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Sorge dich nicht - lebe

Sorge dich nicht - lebe

Titel: Sorge dich nicht - lebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Carnegie
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weitergereicht worden. Wenn Sie sich jemals durch alles durchlesen würden, was die großen Gelehrten aller Zeiten über Ängste und Sorgen geschrieben haben, würden Sie nirgends auf eine bedeutendere oder tiefere Weisheit stoßen, als sie in so abgedroschenen Sprichwörtern enthalten ist wie «Wein nicht über verschüttete Milch» oder «Kümmer dich nicht um ungelegte Eier». Wenn wir uns allein nach diesen beiden Sprichwörtern richteten – statt über sie die Nase zu rümpfen –, würden wir dieses Buch überhaupt nicht brauchen. Sie könnten allein schon ein fast vollkommenes Leben leben, wenn Sie die meisten alten Sprichwörter beherzigten. Doch leider ist Wissen nur dann Macht, wenn man es anwendet. Und der Zweck dieses Buches ist es nicht, Ihnen etwas Neues zu erzählen. Der Sinn ist vielmehr, Sie an das zu erinnern, was Sie eigentlich schon wissen, Sie ans Schienbein zu treten und zu ermuntern, Ihr Wissen in die Tat umzusetzen.
    Den verstorbenen Fred Fuller Shedd habe ich immer bewundert. Er besaß die Gabe, alte Wahrheiten in ein neues, farbenprächtiges Gewand zu kleiden. Als er Herausgeber des Philadelphia Bulletin war und vor Studenten im letzten Semester einen Vortrag hielt, fragte er: «Wie viele von Ihnen haben schon mal Holz gesägt? Heben Sie, bitte, die Hand.» Die meisten jungen Leute hatten es schon einmal gemacht. Dann fragte er weiter: «Und wer hat schon mal Sägemehl gesägt?» Keine Hand hob sich.
    «Natürlich kann man kein Sägemehl sägen!», erklärte Fred Shedd. «Es ist ja bereits gesägt. Denselben Fall haben wir bei der Vergangenheit. Wenn Sie anfangen, sich über Dinge Sorgen zu machen, die längst passiert sind, versuchen Sie eigentlich nichts anderes, als Sägemehl zu sägen.»
    Als Connie Mack, der große alte Mann des Baseballs, einundachtzig Jahre alt war, fragte ich ihn, ob er jemals verlorenen Spielen nachgetrauert habe.
    «O ja, früher schon», antwortete Connie Mack, «aber mit diesem Unsinn habe ich schon vor vielen Jahren aufgehört. Ich stellte fest, dass es überhaupt nichts nützte. Man kann kein Korn mahlen», sagte er, «wenn der Bach kein Wasser hat.»
    Ja, man kann kein Korn mahlen – und auch kein Holz sägen, wenn der Bach kein Wasser hat, um das Mühlrad anzutreiben. Aber Sie können sich Falten in Ihr Gesicht sägen und Geschwüre in Ihren Magen.
    Am Thanksgiving Day aß ich mal mit Jack Dempsey zu Abend. Und er erzählte mir bei Truthahn und Preiselbeeren von dem Kampf, bei dem er den Titel im Schwergewicht an Gene Tunney verlor. Natürlich war es für seine Eitelkeit ein Schlag. «Mitten im Kampf», erzählte er mir, «wurde mir plötzlich klar, dass ich ein alter Mann geworden war … Nach der zehnten Runde war ich immer noch auf den Beinen, mehr aber auch nicht. Mein Gesicht war zugeschwollen, die Haut aufgeplatzt, meine Augen sah man kaum noch … Dann hob der Schiedsrichter Tunneys Hand, er hatte gesiegt … ich war kein Weltmeister mehr. Ich ging durch die Menge davon zu meiner Garderobe. Manche Menschen wollten mir die Hand schütteln, andere hatten Tränen in den Augen.
    Ein Jahr später boxte ich wieder gegen Tunney. Aber ich schaffte kein Comeback. Ich war erledigt. Es fiel mir schwer, mich nicht selbst zu bemitleiden, doch dann sagte ich mir: Ich werde nicht in der Vergangenheit leben oder über verschüttete Milch weinen. Ich werde diesen Schlag ans Kinn aushalten und mich nicht davon umhauen lassen.»
    Und Jack Dempsey hielt sich genau daran. Wie er das schaffte? Ermahnte er sich etwa ständig, nicht über die Vergangenheit nachzugrübeln? Nein, da wäre er nur gezwungen gewesen, an vergangene Probleme zu denken. Vielmehr akzeptierte er seine Niederlage, fand sich damit ab und konzentrierte sich auf seine Zukunft. Er machte sein «Jack Dempsey Restaurant» am Broadway auf und wurde Direktor des «Great Northern Hotel» in der 57. Straße. Er veranstaltete Amateurboxkämpfe und gab Boxunterricht. Er war so mit positiven Dingen beschäftigt, dass er weder Zeit noch Lust hatte, sich Gedanken über die Vergangenheit zu machen. «In den letzten zehn Jahren war das Leben schöner als als Champion», sagte Dempsey.
    Er erzählte mir auch, dass er nicht viele Bücher gelesen habe, doch ohne es zu ahnen, hatte er Shakespeares Rat befolgt: «Weise Menschen sitzen nicht tatenlos da und jammern über das Verlorene, sondern bemühen sich heiter, den Schaden wieder gutzumachen.»
    Wenn ich historische Werke lese oder Biographien oder Menschen beobachte,

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