwei weitere Felsen schlugen auf der Oberseite des Seglers ein, rasierten über das Deck und töteten auf der Stelle mehrere Soldaten. Das fünfte Geschoss traf den Hauptmast, der einknickte und auf das sich neigende Deck stürzte.
    Innerhalb eines kurzen Augenblickes hatten die Bliden die Dorothea zu einem Wrack zerfetzt. Das unglückliche Schiff kenterte, lief in der Hafendurchfahrt auf Grund und zerbrach in zwei Teile.
    *
    Admiral Bester traute seinen Augen nicht. Die Dorothea existierte nicht mehr.
    »Es ist wie ich sagte«, kommentierte Holk das Desaster mürrisch, »die Piraten haben sich in der Festung verschanzt. Eine Seeschlacht hätten wir gewinnen können – eine Belagerungsschlacht an Land ist für uns ohne jede Chance«. Bester drehte sich zu Holk um und der Ratsherr bat seinen Schöpfer in einem Stoßgebet, dass es der Wind war, der dem Admiral die Feuchte in die Augen trieb - und nicht der Wahnsinn.
    Bester schob seinen Unterkiefer vor und seine hängenden Wangen zitterten vor Erregung. Gerade wollte er etwas erwidern, das nicht nur eine neue Rekordmarke auf der nach oben offenen Fluchskala markierte, sondern ihn vermutlich auch den Kopf gekostet hätte.
    »Sechs Schiffe backbord voraus!«, brüllte der Ausguck und Bester hatte sich sofort wieder unter Kontrolle.
    Tatsächlich. Sechs große Schiffe kämpften sich aus Westen kommend gegen den Wind. Bester traute seinen Augen nicht. »Da sind sie!«, grunzte er so laut und kraftvoll, als ob er selber eine Blide wäre, die tödliche Steingeschosse aus dem Mund schießen konnte. »Beidrehen«, grölte er seine Adjutanten an und seine feuchten Augen wurden so groß und standen so weit vor, dass Holk befürchtete, Besters Lider könnten vollständig in den Augenhöhlen verschwinden. »Beidrehen!«, wiederholte er, »sofort! Kurs auf die Piratenschiffe! Bereit machen zum Entern!«.
    Ein Großteil der Flotte hatte innerhalb weniger Augenblicke die Segel gesetzt und wendete umgehend. In langer Formation, die schnellsten Schiffe mit dem Flaggschiff an der Spitze, näherte sich die Armada auf direktem Kurs den

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