Sorge dich nicht - lebe
Sorgen wegen meiner Familie», erzählte sie, «dass ich am liebsten gestorben wäre. Doch in diesem Seminar habe ich gelernt, wie wenig es nützt, sich zu sorgen und zu ängstigen. Ich habe gelernt, es nicht mehr zu tun. Und heute kann ich ehrlich behaupten, dass mein Leben ruhig und heiter ist.»
Dr.Rose Hilferding, die medizinische Beraterin des Seminars, erklärte, eines der besten Mittel, seine Sorgen abzubauen, sei «ein Gespräch mit jemand, dem man vertraut. Wir nennen es seelische Entspannung. Die Patienten, die hierher kommen, können solange über ihre Probleme sprechen, bis sie sie von der Seele haben. Allein vor sich hinzubrüten und seine Sorgen für sich zu behalten, verursacht große Nervenanspannungen. Wir alle müssen unsere Schwierigkeiten, unsere Ängste und Sorgen mit andern Menschen teilen. Wir brauchen das Gefühl, dass es jemand auf der Welt gibt, der zum Zuhören bereit ist und uns verstehen kann.»
Meine Mitarbeiterin erlebte mit, wie eine Frau über ihre Sorgen sprach und danach wie ausgewechselt war. Sie hatte häusliche Probleme, und als sie zu erzählen begann, war sie wie eine gespannte Feder. Dann allmählich fing sie an, sich zu beruhigen. Am Ende des Berichts lächelte sie sogar. War ihr Problem jetzt gelöst? Nein, so einfach war es nicht. Die Veränderung geschah, weil sie mit jemand sprechen konnte, einen kleinen Rat erhielt und ein wenig Mitgefühl. Die Ursache dafür war also eigentlich die erstaunliche Heilkraft des Wortes !
Die Psychoanalyse beruht bis zu einem gewissen Grad auf dieser Heilkraft. Seit den Tagen Sigmund Freuds wissen die Psychotherapeuten, dass sich ein Patient von inneren Spannungen befreien kann, einfach durch das Sprechen, nur dadurch, dass er redet. Warum, was steckt dahinter? Vielleicht sehen wir unsere Probleme genauer, erkennen den Zusammenhang besser, wenn wir sie aussprechen. So ganz genau weiß es niemand.
Seit den Tagen Sigmund Freuds wissen die Psychotherapeuten, dass sich ein Patient von inneren Spannungen befreien kann, einfach durch das Sprechen, nur dadurch, dass er redet.
Doch wir alle wissen, dass wir uns fast sofort erleichtert fühlen, wenn wir es «ausgespuckt», wenn wir es uns «von der Seele geredet» haben.
Wenn wir also das nächste Mal ein Problem haben, über das wir uns aufregen – warum sehen wir uns nicht nach jemand um, mit dem wir darüber reden können? Natürlich meine ich damit nicht, dass wir nur noch klagen und jammern und jedem, der uns über den Weg läuft, auf die Nerven gehen. Wir sollten vielmehr überlegen, wem wir vertrauen können, und dann eine Verabredung treffen. Vielleicht ist es ein Verwandter, ein Arzt, ein Anwalt, ein Geistlicher, ein Priester. Dann sagen Sie zu dieser Person: «Ich brauche Ihren Rat. Ich habe ein Problem und wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir zuhörten. Ich möchte es gern in Worte fassen, und vielleicht können Sie mir raten. Sicherlich sehen Sie ein paar Dinge, die mir entgangen sind. Auf jeden Fall helfen Sie mir außerordentlich, wenn Sie einfach nur dasitzen und mir zuhören, während ich mich ausspreche.»
Sich auszusprechen ist auch eine der wichtigsten Therapien in den Seminaren von Dr.Pratt. Doch wir haben noch einige andere Anregungen von dort erhalten – nach denen Sie zu Hause arbeiten können.
Führen Sie ein Ringheft oder ein Tagebuch mit «erbauender» Lektüre. In dieses Buch oder Heft kleben Sie alle Gedichte, kurzen Gebete oder Aussprüche, die Ihnen gefallen und Sie aufmuntern. Dann, an einem regnerischen Nachmittag, wenn Ihre Stimmung auf den Nullpunkt sinkt, finden Sie in diesem Buch vielleicht eine «Medizin», die Ihre düsteren Gedanken zerstreut. Viele Patienten führten jahrelang ein solches Sammelbuch. Sie sagten, es sei ihre «geistige Vitaminspritze».
Beschäftigen Sie sich nicht zu viel mit den Fehlern anderer Leute! Eine Frau im Seminar, die sich immer mehr zu einer schimpfenden und nörgelnden Ehefrau entwickelte und die ständig ein böses Gesicht machte, wurde mit folgender Frage aufgeschreckt: «Was würden Sie tun, wenn Ihr Mann stirbt?» Sie war über diese Vorstellung so erschüttert, dass sie sich sofort hinsetzte und eine Liste mit allen guten Seiten ihres Mannes aufstellte. Sie wurde ziemlich lang. Warum probieren Sie es nicht auch, wenn Sie wieder einmal das Gefühl haben, mit einem Tyrannen verheiratet zu sein? Wenn Sie dann die lange Liste mit den Tugenden Ihrer besseren Hälfte lesen, finden Sie vielleicht, dass er oder sie ein Mensch
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