Sophies größte Sehnsucht
sieht es ziemlich beeindruckend aus.“
„Wollen Sie noch hierbleiben, bis ich mit Cougar fertig bin, oder haben Sie es eilig?“
Sie blickte sich um. Lucy war offenbar verschwunden.
„Cougar?“, hakte sie nach.
Lark nickte, während er den Hals des Pferdes streichelte. „Mein Bester. Ich habe ihn aus Kalifornien mitgebracht. Habe ihn eigenhändig großgezogen.“
Das erklärte einiges. Die beiden wirkten wie ein Körper, und einer schien die Gedanken des anderen lesen zu können.
„Ein paar Minuten habe ich noch Zeit. Dann würde ich mir gerne die anderen Pferde anschauen.“
Lark deutete mit dem Kopf zum Koppeleingang. „Kommen Sie doch rein. Sie können sich in die Mitte stellen, und ich erkläre Ihnen, was ich mache. Falls es Sie interessiert …“
„Klar, warum nicht?“ Sophie nickte und ging zum Gatter. Natürlich sah sie ihm gern bei der Arbeit zu, es lenkte sie ab und brachte sie auf andere Gedanken. Aber nur, solange sie allein waren. Wenn seine Tochter wieder auftauchte, würde sie sich aus dem Staub machen.
Lark wartete, bis sie in der Mitte angekommen war, dann begann er, in Kreisen um sie herumzureiten. Wie er das Pferd mit fast unmerklichen Gesten kontrollierte, war wirklich faszinierend. Völlig gebannt beobachtete sie ihn und vergaß darüber alles andere.
„Sehen Sie, wie ich den Schenkeldruck einsetze?“, flüsterte Lark ihr zu, ohne die Aufmerksamkeit von Cougar zu nehmen.
„Was meinen Sie?“
Lark ritt auf sie zu, sodass sie ihn von vorn sehen konnte, übte dann mit dem anderen Unterschenkel leichten Druck auf den Pferdebauch aus.
„Er weicht meinem Bein aus. So zeige ich ihm, in welche Richtung er gehen soll.“
Das Pferd begann zu traben.
„Wenn ich mit beiden Schenkeln gleichzeitig Druck ausübe, zeige ich ihm damit, dass er schneller laufen soll.“
Sie fielen in einen leichten Galopp. Sophie wirbelte um die eigene Achse.
„Und jetzt verändere ich meinen Sitz. Das ist das Signal für ihn, langsamer zu werden.“
Begeistert beobachtete Sophie die beiden, als sich Larks Gesicht plötzlich verzerrte und er das Pferd fast übergangslos zum Stehen brachte.
Hatte er Schmerzen? Wenn, dann war es nur ein kurzer Anfall gewesen, aber sie erkannte sofort, wenn jemandem etwas weh tat. Das brachte ihr Beruf so mit sich.
„Alles okay bei Ihnen?“, fragte sie.
„Natürlich, wieso fragen Sie?“ Lark versuchte ein Lächeln, aber sie erkannte sofort, dass er ihr etwas vormachte.
„Ich dachte nur. Einen Moment lang sah es so aus, als ob was nicht stimmt“, erklärte sie stirnrunzelnd.
Lark zuckte die Achseln. „Mir geht’s gut. Es ziept nur manchmal im Rücken. Alte Berufskrankheit.“
Sofort juckte es sie richtig in den Fingern. Wie gern hätte sie jetzt seinen Rücken untersucht. Vielleicht konnte sie ihm helfen, auch wenn Orthopädie nicht ihr Spezialgebiet war. Aber dann musste sie ihm alles erzählen …
Und dafür war es noch zu früh.
Lark lenkte Cougar in die Mitte und blieb ein paar Schritte neben ihr stehen.
„Sind Sie sicher, dass alles okay ist?“ Sie konnte es nicht lassen. „Ich könnte mal nach Ihrem Rücken sehen, wenn Sie da öfter Schmerzen haben.“
Sein Blick sprach Bände. Warum sollten Sie mir helfen können? Offensichtlich war er verstimmt, versuchte aber, es zu verbergen.
„Ende der Show“, sagte er und stieg ab.
Vielleicht litt er ja an Spätfolgen von dem Sturz, der seine Karriere beendet hatte. Aber sie traute sich nicht, weiterzufragen. Besser, sie vergaß endlich, dass sie Ärztin war, und machte nicht aus jeder Situation einen medizinischen Notfall.
„Verstehen Sie sich mit allen Pferden so gut?“
Jetzt lächelte er wieder, und diesmal erreichte das Lächeln auch seine Augen.
„Mit Geduld kann man jedes Pferd so weit bringen.“ Wieder strich er dem Pferd über den Hals und vergrub dabei seine Finger in der Mähne. „Cougar und ich arbeiten schon sehr lange zusammen. Und für einen Hengst ist er sehr respektvoll.“
Sophie hätte auch gerne das seidige Fell gestreichelt, aber sie hielt sich zurück. Sie wollte Lark nicht noch näher kommen.
Sein Anblick allein versetzte sie bereits in einen körperlichen und mentalen Ausnahmezustand. Ihm nahe zu sein, ließ ihr Herz rasen, ihre Haut kribbeln, ließ erregende Wärme durch ihren Körper strömen. Sie konnte sich seiner Ausstrahlung nicht mehr entziehen.
Auch der Schmerz, der ihm gerade noch zu schaffen gemacht hatte, schien nun verflogen. Jetzt schien er glücklich
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