Sophies schlimme Briefe (German Edition)
Schuld!) Sie haben das Feuer ausgepullert! Ehrlich wahr, liebe Omi, ist das nicht ein Ferkelkram? (Mama sagt, ich schreibe immer nur solche Sachen, aber wenn sie es doch
tun
? Ich kann ja nichts dafür, wenn sie so was machen. Machen ist schlimmer als schreiben.)
Findest du die Jungs auch so ungezogen? Da war das Feuer aus und wir konnten unsere Füße gar nicht mehr trocken heizen. Man hat nur Ärger mit den Jungs, besonders mit Mirko und Fabian.
Und weißt du was? Herr Meier hat das Ferkelige gesehen und er hat gar nicht geschimpft. Er hat sogar gelacht! Er hat gesagt, das machen alle Jungs mal gerne.
Kannst du dir vorstellen, dass so einer mit einer
Lehrerin
verheiratet ist, liebe Omi? Ich nicht. Das ist ja peinlich. So ein langer Brief, was?
PS Von dir ist noch keine neue Karte gekommen. (Mit kleinen Tieren drauf.) Ist sie vielleicht in der Post verloren gegangen? Das kann passieren.
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Heute war wieder was Gutes, immer sind jetzt gute Sachen. Es hat nämlich ganz höllisch gewittert! Piesel und ich haben grade auf dem Spielplatz überlegt, was wir in dem Geheimversteck bei unserer Abkürzung verstecken sollen. Wenn man ein Geheimversteck hat, muss man es auch benutzen, und Piesel hat eine wunderbare Keksdose, da kann man was reintun. Es steht »Danish Butter Cookies« drauf, das kann ja kein Mensch lesen. Nur die Butter.
Wir haben beschlossen, dass wir meinen Ring reintun (den mit den Glitzersteinen, du weißt schon, wo Demian den einen runtergeschluckt hat) und Piesels winzige Spieluhr, die »Zum Geburtstag viel Glück« spielen kann, und Piesels echte goldene Kette mit dem Harlekin dran. Dann ist es wie eine richtige Schatztruhe, ganz wertvoll. Aber Piesels Mutter hat ihr die Kette nicht erlaubt und die Spieluhr auch nicht. Es war nicht sehr klug von Piesel, dass sie erst gefragt hat.
Darum hatten wir nur meinen Ring und das ist zu wenig. Wir brauchen noch was
Geheimes
, weil es doch ein
Geheimversteck
ist. Was
kein Mensch auf der ganzen Welt
finden darf bei Strafe des Todes. Uns ist aber nichts eingefallen.
Da hat es aber Gott sei Dank angefangen zu gewittern und, Omi, es war so wunderbar! Es hat geblitzt und gedonnert wie verrückt, und Piesel hat ein bisschen geheult, weil sie nach Hause wollte, aber ich hab sie unter die Tischtennisplatte gezogen. Die ist aus Stein und da ist man sicher.
Piesel wollte immer weglaufen zu ihrer Mutter, aber ich hab gesagt, bei Gewitter darf man nicht laufen, das ist gefährlich. Ich hab sie lieber festgehalten, aber leider hat sie sich nicht so schnell beruhigt.
Wir haben die Blitze gesehen, die waren ganz hell und überall, und der Donner war so laut, das kannst du gar nicht glauben. Als ich klein war, hab ich bei Donner immer gedacht, oben im Himmel pupst der Weihnachtsmann einen lauten Polterpups. (Ich darf das schreiben, liebe Omi, auch wenn es keine schönen Wörter sind. Als ich klein war, hab ich ja noch nicht gewusst, dass man solche Wörter nicht so viel in den Mund nehmen darf.) Ich hab es Piesel erzählt und sie hat aufgehört zu heulen. Siehst du, so war es doch zu etwas nütze.
Dann hat es ganz wunderbar angefangen zu regnen, und ich hab gesagt, jetzt dreht der Weihnachtsmann die Dusche an. Da sind wir unter der Tischtennisplatte raus, und der Regen ist immer so auf uns runtergepladdert, dass die Haare ganz nass und klitschig waren und die T-Shirts auch, und es hat sich so gut angefühlt wie nichts auf der Welt. Wir mussten immerzu tanzen, liebe Omi, immer so im Pladderregen, und wir haben »Tralala!« gesungen, keine richtigen Lieder, nur so aus Glücklichkeit, und wir konnten den Regen sogar mit dem Mund auffangen. Regen ist das Allerbeste, findest du auch, Omi? Gewitterregen. Findest du auch, man kann überhaupt
nie
so gut tanzen wie im Regen? Dann musst du das bitte Mama schreiben, Mama findet das nicht.
Nachher hat es aber plötzlich angefangen zu hageln, und zuerst haben wir weitergetanzt, weil doch Hagel noch viel toller ist als Regen, aber es hat ein bisschen wehgetan. Die Hagelkörner sind ja hart und Piesel wollte schon wieder heulen.
Da sind wir lieber zurück unter die Tischtennisplatte und obendrauf hat der Hagel richtig gescheppert. Piesel hat wieder so weinerlich das Gesicht verzogen, es ist immer dasselbe mit Piesel. Da musste ich sie doch aufheitern, liebe Omi, und ich hab gesagt, vielleicht hat der Weihnachtsmann gar nicht seine Dusche aufgedreht, vielleicht hat er auch von oben runtergepullert. (Wie gestern die Jungs
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