Sophies größte Sehnsucht
er sie jetzt verstand.
„Als ich noch Rodeos geritten bin, war ich immer monatelang unterwegs. Ich habe viele Preise abgeräumt und ich habe mir eine Frau ausgesucht, die zu diesem Promistatus passte.“
Prüfend schaute er zu Sophie hinüber. Sie wirkte interessiert, also sprach er weiter.
„Ich will sie nicht schlechtmachen, damals schien sie die Richtige für mich zu sein – bildschön, extrovertiert, auf jeder Party gern gesehen. Dann wurde sie schwanger, wir bekamen Lucy, und alles lief wunderbar. Wir hatten mehr Geld, als wir ausgeben konnten, und führten ein sorgloses Leben. Als dann allerdings der Sturz meine Karriere beendete, haben wir gemerkt, dass unsere Ehe wohl doch nicht so perfekt war.“
Sophie stand auf und kam zu ihm.
„Was ist passiert?“
„Nachdem raus war, dass die Verletzung das Ende meiner Karriere bedeutete, wurde es plötzlich sehr still um mich. Ich war nicht mehr berühmt. Keine Interviews, keine Werbeverträge, keine Partys und roten Teppiche. Da verlor meine Ex das Interesse. Es war ihr ziemlich egal, wie es mir damit ging, dass ich meinen beruflichen Lebensinhalt verloren hatte. Als ich vorschlug, eine Ranch zu kaufen und Pferde zu züchten, hat sie nur gelacht. Ich hatte mehr als genug Geld verdient, wir hätten sorgenfrei leben können. Als Familie, sie und ich und Lucy.“
„Und das wollte sie nicht?“
„Nein. Sie wollte Geld ausgeben, Partys feiern, im Rampenlicht stehen. Auf einmal waren Lucy und ich ihr völlig egal. Also habe ich die Scheidung eingereicht. Ich war darauf vorbereitet, mich durch alle Instanzen zu klagen, um das gemeinsame Sorgerecht durchzusetzen, weil ich dachte, sie würde mir Lucy wegnehmen. Aber das war dann gar nicht nötig – sie hat mir das alleinige Sorgerecht geradezu aufgedrängt. Und dann hat sie Lucy bei mir zurückgelassen und sich nicht ein einziges Mal bei ihr gemeldet. Als hätte sie gar keine Tochter. Mittlerweile ist sie mit einem anderen prominenten Sportler verlobt.“
„Lieber Gott, die arme Lucy. Wie kann man einem Kind gegenüber nur so grausam sein? Das ist entsetzlich.“
Lark spürte seine Augen brennen. „Tja, so ist das Leben wohl. Ich hätte sie niemals heiraten dürfen. Aber dann hätte ich Lucy nicht, und sie ist das Wichtigste in meinem Leben.“
Das hätte er wohl etwas einfühlsamer formulieren sollen, denn Sophie zuckte bei seinen Worten zusammen. Ungewollt hatte er sie schon wieder daran erinnert, was sie niemals haben würde.
„Jedenfalls bin ich deshalb ziemlich vorsichtig, mit wem ich sie zusammenbringe“, versuchte er zu erklären. „Ich will nicht, dass sie sich noch einmal an jemanden gewöhnt, um dann womöglich wieder verlassen zu werden.“
Sophie seufzte. „Und genau das habe ich an dem Abend getan. Bin einfach ohne jede Erklärung aufgebrochen.“
„Ja“, sagte er leise. „Aber zum Glück war sie so aufgeregt wegen des Hundes, dass sie gar nicht gemerkt hat, wie seltsam du dich verhalten hast. Wo ist er eigentlich?“
Offenbar froh über den Themenwechsel, entspannte sie sich sichtlich.
„Bei meiner Mutter. Und dabei fällt mir ein, ich sollte sie dringend anrufen und ihr sagen …“
Sie wurde von einem lauten Knall unterbrochen, kurz darauf gingen die Lichter aus. Von jetzt auf gleich war es stockdunkel, der Fernseher verstummte.
Auch das noch.
Nur einen Sekundenbruchteil später spürte er, wie Sophie nach seiner Hand tastete. „Was war das?“, flüsterte sie.
„Nur zu viel Schnee auf einer der Leitungen“, erwiderte er, durch ihre Nähe ziemlich abgelenkt.
„Oh.“
Er lachte leise. „Damit können wir eine heiße Dusche wohl vergessen.“
Als es draußen wieder krachte, schmiegte Sophie sich an ihn. Instinktiv legte er den Arm um sie, zog sie enger an sich. Vielleicht keine gute Idee, aber sie hatte ja angefangen. Und er fühlte sich ihr so nahe, nachdem sie beide die Karten auf den Tisch gelegt hatten.
„Das ist nur das Wetter. Wenn es dunkel ist, kommen einem alle Geräusche lauter vor.“
„Hast du einen Notstromgenerator?“, fragte sie.
„Nein“, gab er zu. Zum Glück konnte sie seinen Gesichtsausdruck nicht sehen. Er hatte vorgehabt, sich darum zu kümmern, und es dann völlig vergessen. „Aber eine Taschenlampe. Und Kerzen.“
Sie löste sich nicht aus seinem Arm, selbst, als er sich in Bewegung setzte.
„Wenigstens haben wir schon gegessen“, sagte er tröstend. „Auf eine kalte Platte hätte ich jetzt keine Lust gehabt.“
Ihr leises Lachen
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