Sophies größte Sehnsucht
unpassierbar.
Sie schluckte. Dann saß sie hier die ganze Nacht fest.
Allein mit Lark.
Vorsichtig tastete sich Lark zur Haustür vor. Normalerweise nahm er die Hintertür, aber die war abgeschlossen und Sophie würde ihn wahrscheinlich nicht hören, wenn er klopfte.
Es schneite immer noch, aber wenigstens war es windstill. Am meisten hasste er das Wetter hier, wenn eiskalter Regen von Windböen waagerecht getrieben wurde.
Unter dem Verandavordach zog er die Stiefel aus und ging hinein. Fast kam es ihm vor, als wäre er heute hier nur zu Besuch: Im Hintergrund hörte er den Fernseher laufen, im ganzen Haus brannte Licht, und es duftete herrlich aus der Küche.
Er hatte sich immer gewünscht, dass es so wäre, wenn er nach Hause kam. Seine Exfrau hatte auch ihre guten Seiten gehabt und sie waren einige Jahre lang glücklich gewesen, bevor es zur Krise kam – aber das Heimkommen hatte sich nie so gut angefühlt wie in diesem Moment.
Jetzt fehlte nur Lucy, aber daran dachte er jetzt lieber nicht, sonst würde er sofort wieder ins Krankenhaus fahren. Und das war bei diesem Wetter sicher keine gute Idee.
Also ging er in Richtung Küche – und blieb überrascht in der Tür stehen.
Sophie hatte ihren Pferdeschwanz gelöst, das seidige Haar fiel ihr offen über die Schultern. Sie stand mit dem Rücken zu ihm an der Arbeitsplatte und war dabei, etwas klein zu schneiden.
Eigentlich war er ihr noch böse, weil sie bei ihrem letzten Treffen ohne Erklärung aufgebrochen war, gerade als er dachte, sie wären sich näher gekommen. Aber sie in seiner Küche zu sehen, ließ ihn das fast vergessen.
Sie summte leise vor sich hin, schob das Geschnittene vom Brett in eine Pfanne auf dem Herd – und bemerkte ihn.
„Lieber Himmel, hast du mich erschreckt!“
„Tut mir leid, ich habe nur die Aussicht bewundert.“
Daraufhin wurde sie knallrot.
„Ich meinte nur …“, verbesserte er sich eilig, „… die Aussicht, dass jemand anderes in meiner Küche steht. Ich bin es nicht mehr gewöhnt, dass schon ein Feuer brennt und Essen auf dem Herd steht, wenn ich nach Hause komme.“
Offenbar hatte er das Richtige gesagt, denn sie entspannte sich wieder.
„Es ist nur ein Omelett, und ich weiß nicht, ob ich das mit dem Feuer richtig gemacht habe“, sagte sie.
Er ging zum Kachelofen in der Küche und öffnete die Feuerklappe. „Sieht gut aus, und hier drin ist es definitiv wärmer als draußen.“
Vorsichtshalber legte er noch ein großes Scheit nach, bevor er die Klappe wieder schloss, ins Wohnzimmer ging und dort ebenfalls das Kaminfeuer weiter entfachte.
„Ich habe kein Radio gesehen, also habe ich den Fernseher angemacht, wegen der Nachrichten“, erklärte sie, als er wieder zurück war.
„Und? Alle Straßen gesperrt?“
Sie verzog das Gesicht. „Ja. Es ist wohl der schlimmste Schneesturm seit zwanzig Jahren.“
„War ja klar.“
Fragend blickte sie ihn über die Schulter an. Die Versuchung, zu ihr hinüberzugehen und ihr die Hände auf die Schultern zu legen, sie zu berühren, war groß.
„Was war klar?“
„Dass das Wetter verrücktspielt, kaum, dass ich hierher gezogen bin.“
Sophie griff nach einem großen Teller und ließ geschickt das Omelett aus der Pfanne gleiten.
„Es kann auch seine schönen Seiten haben“, sagte sie. „Wenn man es drinnen warm und gemütlich hat und mit einem lieben Menschen und einem Glas Wein vor dem Kamin sitzt.“
Jetzt ging er doch zu ihr hinüber, aber nur, um ihr den Teller abzunehmen. Meinte sie ihn mit dem lieben Menschen oder war das nur eine Verallgemeinerung gewesen?
„Ist das Omelett für mich?“
Sie schaute ihn kurz an, senkte dann wieder den Blick, sodass ihre dichten schwarzen Wimpern ihre Augen verdeckten. Lieber Himmel, sie war so schön! Sein Ärger über ihren plötzlichen Aufbruch letztens war verflogen, und seine ursprünglichen Gefühle gewannen wieder die Oberhand. Es ließ sich nicht mehr leugnen – zwischen ihnen bestand eine besondere Verbindung.
Das spürten sie beide.
„Ich wusste nicht genau, was du magst, also habe ich mich einfach daran orientiert, was im Kühlschrank war.“
Noch immer wich sie seinem Blick aus.
Sie hätte das Omelett auch mit Schuhcreme füllen können – für ihn zählte nur die Tatsache, dass sie für ihn gekocht hatte. Dass sie jetzt vor ihm stand. Und er sie so gerne geküsst hätte.
„Keine Sorge, es wird mir schmecken.“
„Es sind Tomaten drin, Zwiebeln, Käse …“
Ohne den Blick von ihr
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