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Sophies Kurs

Titel: Sophies Kurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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Berühmtheit erlangte. Keine Registratur würde mir etwas anderes mitteilen können.
    Todunglücklich und in unbequemer Haltung mußte ich dann doch irgendwie eingeschlafen sein, denn als nächstes wurde mir bewußt, daß die Erde aufgegangen war und nun wie ein sonnenbeschienener Apfel blausilbern am Himmel stand. Eine Putzfrau beugte sich über mich. Sie wollte mich wegschicken, aber ich beharrte darauf, daß ich wegen einer wichtigen Angelegenheit den ganzen Weg von High Haven hierher gekommen war. Widerstrebend schloß sie die Tür auf und ließ mich in das Gebäude ein. Ich folgte ihr durch eine weite Halle zu einem Warteraum, wo sie ein Gasfeuer anzündete und mich allein ließ. Auf dem Tisch lagen Ausgaben von
Arms and Armigers
und
Illustrated London News.
An der Wand hingen eine große Uhr und ein noch größeres Bild von Ihrer Majestät der Königin. Ich setzte mich auf einen Stuhl und begann vor mich hinzudösen. Fortwährend gingen mir seltsame Lichter und Visionen durch den Kopf.
    Um 7.30 Uhr streckte ein junger Angestellter seinen Kopf durch die Tür. Sein schwarzes Haar war sauber gekämmt und glänzte vom Öl. »Hullo!« sagte er knapp und bedachte mich mit einem auffordernden Lächeln. Obwohl er mich bat sitzenzubleiben, stand ich auf und erklärte ihm, daß ich wegen einer Auskunft über meine Mutter gekommen sei. Ich nannte ihm auch meinen vollen Namen: Sophrona Farthing.
    »Das ist ein sehr ungewöhnlicher Vorname, Miss, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.« Der junge Mann legte die Handflächen zusammen und preßte die Fingerspitzen gegeneinander. »Wie war er doch gleich – Terence, stimmt's?«
    »Nein«, meinte ich verwundert. »Sophrona.«
    »Ach ja, richtig.« Er rieb sich die Hände, und mir kam es so vor, als unterdrücke er, während er sich leicht verbeugte, mühsam ein Grinsen. »Würden Sie bitte so freundlich sein, mir zu folgen, Miss Farthing?« Er behandelte mich so höflich, als sei ich eine junge Lady von Rang, obwohl ich in meinem übergroßen Mantel, mit den laut klappernden Pantinen und dem schmierigen Helm, den ich mit mir herumschleppte, doch einen ziemlich seltsamen Anblick geboten haben mußte. Der Angestellte trug einen schwarzen Anzug mit einem hohen steifen Kragen, und seine Schuhe glänzten so schwarz wie sein Haar. Dabei knarrten sie laut.
    Die Gänge des Geburtenregisters sind wie hohe Gewölbe – zu hoch, um die Decke zu sehen, ohne sich den Kopf zu verrenken. Irgendwo fiel krachend eine schwere Tür ins Schloß, ein Laut wie ein Donnerschlag des Schicksals. Ich hatte kaum Schlaf gefunden und war bei jedem Geräusch aufgeschreckt. Die langen Gänge und Treppen, die Männer in den hohen Kragen und die Jungen mit ihren Schnallenschuhen, die unablässig mit Schriftrollen, Hauptbüchern und stark gefalzten Pergamenten hin- und hereilten, verwirrten mich. Ich war kaum imstande, auf die Höflichkeiten meines Begleiters zu antworten. Unter den dunklen Dachsparren schwebten die weißen Fledermäuse lautlos dahin.
    Der Angestellte stieg mit mir in den Keller, führte mich durch einen weiteren Gang in einen kleinen Alkoven und bat mich, dort zu warten. Als er zurückkam, trug er einen Papierbogen in der Hand. Er überflog ihn und sah mich dann über den Rand hinweg an. »Wir haben keinen Eintrag über eine Estelle Farthing, Miss. Nicht auf High Haven. Einfach nichts.«
    Das verstand ich nicht. Ich wartete darauf, daß er mir sagte, was auf dem Zettel stand.
    »Der Mädchenname war Crosby, sagten Sie?« »Ja.«
    »Und der Vorname ist Estelle, da sind Sie ganz sicher?«
    »Ja.«
    Er sah wieder auf den Bogen. »Und sie soll in Hanover Heights gewohnt haben?«
    Ich reckte das Kinn vor. »Natürlich.«
    Wieder überflog der Angestellte das Blatt, als erhoffe er sich diesmal eine andere Information. Dann räumte er ein, daß es dort eine Estelle Crosby gegeben habe, ja. Und ihr Name stand auch auf der Passagierliste des Vergnügungskreuzers
Hippolyta,
als dieser den Felsen des Funkfeuers streifte und zerschellte, was keiner der Passagiere überlebte.
    »Eine Miss Estelle Crosby«, meinte er betreten. »Kein Heiratseintrag.« Offenbar peinlich berührt wartete er darauf, daß ich etwas sagte. Als ich schwieg, meinte er: »Kein Aufgebot.«
    Dann sah er mir wieder in die Augen. »Ich habe das genau geprüft, Miss«, sagte er in entschuldigendem Ton, als habe er mir ungewollt einen schweren Schmerz zugefügt. Er zeigte mir das Schriftstück. Die säuberlichen Eintragungen darauf

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