Sophie und der feurige Sizilianer
Knittern in deinem unmöglichen Outfit“, knurrte er. „Am besten gefällst du mir sowieso völlig nackt.“
Instinktiv ballte Sophie die Hände zu Fäusten und atmete ein paar Mal tief durch. „Falls das als Kompliment gedacht war – ich weiß selbst, dass ich keine Modelmaße habe.“
„Tatsache ist, dass du deine Kleidung perfekt ausfüllst. Trotzdem würdest du dich nie zum Model eignen“, fiel er ihr ins Wort.
Na, besten Dank! dachte Sophie beleidigt, aber da sprach Marco auch schon weiter.
„Denn wenn du über den Catwalk läufst, interessiert sich niemand mehr für die Designerfummel, sondern nur noch für deine unglaublich aufreizenden weiblichen Formen. Zumindest alle Männer“, revidierte er seine Aussage noch zum Schluss.
Sophie blinzelte.
„Tu mir den Gefallen und triff keine Entscheidung vor dem Ball“, bat Marco gleich darauf mit völlig veränderter Stimme.
„Aber …“ Sophie begegnete seinem Blick und schluckte. „Okay, so lange kann ich wohl noch warten.“
Sieben Tage, um präzise zu sein.
9. KAPITEL
Die Woche verstrich, und etwaige Jobangebote kamen nicht mehr zur Sprache.
Sophie schüttelte das Kleid aus, das ihr gestern per Kurier geliefert worden war. Sie wusste immer noch nicht, ob sie Mia küssen oder verwünschen sollte. Hatte sie beim letzten Telefonat mit ihrer Schwester vielleicht doch zu übertrieben gejammert, als sie ihr gestand, sie hätte nicht den leisesten Schimmer, was sie zum Ball tragen solle? Vor allem, da ihr die Küche diesmal nicht als Versteck dienen konnte.
Und Mia, in der für sie typischen, fürsorglichen Art, stellte spontan ihr enormes Talent unter Beweis, indem sie ihr ein Ballkleid entwarf und schneiderte, das auf jedem Laufsteg das Highlightgewesen wäre!
Was für ein Kleid … reinster Hollywoodglamour!
Ginger Rogers wäre unter Garantie entzückt gewesen, mit Fred Astaire in dieser hinreißenden Kreation über die Tanzfläche zu schweben. Allein das dramatische Scharlachrot war ein Statement für sich! Dazu die hautenge Push-up - Korsage und der sexy Schwung des tellerweiten Seidenrocks …
Eine beiliegende Notiz in Mias zierlicher Handschrift besagte, dass es ihrer Meinung nach das perfekte Outfit für ihre Schwester sei. Die letzten Worte ließen Sophie allerdings unwillkürlich erröten: Darin wirst du ihn umhauen!
Möglich war es allerdings schon, dass sie Marco ihrer Schwester gegenüber ein oder zwei Mal erwähnt hatte …
Sophie hängte das Kleid an den Schrank und lief zu einer letzten Inspektionsrunde nach unten, bevor sie sich für die große Party fertig machen wollte. Als sie am Ballsaal vorbeikam, hörte sie das Orchester proben. Angesichts der dissonanten Laute, die an ihr Ohr drangen, hoffte sie inständig, die Musiker würden noch die richtigen Töne finden, bevor der Ball begann!
Doch genau wie ihr selbst blieb auch ihnen nicht mehr viel Zeit bis dahin. Nach einem nervösen Blick auf die Uhr widerstand Sophie nur mit Mühe der Versuchung, sich auf den Boden zu setzen und einfach loszuheulen.
Doch das würde auch nicht helfen, die Beleuchtungstechnik davon zu überzeugen, die roten Birnen, mit denen man ohne Rückfrage die kilometerlangen Lichterketten in den Bäumen bestückt hatte, gegen geschmackvollere weiße auszutauschen. Also wirkte sie mit erzwungener Ruhe und viel Diplomatie auf den Hauptverantwortlichen ein, sodass sie sich knapp zehn Minuten später zurückziehen konnte.
Hoffentlich holten sie auf dem Weg zu ihrem Gästezimmer keine weiteren Katastrophen ein!
„Wo ist Miss Balfour?“
Der Mann, der das Floristenteam überwachte, das üppige weiße Blumenarrangements an der Balustrade zum Pool anbrachte, wandte sich beim Klang von Marcos Stimme um und hob die Schultern.
„Sagen Sie mir jetzt nicht, dass sie gerade eben gegangen ist!“, drohte Marco dem armen Kerl. „Das höre ich jetzt schon über eine halbe Stunde von allen Seiten!“
Jeder, der ihn so sah, musste doch annehmen, dass die Frau sich absichtlich vor ihm versteckte.
„Nein, Sir, hier war sie noch nicht, aber ich denke, sie könnte dort drüben sein …“
Marco folgte seinem Blick und knirschte lautlos mit den Zähnen angesichts der Szenerie, die sich ihm bot. Sechs Männer der Gartenbaufirma, die einen Teil der Rasenfläche in eine romantische Rosenlaube verwandelten, standen wie angewurzelt auf ihren Leitern und starrten alle in die gleiche Richtung, einer Frau hinterher, die Shorts, T-Shirt und eine äußerst seltsame Frisur
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