Sophie und der feurige Sizilianer
ich Ihre Schwestern kennen müsste?“, fragte Marco, ohne auf ihre nichtssagende Antwort einzugehen.
„Ich bin immerhin eine von Oscar Balfours Töchtern!“
Seine Miene verriet, dass er den Namen ihres Vaters nicht zum ersten Mal hörte. Doch beeindruckt wirkte Marco Speranza kein bisschen. „Ich habe den Mann nie getroffen, aber natürlich von ihm gehört. Und Ihre Schwestern würden mir wahrscheinlich auch mehr sagen, wenn ich die Art von Klatschpresse mögen würde, in der sie, wie man munkelt, regelmäßig auftauchen.“
„Nun, Sie sind in diesen Blättern auch nicht gerade ein seltener Gast!“, hielt Sophie ihm – in ihrer Familienehre gekränkt – entgegen. „Und meine Schwestern reißen sich beileibe nicht darum, auf Schritt und Tritt fotografiert zu werden.“ Dass sie derlei Gelegenheiten aber auch nicht aus dem Weg gingen, behielt sie lieber für sich.
„Warum müssen wir überhaupt über Ihre Schwestern reden?“, erkundigte Marco sich.
Sophie schaute ihn an und schwieg verblüfft. Über die Jahre hatte sie sich längst daran gewöhnt, als Schlusslicht in der Reihe ihrer Geschwister zu gelten, die immer und überall im Mittelpunkt des Interesses standen. Dass irgendjemand eher gelangweilt auf das Lieblingssujet sämtlicher Paparazzi reagierte, irritierte und verunsicherte sie. Zum ersten Mal in ihrem Leben machte sie die Erfahrung, dass ihr die elegant ausgespielte Balfour-As-Karte keinen Extrapunkt einbrachte.
„Ihre Schwestern mögen ein faszinierendes Thema abgeben“, ergriff Marco erneut das Wort, da von ihrer Seite keine Reaktion erfolgte, „aber gerade jetzt habe ich ganz andere Probleme, die meine Aufmerksamkeit erfordern. Außerdem …“
„Wissen Sie was?“, fuhr Sophie zu ihrer eigenen Überraschung gereizt auf. „Am liebsten würde ich das Ganze hier einfach sterben lassen!“
„Sterben lassen? Wen?“, fragte Marco mit dem Gefühl, etwas verpasst zu haben.
Energisch schob sie die Mappe mit den Unterlagen ein Stück näher zu ihm hin. „Keine Angst, ich habe schon verstanden. Sie interessieren sich weder für mich noch für das, was ich Ihnen anzubieten habe. Und Sie mögen vielleicht zu Recht darüber verärgert sein, dass Amber nicht persönlich zu diesem ersten Meeting erschienen ist. Aber ich bin mir ganz sicher, unsere Gestaltungsvorschläge und Entwürfe werden Sie beeindrucken.“
Mit klopfendem Herzen beobachtete sie Marco Speranzas Mienenspiel, während er die Mappe öffnete und den Inhalt sichtete. Doch seine stoische Miene gab keinen Aufschluss. Besonders angetan war Marco tatsächlich nicht … außer von der unglaublichen Hartnäckigkeit seiner jungen Besucherin.
„Der erste Eindruck kann manchmal täuschen“, hörte Sophie sich zu ihrer eigenen Überraschung einwerfen.
Da er gerade dasselbe gedacht hatte, schaute er überrascht auf. „Glauben Sie das wirklich?“
„Ich weiß es“, erwiderte sie steif. „Und natürlich sind das hier auch nur Roughs – grobe Entwürfe –, was nicht allein an der kurzen Zeit liegt, die uns zur Verfügung stand. Es sind Gedankenskizzen, die in erster Linie als Gesprächsgrundlage dienen sollen, da meine Chefin sehr viel Wert darauf legt, den Klienten von Beginn an in die konstruktive Planung mit einzubeziehen.“
Zum Glück erinnerte sie sich gerade noch rechtzeitig an Ambers Ratschlag!
„Und Sie sind nicht einfach nur ein Klient, sondern ein sehr bedeutender Mann, Mr Speranza “, fügte sie mit einnehmendem Lächeln hinzu. „Amber ist am Boden zerstört, dass sie nicht selbst hier sein kann, und ich war nicht ihre erste Wahl“, bekannte sie ehrlich. „Eigentlich nicht einmal die zweite …“
Ob Aufrichtigkeit in einem Fall wie diesem die richtige Strategie war, wusste Sophie nicht, aber irgendwie erschien es ihr unumgänglich, mit offenen Karten zu spielen. Der rasiermesserscharfe Blick, mit dem ihr potenzieller Auftraggeber sie musterte, sprach allerdings nicht unbedingt dafür.
„So, Miss … Amber hatte also vor, persönlich zu kommen, weil ich … wie nannten Sie es noch so schön? Ach ja, weil ich ein ganz besonderer Klient bin! Weit kann es mit meiner extremen Wichtigkeit allerdings nicht her sein, da sie es vorgezogen hat, in England zu bleiben. Was, sagten Sie noch, hat ihre Chefin daran gehindert, selbst zu kommen?“
„Amber musste leider … ehrlich gesagt, lag es an einer Fettabsaugung, bei der etwas schiefgelaufen ist“, erklärte Sophie und schauderte allein bei der Vorstellung. „An
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