Sorge dich nicht - lebe
Gottes, der den Menschen zu seinem Ebenbild erschaffen hatte. Ich war überzeugt, dass Milliarden von Milliarden Sonnen, die durch den schwarzen kalten Raum ohne Leben wirbelten, von einer blinden Macht erschaffen wurden. Vielleicht waren sie auch nie erschaffen worden. Vielleicht hatten sie schon immer existiert – wie Zeit und Raum schon immer existiert hatten.
Möchte ich jetzt behaupten, dass ich inzwischen alle Antworten auf jene Fragen weiß? Nein. Kein Mensch war je in der Lage, das Geheimnis des Universums zu erklären – das Mysterium des Lebens. Wir sind umgeben von Geheimnissen. Die Kräfte unseres Körpers sind ein tiefes Geheimnis. Und auch die Elektrizität in unserem Haus. Und auch die Blume in der Mauerritze. Und auch das grüne Gras vor unserem Fenster. Charles F. Kettering, der geniale Leiter der Forschungsabteilung von General Motors, spendete dem Antioch College dreißigtausend Dollar im Jahr aus seiner eigenen Tasche zur Erforschung der Farbe des Grases. Er erklärte, wenn wir wüssten, wie das Gras Sonnenlicht, Wasser und Kohlendioxyd in Zucker verwandelt, dann könnten wir unsere ganze Zivilisation verändern.
Sogar wie der Motor in unserem Auto funktioniert, ist ein großes Rätsel. General Motors haben viele Jahre an Arbeit und Millionen von Dollar aufgewendet, um herauszufinden, warum und wie ein Funke im Zylinder eine Explosion verursacht, die ein Auto zum Fahren bringt.
Die Tatsache, dass wir die Geheimnisse unseres Körpers oder der Elektrizität oder eines Benzinmotors nicht völlig verstehen, hindert uns nicht daran, das alles zu verwenden und uns darüber zu freuen. Die Tatsache, dass ich das Mysterium des Gebets und der Religion nicht begreife, hindert mich nicht mehr daran, ein Leben zu führen, das durch meinen Glauben reicher und glücklicher geworden ist. Endlich habe ich eingesehen, wie weise Santayanas Worte sind: «Der Mensch ist nicht gemacht, um das Leben zu verstehen, sondern um es zu leben.»
«Der Mensch ist nicht gemacht, um das Leben zu verstehen, sondern um es zu leben.»
Ich bin zurückgekehrt – also, ich wollte sagen, dass ich zu meinem Glauben zurück kehrte. Doch das stimmt nicht ganz. Vielmehr habe ich mich weiter entwickelt und eine neue religiöse Sichtweise gewonnen. Die konfessionelle Trennung der Kirchen interessiert mich nicht mehr im Geringsten. Aber mich interessiert sehr, was die Religion für mich tun kann, genau wie mich Elektrizität oder gutes Essen oder Wasser interessieren. Weil es das alles gibt, kann ich ein reiches, glücklicheres, erfüllteres Leben leben. Aber die Religion tut noch viel mehr für mich. Durch sie finde ich auch geistige Werte. Sie gibt mir, wie William James sich ausdrückt, «eine neue Freude am Leben … mehr Leben, ein größeres, reicheres, befriedigenderes Leben». Die Religion gibt mir Glauben, Hoffnung und Mut. Sie vertreibt Spannungen, Ängste, Furcht und Sorgen. Sie gibt meinem Leben einen Sinn – und ein Ziel. Sie macht mich viel, viel glücklicher und gesünder. Sie hilft mir, «eine Oase des Friedens in den Sandstürmen des Lebens» für mich zu schaffen.
Es ist dreihundert Jahre her, dass der Philosoph Francis Bacon die folgenden Worte schrieb, und sie sind heute noch wahr: «Ein wenig Philosophie lenkt den Geist des Menschen zum Atheismus hin. Doch die Philosophie in ihrer ganzen Größe führt den Menschen zur Religion.»
Ich erinnere mich noch an die Zeit, als die Leute über den Widerspruch zwischen den Naturwissenschaften und der Religion sprachen. Das ist vorbei. Die neueste Wissenschaft – die Psychiatrie – lehrt, was Jesus schon lehrte. Warum? Weil den Psychiatern bewusst wird, dass Beten und ein fester religiöser Glaube Sorgen, Ängste, Anspannungen und Furcht vertreiben, die mehr als die Hälfte aller Krankheiten verursachen. Sie wissen, dass einer ihrer führenden Köpfe, Dr.A. A. Brill, Recht hat, wenn er sagt: «Wer wirklich gläubig ist, entwickelt keine Neurose.»
Ohne wahren Glauben hat das Leben keinen Sinn. Es wird zu einer unseligen Farce.
Ein paar Jahre vor seinem Tod interviewte ich Henry Ford. Ich kannte ihn nicht persönlich und hatte gedacht, dass man ihm die Anstrengungen der vielen Jahre, in denen er sein Weltunternehmen aufgebaut und verwaltet hatte, anmerken würde. Daher war ich überrascht, wie gesund und ruhig und friedlich er mit seinen 78 Jahren aussah. Als ich ihn fragte, ob er sich viele Sorgen im Leben gemacht habe, antwortete er: «Nein, überhaupt keine. Ich
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