Sophie und der feurige Sizilianer
zurück, die schon den ganzen Abend über nach ihr gegriffen hatte. Sie hatte es allen bewiesen und Erfolg gehabt – und auf eine seltsame Art hatte sie sich genau dadurch zur Regisseurin ihres eigenen Unglücks gemacht.
Ganz kurz war sie versucht gewesen, Marcos Antrag anzunehmen, doch dann wurde ihr plötzlich bewusst, wie sehr sie sich ausgerechnet durch ihn verändert hatte. Noch vor wenigen Wochen hätte die alte, unsichere Sophie mit Freuden akzeptiert, was er ihr bot. Jetzt wusste sie, dass sie mehr verdiente.
Sie verdiente einen Ehemann, der sie aufrichtig und von ganzem Herzen liebte.
Bevor Sophie den nächsten Schritt machen konnte, tauchten drei Gestalten in der Verandatür auf.
„Großartig! Genau, was ich jetzt brauche“, murmelte sie in sich hinein.
„Da ist sie ja!“, stellte Carlotta Speranza erfreut fest, eilte auf Sophie zu, legte ihr die perfekt manikürten Hände auf die bloßen Schultern und küsste sie auf beide Wangen. „So ein kluges Mädchen! Du darfst dich wirklich glücklich schätzen, Marco!“
Bevor Sophie reagieren konnte, fuhr die hauseigene Luxuslimousine schwungvoll auf dem mit Kies bestreuten Rondell vor. Der uniformierte Chauffeur sprang diensteifrig heraus und riss die Beifahrertür förmlich auf.
Die Ablenkung nutzend, lächelte Sophie in die Runde. „Es war nett, sie beide kennenzulernen“, wandte sie sich direkt an Carlotta und ihren distinguierten Begleiter, dann richtete sie sich noch einmal an alle: „Gute Nacht zusammen. Nicht böse sein, wenn ich mich jetzt zurückziehe, aber mir ist etwas kalt.“ Damit raffte sie erneut ihren Rock und war auch schon verschwunden, bevor jemand sie zurückhalten konnte.
Endlich allein!
Während draußen die Schritte der anderen auf dem Kies knirschten, ließ Sophie sich kraftlos auf den nächsten Stuhl sinken. Die langen Tische waren bereits abgeräumt. Seufzend streifte sie die hochhackigen Schuhe ab, massierte ihre schmerzenden Zehen und roch an dem Blumenarrangement dicht vor ihrer Nase. Es duftete noch verlockend, begann aber bereits zu welken.
Genau wie ich mich fühle!
Mit einem erneuten tiefen Seufzer streckte sie die Beine von sich und zuckte zusammen, als sie gegen etwas Hartes stieß. „Autsch!“
Als sie unter die lange Tischdecke schaute, musste sie unwillkürlich lächeln. Offenbar hatte hier jemand einen Champagnerkübel zunächst versteckt und später im Eifer des Gefechts vergessen.
Gut für mich! dachte Sophie, zog den schweren silbernen Kübel mit dem fast geschmolzenen Eis und einer unversehrten Flasche besten Champagners hervor und stellte ihn vor sich auf den Tisch.
„Warum nicht?“ Sie nahm die Flasche heraus und wischte mit der anderen Hand lässig das Wasser und die halb geschmolzenen Eisstückchen weg, die sich wie ein Sprühregen über ihr Kleid ergossen. Mit einiger Kraftanstrengung gelang es ihr, den Korken zu lösen. Suchend schaute sie sich nach einem Glas um, konnte aber keines entdecken.
„Macht nichts“, entschied sie großzügig. „Mich sieht ja keiner. Cheers !“
Sie nahm einen Schluck, und diesmal signalisierte ihr Seufzer Zufriedenheit.
„Genau das, was du brauchst, Sophie!“, entschied sie nach einem weiteren Schluck. „Auf mich! Die perfekte Gastgeberin, das wilde Party-Girl und die widerspenstige Braut.“
Mit den letzten Worten erlosch ihre gerade wieder angestiegene Laune.
„Sag es!“ , forderte sie den leeren Ballsaal auf.
„Was soll ich sagen?“, fragte eine tiefe Stimme in ihrem Rücken.
Sophie fuhr erschrocken herum, wobei sie fast die Champagnerflasche vom Tisch gefegt hätte. Dass du mich liebst! schrie es in ihr.
So groß und stark, ausgestattet mit diesem gewissen Freibeutercharme, ist er unter Garantie das Traumbild jeder Frau, dachte sie gleich darauf, während sie Marco entgegensah.
Und sie war es, die er heiraten wollte!
Das Wissen, dass sie ihn verlassen und vielleicht nie wiedersehen würde, lag wie ein Bleigewicht auf ihrem Herzen.
Und wenn ich es nicht fertigbringe? fragte sie sich beklommen.
„Musst du dich so anschleichen?“, fauchte sie, während sie fiebrig überlegte, ob sie nicht noch ein letztes Mal Sex mit ihm haben sollte.
„Du warst viel zu sehr damit beschäftigt, mit dir selbst zu reden, als dass du mich hättest hören können“, entgegnete er gleichmütig, zog einen Stuhl heran und setzte sich ihr genau gegenüber, so dicht, dass sich ihre Knie berührten.
„Deine Mutter ist inzwischen abgefahren?“
Seine Miene
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