Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
Vom Netzwerk:
sehr Schleimiges aus dem Sonderbotschafter herausgeplumpst wäre. Der Ratsherr fragte sich, ob er für den Mann vielleicht die Hebammen rufen lassen sollte.
    »Ihre Großmächtigkeit wird außer sich sein«, quetschte Holden lautstark hervor, »eine unfassbare Konzentration an Inkompetenz, die einfach infam ist!«. Der Gesandte wedelte mit den Armen und Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn.
    Van Attendorn, Holk, Clingenberg, Helsing und ein halbes Dutzend weiterer Ratsherren hatten sich in dem Konferenzraum versammelt und blickten beschämt auf das Holzparkett oder die schönen Tischintarsien, so, als ob sie gerade von Zwergenmama Holden den Anpfiff ihres Lebens bekämen, weil sie beim Spielen den Hund angezündet hatten. Nur, dass der Hund eine Flotte Königin Margaretes war und Mutter Holden gerade ein Kind bekam.
    Einige hohe Räte räusperten sich leise, andere trommelten zaghaft mit den Fingern auf dem Tisch herum, an dem sie saßen. Van Attendorn hatte seinen Lieblingsplatz am offenen Fenster eingenommen und starrte ohne jegliche Gesichtsregung in den Himmel vor sich.
    Holden holte japsend Luft und schrie dann weiter. »So etwas hätte nie und nimmer passieren dürfen und wird die allerschärfsten Konsequenzen nach sich ziehen«, quiekte er und sein Gesicht war nun dunkelrot.
    Pressen, dachte Clingenberg, pressen!
    Holk seufzte. »Wisst Ihr, Sondergesandter Holden«, kam der kleinlaute Versuch der Rechtfertigung, »die Schiffe Ihrer Durchlaucht sahen ja nicht gerade nach Kriegsschiffen aus«. Der dicke Helsing stupste den hohen Ratsherren so intensiv an, dass die Edelsteine in Helsings opulenter Kopfbedeckung klackerten. Seine großen Augen flehten, doch bitte den Mund zu halten. Aber es war ja schon zu spät.
    Holden wurde hysterisch. »Wollt Ihr nun auch noch die Hilfsbereitschaft Ihrer Großmächtigkeit in den Dreck ziehen?«, grunzte Holden und sein ganzer Körper zitterte und krampfte. Die Ratsherren verneinten entrüstet und warfen Holk gespielt böse Blicke zu.
    Clingenberg erwartete nun jeden Augenblick Holdens kleines Höllengör aus dessen Rock plumpsen zu sehen.
    »Das ist infam!«, kreischte Holden heiser, »infam, infam, infam!«. Holden versuchte Luft zu schnappen, aber sein Atemapparat schien nur noch bedingt zu funktionieren.
    »Die Hanse wird umfangreiche Reparationszahlungen zu leisten haben«, schrie Holden nach einer kleinen Pause aus Leibeskräften und zuckte spastisch, »von einer offiziellen Entschuldigung des gesamten Rates will ich gar nicht erst reden!«.
    Plumps. Das Zorneskind war geboren und klatschend auf dem Fußboden des Ratszimmers gelandet. Dort quäkte das hässliche Höllending mit seinen sechs Köpfen noch ein paar Mal, spukte ein wenig Geifer um sich, fraß dann die saftig-bittere Nachgeburt auf und schlief endlich ein. Muttertier Holden beruhigte sich langsam wieder.
    Der Sondergesandte holte tief Luft und seine Gesichtsfarbe wechselte von weinrot zu hellrot. Mit einem Tuch wischte er sich die Tränen von den Wangen und den Schweiß von der Stirn. Dieser kleine Ausbruch tat ihm gut, dachte er, und sollte ihn ein wenig dafür entschädigen, was er sich von der Königin würde anhören müssen.
    »Ich hoffe es ist allen Anwesenden klar«, sagte Holden schließlich ruhig, »dass man den Kopf des Verantwortlichen fordern wird«.
    *
    Admiral Bester liebte Hinrichtungen. Besonders die wirklich lustigen.
    Der Rat hatte dem Admiral einen Barbier bestellt, der nun seine Frisur auf ein sommerlich passendes, angenehmes Maß zurückstutzte.
    Das war sehr zuvorkommend, danke schön, dachte Bester spöttisch.
    Jetzt kamen auch noch zwei freundliche Herren, die ihm vorsichtig das Hemd herunterstreiften, um Schultern und Nacken freizulegen. Lieben Dank, werte Herren.
    Der Henker fasste mit beiden Händen sein riesiges Richtschwert, holte aus, schlug zu, und Besters Kopf flog in einem hübschen Bogen in das bereitliegende gemütliche Stroh. Ein wenig herumspritzendes Blut sorgte dann doch noch für eine kleine Sauerei.
    Admiral Bester liebte Hinrichtungen. Besonders die wirklich lustigen.
    Aber diese hier war irgendwie doof gewesen.

41 »Wie kann eine solche Ansammlung von Inkompetenz unter Gottes leuchtendes Antlitz treten ohne zu Staub zu zerfallen?«, schrie Königin Margarete wutschnaubend als sie den Rapport des Sondergesandten Holden entgegennahm.
    Gerüchte über ein Scheitern der Expedition kursierten schon seit einigen Tagen, aber von den eigenen Schiffen war niemand

Weitere Kostenlose Bücher