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Sophies Kurs

Titel: Sophies Kurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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daß er für eine dringende Angelegenheit aus dem Raum zurückbeordert wurde.
    Lord Lychworthy sitzt an seinem Schreibtisch und schreibt etwas auf ein Papier. Kaum wird Mr. Cox angemeldet, schiebt er das Blatt beiseite und greift nach einem Umschlag, der daneben liegt.
    »Cox, einen guten Tag, Sir«, brummt er.
    Mr. Cox macht seine Verbeugung. »Eure Lordschaft, ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte.«
    Lord Lychworthy deutet auf den Sessel vor dem Schreibtisch. Er nimmt einen kleinen Gegenstand aus dem Umschlag, plaziert ihn auf seiner Handfläche und streckt sie Mr. Cox so entgegen, daß er den Gegenstand sehen kann. Es ist ein goldener Fingerring, mit einem Kristall besetzt, einem Oval aus feinem Marskristall mit seinem persönlichen Wappen, das auch das Auge und den Pfeil zeigt, die der Lord aus dem Wappen der Gilde übernommen hat.
    »Was ist das Ihrer Ansicht nach, Mr. Cox?«
    »Ihr Ring, Sir.«
    Mr. Cox hat ihn nicht gleich erkannt, nicht diesen besonderen Ring, und er fragt sich, ob er das sollte. Aber sein Herr sagt nur: »Genau.«
    Mr. Cox sieht zu, wie der Earl in den Umschlag faßt und ein großes gefaltetes Blatt Papier herauszieht, das präzise weibliche Schriftzüge trägt. Er entfaltet das Blatt und schaut darauf. Dann sagt er: »Vielleicht hätten Sie die Güte, mir zu erklären, wieso er mir vom Mars zurückgeschickt wird.«
    »Vom Mars?« wiederholt Mr. Cox verunsichert. Eine schreckliche Vermutung keimt in ihm auf.
    »Ja, Cox, vom Mars. Sie wissen es? Erinnern Sie sich, Cox: Es war doch auf dem Mars, daß wir uns das letzte Mal begegnet sind, nicht wahr?«
    Lord Lychworthys Stimme trieft vor Sarkasmus. Mr. Cox sieht ihn mit zusammengekniffenen Augen nachdenklich an. Der Hochmeister der Piloten-Gilde stößt das Papier zu ihm hin, als wolle er ihm einen Dolch in die Brust rammen. »Da, nehmen Sie, Mann! Lesen Sie!«
    Mr Cox überfliegt das Papier. Es ist ein Brief, adressiert an Lord Lychworthy, Io.
    »Laut, mein Herr!« fordert der Edelmann.
    Mr. Cox liest laut: »Von der Mutter Oberin des Konvents S. Sébastien, Ulsvar, Mars. Datiert vom Siebten des letzten Monats. ›Mein Herr, ich hoffe, dieser Brief erreicht Sie in Ihrer Zurückgezogenheit bei guter Gesundheit ...«‹
    »Nicht diesen Absatz!« knurrt Lord Lychworthy ungeduldig und schlägt mit der Faust auf den Tisch. »Kommen Sie zur Sache, Mann!«
    »›Diesen Zeilen beigefügt finden Sie einen Ring, den unsere Schwestern am Körper einer jungen Maid fanden, die sich Sophia Clare oder Sophia Farthing nennt, Herkunft unbekannt. Die junge Dame ist kürzlich auf dem Mars eingetroffen und wurde von unserem guten Bruder Lambert in unsere Obhut gegeben. Sie behauptete, von Ihrem Untergebenen Mr. Cox hierhergebracht worden zu sein. Da jedoch sein Schiff diese Welt schon wieder verlassen hat, senden wir den Ring an Sie zurück. Wir nehmen an, daß das Mädchen ihm den Ring gestohlen hat.«‹
    »Sie lügt natürlich«, unterbricht ihn der Lord. »›Wir nehmen an ...‹ Ich kann mir vorstellen, was sie annehmen. Nun?« meint er unwirsch und wedelt mit der Hand, als wolle er einen Hund zum Zupacken reizen. »Lesen Sie schon weiter, Mann!«
    »Sie schreibt: ›Das Mädchen behauptet, der Ring habe ihrer Mutter gehört.‹«
    »Und?«
    Mr. Cox schaut auf und hebt leicht die Augen brauen. »Das ist alles, Sir. Sie empfiehlt Sie der Liebe und Gnade unseres Herrn und Erret ...«
    »Wie, zum Teufel, erklären Sie sich das?« will der Lord wissen.
    »Wieso sollte ich eine Erklärung dafür haben?« antwortet Mr. Cox mit leiser Stimme.
    Mit kalter Stimme übergeht der Lord diese Unverschämtheit. »Sie wußten, daß das Mädchen den Ring hat.«
    Mr. Cox fährt sich über die Brauen, als habe er Probleme mit seinen Augen. Er hatte schon immer geahnt, daß diese Hure Arger machen würde – schon vom ersten Augenblick an. Schuld an der Sache ist Lord Lychworthy selbst – weil er so unklug ist, seinen Wünschen immer so rasch nachzugeben. »Sie sagte mir, sie hätte ihn versetzt, Sir.«
    »Sie sagte Ihnen, sie hätte ihn versetzt«, äfft Lord Lychworthy ihn gefährlich leise nach. Doch er zügelt seinen Zorn, bleckt nur die Zähne und holt tief Luft. »Eine billige Antwort, mein Herr!« erwidert er höhnisch.
    Mr. Cox versteift sich und will seinen Standpunkt verteidigen. »Ich habe das Mädchen schon vor Wochen aus dem Weg geschafft, Mylord. Ich habe sie in den Schwarzen Brunnen werfen lassen.« Er denkt an den marsianischen Priester und schnaubt

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