Sorge dich nicht - lebe
Arbeit zu entspannen!
Einfach? Nein. Wahrscheinlich müssen Sie lebenslange Gewohnheiten auf den Kopf stellen. Doch es ist der Mühe wert, denn es könnte Ihr Leben völlig verändern. William James schrieb in seinem Aufsatz Das Prinzip der Entspannung: «Die Exaltiertheit und Sprunghaftigkeit des Amerikaners, seine Atemlosigkeit und Heftigkeit und seine Angst vor Gefühlen … sind schlechte Gewohnheiten, nicht mehr und nicht weniger.» Spannung ist eine Gewohnheit. Entspannung ist eine Gewohnheit. Und mit schlechten Gewohnheiten kann man brechen; gute Gewohnheiten kann man sich anerziehen. Wie entspannt man? Fängt man mit dem Verstand an oder mit den Nerven? Weder noch. Man fängt immer damit an, dass man die Muskeln entspannt!
Machen wir einen Versuch. Beginnen wir mit dem Üben einmal bei den Augen. Lesen Sie diesen Absatz durch, und wenn Sie am Ende angekommen sind, lehnen Sie sich zurück, schließen die Augen und befehlen ihnen leise: «Lasst los! Lasst los! Keine Spannung mehr! Kein Runzeln mehr! Lasst los! Lasst los!» Wiederholen Sie das langsam eine Minute lang wieder und wieder …
Haben Sie bemerkt, dass Ihre Augenmuskeln nach ein paar Sekunden zu gehorchen begannen ? Hatten Sie nicht das Gefühl, eine Hand habe Ihre Spannung weggewischt? Nun, so unglaublich es auch scheinen mag, in dieser einen Minute haben Sie die ganze Tonart, das ganze Geheimnis der Kunst der Entspannung ausprobiert. Das Gleiche können Sie mit dem Kinn machen, mit Ihren Gesichtsmuskeln, mit dem Nacken, den Schultern, dem ganzen Körper. Aber das wichtigste Organ sind die Augen. Dr.Edmund Jacobson von der Universität von Chicago ging sogar so weit, zu behaupten, dass man alle seine Probleme vergessen könne, wenn man gelernt habe, seine Augenmuskeln völlig zu entspannen. Der Grund, warum die Augen für den Abbau nervöser Spannungen so wichtig sind, liegt darin, dass sie ein Viertel der vom Körper verbrauchten Nervenenergie verbrennen. Deshalb leiden auch so viele Menschen mit vollkommen normaler Sehkraft an «Augenbrennen». Sie spannen ihre Augen zu sehr an.
Die bekannte Schriftstellerin Vicki Baum erzählte, dass sie als Kind einen alten Mann traf, der ihr eine der wichtigsten Lektionen ihres Lebens erteilte. Sie war hingefallen und hatte sich die Knie aufgeschürft und ihr Handgelenk verletzt. Der alte Mann hob sie auf. Er war einmal Zirkusclown gewesen, und während er sie säuberte, sagte er: «Weil du nicht weißt, wie du dich entspannen musst, hast du dir wehgetan. Du musst dir vorstellen, du seist so schlapp wie eine Socke, wie eine alte, zerknitterte Socke. Komm, ich zeig dir, wie man’s macht.»
Jener alte Mann lehrte Vicki Baum und die andern Kinder, wie man fällt, Purzelbäume schlägt und Saltos macht. Immer wieder erinnerte er sie: «Stellt euch vor, ihr wärt eine alte, zerknitterte Socke! Dann könnt ihr gar nicht anders, als euch entspannen!»
Sie können in den seltsamsten Augenblicken entspannen, fast überall und immer. Nur geben Sie sich keine Mühe dabei! Entspannung ist das Fehlen jeder Spannung und Anstrengung. Stellen Sie sich vor, dass Sie sich lockern und entspannen. Fangen Sie damit an, dass Sie sich vorstellen, wie Sie Ihre Augen- und Gesichtsmuskeln entspannen, und wiederholen Sie immer wieder: «Lasst los! Lasst los … loslassen und entspannen.» Spüren Sie, wie die Energie aus Ihren Gesichtsmuskeln zum Zentrum Ihres Körpers fließt? Stellen Sie sich so frei von Spannungen vor wie ein Baby.
Das pflegte auch die große Sopranistin Amelita Galli-Curci zu tun. Helen Jepson erzählte mir, dass sie die Galli-Curci vor der Vorstellung häufig in der Garderobe besuchte. Die Diva saß mit völlig entspannten Muskeln in einem Sessel, und ihr Unterkiefer war so schlaff, dass er buchstäblich herunterhing. Eine hervorragende Übung – sie verhinderte, dass die Sängerin vor ihrem Auftritt zu nervös wurde, eine Vorbeugungsmaßnahme gegen Ermüdung.
Hier sind vier hilfreiche Vorschläge, wie Sie lernen, sich zu entspannen.
Entspannen Sie, wann immer Sie Zeit haben! Machen Sie Ihren Körper schlaff wie eine alte Socke. Ich habe beim Arbeiten eine alte braune Socke auf meinem Schreibtisch liegen, als Erinnerung daran, wie schlapp ich sein sollte. Wenn Sie keine Socke haben, geht auch eine Katze. Haben Sie schon einmal ein Kätzchen aufgehoben, das in der Sonne schlief? Beide Enden sacken dann herunter wie nasses Zeitungspapier. Sogar die Yogis in Indien sagen, dass man die Katzen studieren soll,
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