Sophies größte Sehnsucht
nur, dass sie in ihrem neuen Zuhause glücklich war. Die großen Feiertage richtig zu feiern gehörte für sie dazu. Er konnte es ihr nicht antun, sie einfach ausfallen zu lassen.
„Was hältst du davon, wenn wir die Feiertage umtauschen?“
Lucys Augen leuchteten auf. Sie war so leicht zu trösten.
„Wir könnten am vierten Juli, wenn es in Australien kalt draußen ist, Truthahn essen und den Kamin anmachen, und an Thanksgiving, wenn wir hier Sommer haben, grillen wir. Und das Feuerwerk machen wir einfach draußen auf der Außenkoppel, dann erschrecken sich die Pferde nicht.“
Vor lauter Aufregung hüpfte Lucy auf ihrem Platz herum.
„Super.“ Sie strahlte.
Echt super. Er hatte schon genug damit zu tun, jeden Tag ein normales Gericht auf den Tisch zu bringen, jetzt musste er auch noch einen Truthahn zubereiten. Im Juli!
„Feiern wir dann ganz allein?“
Lark zuckte mit den Schultern. „Mal sehen, wen wir noch einladen wollen, wenn es so weit ist.“
Damit schien sie zufrieden zu sein. Sie lehnte sich wieder zurück und schaute aus dem Fenster.
Der vierte Juli. So lange war sein Leben von diesen Traditionen geprägt gewesen. Jetzt erinnerte er sich kaum noch daran.
„Letztes Jahr haben wir gemeinsam gegrillt, und anschließend musste ich zur Rodeo-Meisterschaft nach Las Vegas, weißt du noch?“
Nur um vom Pferd zu fallen und meine Karriere für immer zu beenden.
Doch diesmal würde er zu Hause bleiben. Essen kochen für sich und Lucy. Kein Rodeo, kein Drama, nur er und sie.
„Wirst du wieder mit dem Rodeo anfangen?“
„Nein, Liebling“, sagte er, „ich reite nur noch hier aus. Oder gemeinsam mit dir.“
Sie lächelte verschmitzt. „Du meinst, wenn ich ein eigenes Pony hätte.“
„Immer schön langsam, Fräulein. Alles zu seiner Zeit.“
Sie rollte die Augen wie ein Teenager, fing seinen Blick auf und lachte laut los.
In diesem Augenblick wusste Lark, warum er dieses Leben mit Lucy allem anderen vorzog. Auch wenn sein Rücken manchmal höllisch wehtat und er ihre Fragen aushalten musste, warum Mama verschwunden war.
Wenn sich alles so leicht und unkompliziert anfühlte, war er glücklich.
Lark streckte die Hand nach Lucy aus, und ihre kleine Hand schmiegte sich warm in seine.
Sein Leben war in Ordnung. So konnte es gerne bleiben.
Sophie stellte den Wagen ab und ging gleich zum Stallgebäude. An der Haustür klopfte sie gar nicht erst. Sicher war Lark bei den Pferden draußen.
Sie freute sich darauf, ihn wiederzusehen. Er war anders als die Männer, die sie sonst immer kennenlernte. Diese Karrieremänner in der Stadt, die es gewohnt waren, dass alle Frauen gleich in Ohnmacht fielen, nur weil sie Chirurgen oder Fachärzte waren. Und die Männer, denen sie hier begegnete, waren meist schon vergeben und glücklich verheiratet.
Lark war anders. Er wusste nicht einmal, dass sie eine erfolgreiche Kinderchirurgin war, dachte wohl immer noch, sie hätte ihr ganzes Leben im Tierheim gearbeitet. Und das war ihr ganz recht. Es gab auch Männer, die von ihrer akademischen Ausbildung eingeschüchtert waren und sich unterlegen fühlten, weil sie selbst nicht studiert hatten. Für Lark traf das wahrscheinlich nicht zu. Aber ihm musste sie auch nicht die starke Frau vorspielen, die unbeirrt ihren Weg geht. Eine echte Erleichterung.
Als sie sich den Koppeln näherte, hörte sie rhythmisches Hufgetrappel, dann sah sie Lark. Er stand im Zentrum eines runden Reitplatzes und arbeitete frei mit einem Pferd, das ihn umkreiste.
Sie näherte sich langsam, um nicht zu stören, und lehnte sich an den Koppelzaun.
Wow.
Lark gab wirklich ein beeindruckendes Bild ab. Mit dem Cowboyhut auf dem Kopf sah er noch größer aus. Er wirkte völlig entspannt und sprach mit leiser Stimme zu dem Pferd, das ihm mit anmutigen Bewegungen folgte.
Auf seinen Stimmbefehl hin fiel das Pferd in den Schritt und wandte sich ihm zu. Schnaubend kam es einige Schritte vor ihm zum Stehen. Lark streichelte ihm über die Nüstern und das kastanienbraune Fell.
Dann griff er in die Mähne und schwang sich elegant auf den Pferderücken.
So etwas hatte sie noch nie gesehen.
Kein Sattel, kein Zaumzeug. Nichts.
Nur Lark und das Pferd, auf das er sanft einredete.
Sogar ohne Zügel hatte er die völlige Kontrolle über das Pferd.
„Hi.“
Überrascht von der leisen hohen Stimme drehte sich Sophie um.
Oh.
Nicht weit von ihr stand noch jemand am Weidezaun: ein Mädchen, vielleicht sechs oder sieben Jahre alt. Über den schmalen
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