Sorge dich nicht - lebe
Phantasiereichtums. Jedes Mal, wenn ich merkte, dass es wieder losging, lachte ich mich aus und sagte: «Hör mal, Whiting, seit zwanzig Jahren stirbst du an einer schlimmen Krankheit mach der anderen, und trotzdem bist du heute immer noch kerngesund. Sogar die Lebensversicherung hat dich weiter versichert. Findest du nicht, Freundchen, dass du dich mal hinstellen und ordentlich über dich lachen solltest, weil du so ein Esel bist?»
Ich fand sehr bald heraus, dass ich nicht gleichzeitig über mich lachen und mir Sorgen machen konnte. Seitdem lache ich über mich.
Moral: Wer sich selbst nicht zu ernst nimmt, sondern über seine törichten Sorgen zu lachen versucht, wird ihnen sehr bald den Garaus machen.
Von Gene Autry
Meine Nachschubwege sollten immer offen bleiben
Ich glaube, die meisten Sorgen macht man sich wegen der Familie oder wegen Geld. Ich hatte Glück, weil ich ein Mädchen aus einer Kleinstadt in Oklahoma heiratete, denn sie kam aus dem gleichen Milieu wie ich und mochte dieselben Dinge wie ich. Wir bemühen uns beide, nach dem Versprechen zu leben, das wir uns bei der Hochzeit gaben, und es gelang uns immer, unsere häuslichen Probleme auf ein Minimum zu beschränken.
Auch finanzielle Sorgen habe ich wenig, und zwar aus folgenden zwei Gründen: Mein oberstes Prinzip in allen Dingen ist hundertprozentige Ehrlichkeit. Wenn ich mir Geld leihe, zahle ich es bis auf den letzten Cent zurück. Unehrlichkeit ist mit am häufigsten an unseren Schwierigkeiten schuld.
Und zweitens habe ich mir immer ein As aufgehoben, wenn ich etwas Neues anfing. Militärexperten sagen, dass bei einer Schlacht das Offenhalten der Nachschubwege das Wichtigste sei. Ich finde, dass sich dieser Grundsatz nicht nur auf strategische Fragen anwenden lässt, sondern auch auf persönliche. Als ich zum Beispiel als junger Mann in Texas und Oklahoma lebte, habe ich viel wirkliche Armut gesehen, die die katastrophale Dürre verschuldet hatte. Wir mussten alles zusammenkratzen, um nicht draufzugehen. Wir waren so arm, dass mein Vater mit dem Pferdewagen und ein paar Pferden über Land fuhr und mit ihnen Tauschhandel trieb, damit wir etwas zu essen hatten. Ich wollte etwas Sichereres. Deshalb arbeitete ich als Schalterbeamter bei der Eisenbahn und lernte in meiner Freizeit auch noch das Morsealphabet. Später wurde ich als Aushilfe eingesetzt, und die Frisco Railway schickte mich hierhin und dorthin, um andere Bahnhofsbeamte zu ersetzen, die krank oder auf Urlaub waren, oder um ihnen zu helfen, weil sie zu viel zu tun hatten. Damit verdiente ich 150 Dollar im Monat. Später, als ich vorwärts kommen wollte, war ich immer davon überzeugt, dass jener Job bei der Eisenbahn wirtschaftliche Sicherheit verhieß. Und deshalb hielt ich mir die Möglichkeit offen, zu meiner alten Arbeit zurückkehren zu können. Das war meine ganz private Nachschublinie. Erst als ich eine bessere und ebenso sichere Arbeit hatte, gab ich sie auf.
Als ich zum Beispiel 1928 als Telegrafist in Chelsea, Oklahoma, aushalf, erschien eines Abends ein fremder Mann und gab ein Telegramm auf. Er hörte mich Gitarre spielen und Cowboylieder singen und sagte, ich sei gut. Ich solle nach New York fahren und mir einen Job beim Radio oder Theater suchen. Natürlich fühlte ich mich geschmeichelt. Und als ich den Namen sah, mit dem er sein Telegramm unterzeichnet hatte, blieb mir fast der Atem weg: Will Rogers!
Statt nun alles stehen und liegen zu lassen und nach New York zu fahren, überlegte ich mir die Sache neun Monate sorgfältig. Schließlich kam ich zu dem Schluss, dass ich nichts zu verlieren und alles zu gewinnen hätte, wenn ich hinfuhr und ein bisschen Wind machte. Ich hatte einen Ausweis von der Eisenbahn: Ich konnte überall umsonst fahren. Ich würde in meinem Sitz schlafen und Sandwiches und Obst als Proviant mitnehmen.
Also fuhr ich los. In New York mietete ich mir ein möbliertes Zimmer für fünf Dollar die Woche, aß im Automatenrestaurant und klapperte zehn Wochen lang alles ab, die Straßen rauf und runter – ohne Erfolg. Wenn ich nicht meinen alten Job gehabt hätte, wäre ich vor Angst krank geworden. Ich war schon fünf Jahre bei der Eisenbahn. Es bedeutete, dass ich ein gewisses Dienstalter und damit auch gewisse Rechte hatte. Aber um diese Rechte zu sichern, konnte ich nicht länger als neunzig Tage wegbleiben. Jetzt lebte ich schon über siebzig Tage in New York. Ich fuhr mit meinem Freipass nach Oklahoma zurück und arbeitete weiter, um meine
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