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Sophies größte Sehnsucht

Sophies größte Sehnsucht

Titel: Sophies größte Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Soraya Lane
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aber diesmal hat es mich einfach voll getroffen.“ Sie zögerte kurz. „Die Kleine war genauso alt wie Lucy.“
    Lark nickte und schwieg.
    „Als ich sie das erste Mal sah, war sie vier, fröhlich und aufgeweckt. Und als ich sie verloren habe, war sie sieben und vom Krebs gezeichnet.“
    „Es tut mir so leid, Sophie.“
    Nicht nur, weil sie das hatte durchmachen müssen. Sondern auch, dass er so hart zu ihr gewesen war und nur sich selbst gesehen hatte.
    „Sie hieß Rose. Ich werde sie niemals vergessen.“
    Weil Sophie ihm gegenübersaß und er sie nicht berühren konnte, senkte er den Blick, um ihr Zeit zu geben, die Tränen wegzuwischen.
    Allein der Gedanke daran, wie klein und verloren Lucy heute in dem Krankenhausbett ausgesehen hatte, brachte ihn fast selbst zum Weinen. Die Vorstellung, sie könnte etwas noch Schlimmeres haben als einen gebrochenen Arm, war unerträglich.
    „Und deshalb fiel es dir schwer, Lucy um dich zu haben?“, fragte er. „Weil dich die Erinnerung an Rose so traurig gemacht hat?“
    Wieder seufzte sie. „Das ist noch nicht alles.“
    Jetzt weinte sie wirklich, und er wusste nicht, was er tun sollte. Er wollte helfen, sie trösten, wusste aber, dass das unmöglich war.
    „Vor langer Zeit – sieben Jahren, um genau zu sein – habe ich eine Schwangerschaft abgebrochen.“
    Ihre Stimme brach, und er dachte schon, sie würde nicht weitersprechen, doch dann atmete sie zitternd ein und aus.
    „All die Jahre habe ich nicht weiter darüber nachgedacht, aber dann, nach Roses Tod …“
    Was sollte er dazu sagen? Er wusste ja nicht mal, was er denken sollte.
    „Danach ist das alles auf mich hereingestürzt, und es kam mir vor, als wäre es erst sieben Wochen her oder sieben Tage, dass ich diese schreckliche Entscheidung getroffen habe. Wenn ich etwas in meinem Leben rückgängig machen könnte, dann das. Ich würde alles andere aufgeben, um Mutter zu sein.“
    Es stand ihm nicht zu, ein Urteil über sie zu fällen. Was wusste er schon, wie es einer Frau ging, die in Schwierigkeiten steckte und dann auch noch schwanger wurde? Andererseits wusste er selbst nur zu gut, wie schön es war, ein Kind zu haben. Ein Leben ohne Lucy konnte er sich nicht mehr vorstellen.
    „In den letzten zwei Jahren hatte ich ein paar gesundheitliche Probleme und am Ende musste ich mir die Gebärmutter entfernen lassen.“ Sie sprach jetzt so schnell, als wäre sie fast froh, endlich alles auszusprechen. „Das war vor ein paar Monaten, und es hat mir den Rest gegeben. Ich werde niemals eigene Kinder haben, und das werde ich mir nie verzeihen.“
    Schweigend blickte er sie an. Sie weinte nicht mehr, versuchte, sich zusammenzunehmen, zitterte aber immer noch.
    Er schämte sich, weil er sie so falsch eingeschätzt hatte, ihr Weglaufen nur auf sich und Lucy bezogen hatte, wo sie in Wirklichkeit eine so schreckliche Last mit sich herumtrug.
    „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, erklärte er schließlich aufrichtig.
    Ihr Lächeln war unendlich traurig. „Es gibt nichts zu sagen, das ist ja das Problem. Niemand kann etwas daran ändern. Ich muss mit der Entscheidung leben, die ich vor sieben Jahren getroffen habe. Und mit den Konsequenzen, auf die ich nicht vorbereitet war.“
    „Aber du darfst dir nicht die Schuld dafür geben. Damals hattest du deine Gründe.“
    Ihr verzweifelter Blick traf ihn hart. „Ich war vierundzwanzig, und als Medizinstudentin konnte ich mir erfolgreich einreden, dass es nur ein Zellklumpen war und noch kein Kind. Dass ich meine Träume nicht aufgeben sollte, um zu versuchen, als alleinerziehende Mutter ein Kind großzuziehen. Und jetzt muss ich für den Rest meines Lebens mit dieser Entscheidung leben.“
    Lark stand auf und ging zu ihr, legte eine Hand auf ihre Schulter. Sie wehrte ihn nicht ab, aber er spürte deutlich, dass sie für Trost jetzt nicht empfänglich war.
    „Ich wünschte, ich hätte es früher gewusst“, sagte er, räumte die beiden Teller ab und trug sie zur Spüle, um ihr etwas Zeit zu geben. „Ich denke immer nur an Lucy, darüber vergesse ich manchmal alles andere.“
    „Wie meinst du das?“, fragte sie und wandte sich ihm zu.
    Er ließ heißes Wasser über die Teller laufen. Dann war er jetzt wohl dran. Über diese Dinge hatte er noch nie mit jemandem gesprochen. Aber Sophie hatte ihre Seele vor ihm offenbart, und er schuldete ihr dasselbe.
    Wobei er sich nicht gezwungen fühlte. Er wollte sich ihr öffnen, wollte, dass sie ihn so verstehen konnte, wie

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