Sophie und der feurige Sizilianer
mehr Zeit als in Palermo und arbeitete sogar zunehmend im Home-Office , wenn es um ihn herum nicht gerade von Bauarbeitern wimmelte, die hämmerten, sägten oder auf andere Weise seine Konzentration störten.
„Nicht wirklich.“ Sophie legte ihren Stift zur Seite, erhob sich langsam und kam auf ihn zu. Allerdings stürmte sie nicht wie gewohnt in seine Arme, registrierte Marco mit zunehmendem Unbehagen.
„Was ist los?“
„Amber hat sich heute telefonisch bei mir gemeldet. Sie erzählte mir, dasses von Purnell , einer der größten, prestigeträchtigsten Einrichtungsfirmen des Landes, eine aktuelle, sehr interessante Stellenausschreibung für einen Interieurdesigner gibt.“
„Mit Land meinst du natürlich England.“
Sophie nickte und bemühte sich um ein Lächeln, das ihren Herzschmerz verbergen sollte. Hatte sie nicht alles versucht, um zu verhindern, dass sie sich ernsthaft in Marco Speranza verliebte? Hatte sie nicht mit aller Macht versucht, sich einzureden, dass es ihr reichte, im Hier und Jetzt zu leben, bis der Tag kommen würde, an dem sie …
Und jetzt war der Tag da, und ihr brach das Herz.
„Wo sonst sollte ich mich nach einem neuen Job umschauen?“ Ambers Anruf beschleunigte nur eine anstehende Entscheidung, die sie lieber verdrängt und vor sich hergeschoben hatte. „Hättest du etwas dagegen – es war übrigens Ambers Idee –, wenn ich meine Arbeit hier als Referenzobjekt in meine Bewerbungsmappe mit aufnehme?“
Marco antwortete nicht, dafür war er noch viel zu geschockt, doch Sophie interpretierte sein Schweigen ganz anders.
„Ich weiß, dass ich dir viel verdanke. Hättest du mir nicht die Chance gegeben … ich meine, noch vor wenigen Wochen war ich in jeder Hinsicht eine blutige Anfängerin und konnte höchstens von einem Job wie diesem hier träumen. Natürlich weiß ich nicht, ob mir bei meinem nächsten Klienten etwas Ähnliches gelingt, und wenn ich …“
„Du planst also, auch mit deinem neuen Klienten ins Bett zu gehen?“, unterbrach er sie barsch.
Bei dieser Frage zuckte Sophie zusammen, als hätte sie eine Ohrfeige bekommen. Sie durfte jetzt auf keinen Fall zusammenbrechen. Tapfer hob sie das Kinn und sah Marco fest in die Augen. „Hast du mir nicht genau deshalb den Job gegeben?“
„Nein, den hast du bekommen, weil ich dein Potenzial gesehen und an dich geglaubt habe.“
Sie ließ sich von seinem ruhigen Tonfall nicht täuschen. Hinter der unbewegten Miene versteckte Marco seinen Ärger. Und wenn sie diesbezüglich noch Zweifel gehabt hätte, so brauchte sie nur seine Körpersprache zu analysieren, wie er steifbeinig zum Schreibtisch ging und nach dem Notizbuch griff, das sie dort abgelegt hatte. Während er die letzten Seiten in ihrer säuberlichen, fast peniblen Handschrift überflog, wurde seine Miene immer düsterer.
„Hast du ihn vielleicht schon auf eine deiner geliebten To-do-Listen gesetzt?“, fragte er völlig irrational. „Als potenziellen Liebhaber, sozusagen?“
Allein die Vorstellung, so absurd sie auch war, sandte Sophie eisige Schauer über den Rücken. Schlimm genug, dass ihr ein Leben bevorstand, in dem sie jeden Mann, der sich zukünftig für sie interessierte, automatisch mit Marco Speranza vergleichen würde! Musste er selbst sie jetzt auch noch mit der Nase darauf stoßen?
„Und wenn es so wäre?“, fragte sie schnippisch und hielt vor Schock den Atem an, als Marco ihr Notizbuch in der Mitte durchriss und über die Schulter nach hinten warf.
„Versuch doch mal, ein wenig spontan zu sein, Cara !“, forderte er. „Deine Listen langweilen mich noch zu Tode!“
„So wie ich dich offensichtlich auch inzwischen.“ Fassungslos schaute Sophie auf die Überreste ihrer sorgfältig erstellten und täglich ergänzten Aufzeichnungen. „Aber da ich eine Balfour bin …“
„Wenn du den verdammten Namen noch einmal erwähnst, schwöre ich dir …“
Was auch immer er hatte sagen wollen, wedelte Sophie mit einer Handbewegung weg, als verscheuche sie eine lästige Fliege. „Eine Balfour lässt niemals eine angefangene Arbeit unbeendet“, erklärte sie hoheitsvoll.
Marco musterte sie mit einem Blick, der widerstrebende Anerkennung ausdrückte. „Weißt du eigentlich, wie sehr du dich inzwischen von dem Mädchen unterscheidest, das ich schlafend in meinem Büro vorgefunden habe?“, fragte er rau.
„Da war ich bereits über vierundzwanzig Stunden auf den Beinen“, verteidigte sie sich sofort.
„Ich rede nicht von den Falten und
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