Sophies größte Sehnsucht
richtig wusste er noch nicht, was er mit ihr anfangen sollte. Sie war ganz anders als die Frauen, die ihn sonst interessierten. Andererseits hatte er auch nicht vor, sich in absehbarer Zeit überhaupt mit einer Frau einzulassen.
Wahrscheinlich mochte er sie deswegen.
Denn mit den Frauen, die ihn normalerweise interessierten, hatte er ja nicht besonders viel Glück gehabt.
Vielleicht war es doch für etwas gut, dass sie ihn gestern Abend fast überfahren hätte. Ohne ihre Hilfe hätte er sich noch mehr Ärger mit den örtlichen Behörden eingehandelt. Hoffentlich ergriff sie nun tatsächlich Partei für ihn. Sonst stand er ganz schön dumm da.
Missmutig beobachtete er die näherkommenden Wagen.
Nächstes Mal musste er wirklich vernünftiger sein. Zum Glück war wenigstens Lucy in der Schule. Undenkbar, dass sie mitbekam, wie er von der Polizei befragt wurde.
Als Sophie den Männern entgegenging, die aus den Autos stiegen, spürte sie, dass Lark sie beobachtete. Es fiel ihr schwer, sich nicht zu ihm umzudrehen.
Vielleicht war ja was dran an dem, was man sich in der Stadt so über Lark erzählte. Interessant war er allemal. Dazu groß, gut aussehend, fürsorglich – und ein wenig geheimnisvoll. Dass er als ehemaliger Rodeoreiter hart mit seinen Pferden umsprang, schien dagegen nicht zu stimmen.
Sie schüttelte den Kopf, als könne sie damit die Gedanken vertreiben. Es sah ihr nicht ähnlich, für jemanden, den sie kaum kannte, gleich Feuer und Flamme zu sein. Aber einen verführerischen Anblick zu genießen, war ja wohl erlaubt.
Schneid hatte er, das musste man ihm lassen. Er hatte immerhin einen Riesenärger in Kauf genommen, nur weil ihm die verwahrlosten Pferde so leidtaten.
Damit gehörte er aus ihrer Sicht definitiv zu den Guten.
3. KAPITEL
„Mr Anderson.“
Lark nickte knapp. „Was verschafft mir die Ehre?“
Er gab sich Mühe, nicht zu herablassend zu klingen, schließlich stand für ihn einiges auf dem Spiel. Hoffentlich kam er mit einem blauen Auge davon. Sophie fand es offenbar fragwürdig, wie er in den Besitz der Pferde gekommen war, aber sie schien ihn wenigstens zu verstehen. Auch wenn sie es trotzdem Diebstahl nannte. Mit ein wenig Glück war sie noch auf seiner Seite.
Ganz sicher war er sich da nicht. Aber wenn sie ihn jetzt im Stich ließ, konnte das weitreichende Folgen haben. Für ihn – und für Lucy.
Er war Lucys einzige Bezugsperson. Wenn die Polizei ihn verhaftete, war sie ganz allein. Es gab niemanden außer ihm, der für sie sorgen konnte. Selbst, wenn sie nicht ans andere Ende der Welt gezogen wären. Seine Tochter und er hatten nur einander, sonst niemanden.
Der Blick des Polizisten gefiel ihm ganz und gar nicht.
Wenigstens Sophie lächelte.
„Ich werde mir Notizen machen darüber, was Sie zu sagen haben, und die Tiere registrieren. Und Tim“, sie unterbrach sich kurz, „ich meine, Officer Brown, hat auch ein paar Fragen.“
Sophie lächelte ihm aufmunternd zu, als der Mann aus dem zweiten Wagen herankam.
„Das ist unser Tierarzt. Er wird die Pferde untersuchen und uns bei allem helfen.“
Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen strahlten. Sie war wohl die Art von Frau, die keine Angst hatte, sich die Hände schmutzig zu machen oder einen ganzen Tag im Freien zu arbeiten.
Lark gefiel es nicht, wie attraktiv er sie fand. Vielleicht lag es daran, dass sie so anders war als seine Exfrau: keine perfekte, mit Haarspray zementierte Föhnfrisur, keine dicke Schicht Make-up, keine falschen Wimpern. Einfach nur eine durch und durch echte Frau, die ihre Arbeit machte.
„Der Tierarzt wird uns also helfen?“, fragte er zweifelnd.
„Er wird feststellen, ob es sich hier tatsächlich um einen Fall von Vernachlässigung handelt“, erwiderte Officer Brown.
Lark schluckte die Bemerkung herunter, die ihm auf der Zunge lag. Was für ein Schwachkopf! Man brauchte doch keinen Experten, um zu sehen, dass sich seit Ewigkeiten niemand um die Pferde gekümmert hatte. Das war ziemlich eindeutig.
„Sollen wir ins Haus gehen oder können wir die Befragung hier durchführen?“, fragte Lark. Er versuchte, freundlich zu klingen, merkte aber selbst, dass es ihm nicht besonders gut gelang.
Sophie trat näher an ihn heran und gab ihm unauffällig einen Rippenstoß.
„Nehmen Sie sich zusammen“, flüsterte sie.
Auch darauf hätte er eine passende Antwort gehabt, doch auch die verkniff er sich. Er wollte Sophie nicht verärgern.
„Bringen wir es einfach hinter uns“, murmelte
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