Sophie und der feurige Sizilianer
trug. Sie lief in Richtung des Palazzo .
Warum den Gärtnern fast die Augen aus dem Kopf quollen, verstand Marco nur zu gut. Die Shorts waren sehr knapp, das T-Shirt sehr eng, und sie waren eben auch nur Männer! Nicht, dass diese Erkenntnis seine Laune hob!
Er erwischte Sophie kurz vor der Terrasse.
„Oh, hallo …“ Sie war stehen geblieben, als sie ihn ihren Namen rufen hörte. Atemlos, nicht nur vom Laufen, stand sie mit in die Hüften gestemmten Fäusten da und schaute ihm entgegen. Jedes Mal war Sophie aufs Neue von Marcos Ausstrahlung überwältigt, selbst wenn sein Gesicht einer Gewitterwolke glich wie in diesem Moment.
„Du bist nicht angezogen“, sagte sie streng, um ihre Gefühle zu verbergen.
Er musterte sie von den geröteten Wangen bis hinunter zu den nackten Füßen. Das leuchtende Pink auf den Zehennägeln war neu, ebenso die sanfte Sonnenbräune. Der Anblick ihrer nackten Haut verfehlte niemals seine Wirkung auf ihn.
Frustriert kämpfte Marco gegen das heftige Ziehen in seinen Lenden an. „Bisher hat dich das nie gestört“, murmelte er. „Außerdem bist du auch noch nicht fertig, aber die Shorts gefallen mir. Trägst du eigentlich Unterwäsche?“
Die Röte auf Sophies Wangen vertiefte sich.
„Nicht, dass ich etwas dagegen hätte“, beeilte er sich zu versichern. „So verlieren wir wenigstens nicht zu viel Zeit, wenn wir …“
„Nichts da!“, stoppte Sophie seine ausschweifende Fantasie. „Die Zeit reicht gerade noch, um sich einigermaßen präsentabel für den Ball zu machen. Außerdem …“
„Außerdem ist es nicht nur dein wundervoller, aufreizender Körper, nach dem ich hungere“, unterbrach er sie neckend. „Und bevor du mir unterstellst, dich allein als Sexobjekt anzusehen, lass mich dir eines sagen: Ich bewundere auch deinen Verstand und dein …“
„Ich habe absolut nichts dagegen, als Sexobjekt zu gelten“, nahm Sophie ihm den Wind aus den Segeln. Zum ersten Mal fühlte sie sich auch genau so: weiblich, sexy, begehrt … und vollkommen versöhnt mit ihren üppigen Kurven. Und das verdankte sie allein Marco, der ihr beigebracht hatte, sich selbst durch seine Augen zu sehen. „Genau genommen gefällt es mir sogar ausgesprochen gut.“
Marcos Lächeln schwand vor dem offenen Verlangen in ihren strahlend blauen Augen. Wenn er sich jetzt nicht zusammenriss …
„Dio mio, Cara!“ , stöhnte er dumpf auf. „Schau mich nicht so an, sonst kann ich für nichts garantieren. Vielleicht sollten wir lieber das Thema wechseln“, entschied er nach einem schnellen Blick in die Runde, der ihm verriet, dass sie natürlich im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit standen.
Enttäuscht schob Sophie die Unterlippe vor, was ihn dann doch wieder zum Lachen reizte. „Was trägst du da eigentlich auf dem Kopf?“, wollte er wissen.
„Lockenwickler“, klärte Sophie ihn auf. „Julia hat meine Haare eingedreht.“
„Wer ist Julia?“
Sie hob erstaunt die Brauen. „Natalias Enkelin.“
Da Marco sich an ihrem reizenden Gesicht nicht sattsehen konnte, spielte er auf Zeit. „Wer ist Natalia?“
Jetzt verstand sie und lächelte zärtlich. „Die Frau, die dir in den letzten dreißig Jahren dein Essen gekocht hat. Pass auf, dass du dich nicht festguckst“, warnte sie ihn spöttisch.
„Du bist eben wirklich unwiderstehlich!“, gestand Marco. „Aber warum lässt du dein Haar von Natalias Enkelin machen? Habe ich nicht gesagt, du sollst eine Stylistin aus Palermo einfliegen lassen und … schon gut, mach was du willst“, bremste er sich, als er Sophies Gesichtsausdruck sah.
Sie konnte manchmal störrischer sein als ein Muli … und anschmiegsamer als eine Schmusekatze. Dabei war sie sich ihrer Wirkung auf das andere Geschlecht nicht einmal bewusst.
Wenn Marco es sich überhaupt erlaubte, daran zu denken, dass sie ihn bald verlassen wollte, verspürte er einen heftigen Stich im Herzen. Besonders bei dem Gedanken, dass womöglich ein anderer Mann sich an ihren körperlichen Vorzügen und ihrem offenen, liebevollen Wesen erfreuen durfte. Aber vielleicht war es ja auch jemand, der ihr die Liebe schenken konnte, die sie verdiente.
Wenn er Sophie heiratete, würde er sie unter Garantie unglücklich machen.
Genau! Indem du sie einfach ziehen lässt, rettest du sie davor, an gebrochenem Herzen zu sterben. Du bist ein wahrer Held, Marco! verspottete ihn die hartnäckige Stimme in seinem Hinterkopf, die er immer öfter zum Schweigen bringen musste.
„Ich muss jetzt los“,
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