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Sorge dich nicht - lebe

Sorge dich nicht - lebe

Titel: Sorge dich nicht - lebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Carnegie
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vielen Sorgen machten mich fast krank. Eines Tages behauptete der Lebensmittelhändler, dem wir 50 Dollar schuldeten, dass mein elfjähriger Sohn zwei Bleistifte gestohlen habe. Mein Sohn erzählte es mir unter Tränen. Aber ich wusste, dass er ehrlich und empfindlich war – und ich wusste, dass er vor anderen Leuten beschimpft und gedemütigt worden war. Das gab mir den Rest. Ich dachte an das viele Unglück, das wir ertragen hatten, und hatte plötzlich keine Hoffnung mehr für eine bessere Zukunft. Wahrscheinlich bin ich vor Angst und Sorgen nicht mehr ganz zurechnungsfähig gewesen, denn ich stellte die Waschmaschine ab, nahm meine kleine fünfjährige Tochter mit ins Schlafzimmer und verstopfte die Fensterritzen mit Papier und Lumpen. ‹Was machst du da, Mami?›, fragte das Kind. ‹Hier ist ein bisschen Durchzug›, antwortete ich. Dann drehte ich die Gasheizung an – und zündete die Flamme nicht an. Während ich so auf dem Bett lag, meine kleine Tochter neben mir, meinte sie: ‹Wie komisch, Mami, wir sind doch gerade erst aufgestanden.› Doch ich erklärte ihr: ‹Es macht nichts, wir halten ein Nickerchen.› Dann schloss ich die Augen und lauschte auf das Zischen des ausströmenden Gases. Den Geruch werde ich nie vergessen …
Meine vielen Sorgen machten mich fast krank.
    Plötzlich glaubte ich Musik zu hören. Ich lauschte. Ich hatte vergessen, das Radio in der Küche auszuschalten. Es spielte keine Rolle mehr. Die Musik ging weiter, und dann sang jemand ein altes Kirchenlied:
    Was für ein Freund ist Jesus,
    All unsere Sünden, unsern Kummer trägt alleine er.
    Was für eine Gunst, alles im Gebet zu Gott zu tragen.
    Oh, welchen Frieden wir verscherzen,
    Oh, welchen Schmerz wir sinnlos leiden!
    Weil wir nicht alles im Gebet zu Gott hin tragen.
    Während ich dieses Lied hörte, erkannte ich plötzlich, was für einen tragischen Fehler ich gemacht hatte. Ich hatte versucht, alle meine Schlachten allein zu schlagen. Ich hatte nicht alles im Gebet zu Gott getragen … ich sprang auf, stellte das Gas ab und riss die Tür und alle Fenster auf.
    Den Rest des Tages weinte und betete ich. Allerdings betete ich nicht um Hilfe – sondern ich dankte Gott von ganzem Herzen und aus tiefster Seele für das, was er mir gegeben hatte: fünf großartige Kinder, alle gesund und schön, kräftig und mutig. Ich versprach Gott, nie wieder so undankbar zu sein. Und ich habe mein Versprechen gehalten.
    Sogar als wir unser Haus verloren und in eine kleine Landschule umziehen mussten, die wir für fünf Dollar monatlich mieteten, dankte ich Gott dafür. Ich dankte ihm, dass wir wenigstens ein Dach über dem Kopf hatten und es warm und trocken bei uns war. Ich dankte Gott aus ehrlichem Herzen, dass es nicht schlimmer war – und ich glaube, er hat meine Gebete gehört. Denn mit der Zeit ging es uns besser, natürlich nicht über Nacht. Aber die Depression war nicht mehr so schlimm, und wir verdienten etwas mehr Geld. Ich bekam einen Job als Garderobenfrau in einem Countryclub und verkaufte außerdem Strümpfe. Um aufs College gehen zu können, arbeitete einer meiner Söhne auf einer Farm und molk morgens und abends dreizehn Kühe. Heute sind meine Kinder erwachsen und verheiratet. Ich habe drei feine Enkelkinder. Und wenn ich jetzt auf jenen schrecklichen Tag zurückblicke, an dem ich das Gas anstellte, danke ich Gott wieder und wieder, dass ich rechtzeitig ‹aufwachte›. Was für Freuden ich versäumt hätte, wenn ich damals nicht aufgestanden wäre, wie viele schöne Jahre! Wenn ich heute höre, dass jemand seinem Leben ein Ende bereiten will, möchte ich ihm immer zurufen: ‹Tu’s nicht, tu’s nicht!› Auch der dunkelste Augenblick in unserem Leben muss vorübergehen – und dann kommt die Zukunft … »
    In den Vereinigten Staaten passiert durchschnittlich alle 35 Minuten ein Selbstmord. Alle 120 Sekunden wird jemand verrückt. Zu den meisten Selbstmorden – und vermutlich auch zu vielen Geisteskrankheiten – wäre es nicht gekommen, wenn diese Menschen den Trost und den Frieden gehabt hätten, die man in der Religion und im Gebet findet.
    Einer der berühmtesten Psychologen und Psychiater, C. G. Jung, schreibt in seinem Aufsatz Die Beziehungen der Psychotherapie zur Seelsorge : «Seit dreißig Jahren habe ich eine Klientel aus allen Kulturländern der Erde. Viele Hunderte von Patienten sind durch meine Hände gegangen: Es waren in der Großzahl Protestanten, in der Minderzahl Juden und nicht mehr als fünf bis

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