Sorge dich nicht - lebe
Krankheit denken, werden wir wahrscheinlich krank. Wenn wir denken, wir versagen, werden wir bestimmt versagen. Wenn wir uns in Selbstmitleid suhlen, wird jeder uns aufs Abstellgleis schieben und uns meiden. «Sie sind nicht das», sagte Norman Vincent Peale, «was Sie denken, dass Sie sind, sondern Sie sind, was Sie denken.»
Empfehle ich Ihnen jetzt etwa, alle Probleme automatisch durch die optimistische Brille zu betrachten? Nein, unglücklicherweise ist das Leben nicht so einfach. Aber ich bin dafür, dass wir den Dingen positiv gegenüberstehen, nicht negativ. Mit andern Worten, wir müssen uns über unsere Probleme Gedanken machen, aber keine Sorgen. Was ist der Unterschied? Lassen Sie es mich genauer erklären. Wenn ich in New York über eine verkehrsreiche Kreuzung gehe, mache ich mir Gedanken über das, was ich tue, aber ich bin nicht besorgt. Sich Gedanken machen bedeutet zu erkennen, wo das Problem liegt, und dann ruhig etwas zu unternehmen, um es aus der Welt zu schaffen. Sich Sorgen machen heißt, sich verzweifelt und hoffnungslos im Kreis zu drehen.
Wir müssen uns über unsere Probleme Gedanken machen, aber keine Sorgen.
Ein Mann kann sich über seine Schwierigkeiten Gedanken machen und trotzdem das Kinn vorstrecken und sich eine Nelke ins Knopfloch stecken. Genau das habe ich bei Lowell Thomas beobachten können. Ich hatte einmal die Ehre, mit ihm gemeinsam seine berühmten Filme über die Unternehmung von Allenby und Lawrence im Ersten Weltkrieg zu präsentieren. Thomas und seine Assistenten hatten den Krieg an einem halben Dutzend Schauplätze gefilmt und fotografiert. Das Beste, was sie mitbrachten, war ein Bildbericht über T. E. Lawrence und seine bunte arabische Armee und ein Film über die Eroberung des Heiligen Landes durch Allenby. Seine Filmvorträge mit dem Titel Mit Allenby in Palästina und Lawrence in Arabien waren eine Sensation – in London und überall auf der Welt.
Die Opernsaison in London wurde um sechs Wochen verschoben, damit er im Königlichen Opernhaus Covent Garden weiter seine Vorträge über diese unglaublichen Abenteuer halten und seine Filme zeigen konnte. Nach seinem sensationellen Erfolg in London reiste er zu einer Vortragstour durch viele Länder und feierte überall Triumphe. Dann arbeitete er zwei Jahre an einem Filmbericht über das Leben in Indien und Afghanistan. Nach einer unglaublichen Pechsträhne geschah dann etwas Unfassbares: Er saß in London und war pleite. Damals war ich mit ihm zusammen. Ich erinnere mich, dass wir immer in Restaurants der «Lyons’ Corner House»-Kette gingen, weil es dort so billig war. Und wir hätten nicht einmal dort essen können, wenn Lowell Thomas sich nicht von einem Schotten Geld geliehen hätte – von James McBey, dem bekannten Maler. Jetzt kommt der springende Punkt: Selbst als Lowell Thomas viele Schulden und große Enttäuschungen erlebt hatte, war er nicht ängstlich oder besorgt, sondern machte sich nur Gedanken über seine Situation. Er wusste, wenn er sich von seinen Rückschlägen unterkriegen ließe, würde das niemand etwas nützen, auch nicht seinen Gläubigern. So kaufte er sich jeden Morgen eine Blume, steckte sie sich ins Knopfloch und ging mit erhobenem Kopf und beschwingten Schritten durch die Oxford Street. Er dachte positive, mutige Gedanken und weigerte sich, sein Pech als endgültig anzusehen. Prügel zu bekommen gehörte für ihn mit zum Spiel – eine nützliche Erfahrung, die man gemacht haben musste, wenn man nach oben kommen wollte.
Unsere geistig-seelische Haltung hat eine fast unglaubliche Wirkung, auch auf unsere Körperkräfte. Der berühmte englische Psychiater J. A. Hadfield gibt dafür in seiner hervorragenden kleinen Publikation Die Psychologie der Macht ein verblüffendes Beispiel. «Ich bat drei Männer», schreibt er, «sich einem Test zu unterziehen, bei dem die Auswirkungen der geistigen Beeinflussung von Körperkräften gemessen werden sollten. Zum Messen diente ein Dynamometer.» Er bat die Männer, den Kraftmesser mit aller Kraft zu packen. Er ließ sie dies unter drei verschiedenen Bedingungen tun.
Als er sie in normalem Wachzustand testete, war ihre Durchschnittsleistung 46 Kilogramm.
Beim nächsten Versuch hypnotisierte er sie und suggerierte ihnen, sie seien sehr schwach, so dass sie nur 14 Kilogramm schafften – weniger als ein Drittel ihrer normalen Kraft. (Einer der drei Versuchspersonen war Preisboxer. Als man ihm in der Hypnose sagte, er sei sehr schwach, erklärte
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