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Sorge dich nicht - lebe

Sorge dich nicht - lebe

Titel: Sorge dich nicht - lebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Carnegie
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drei Jahren bezahlt hatten.
    Nach zehn Jahren harter, anstrengender Arbeit waren wir nicht nur arm, sondern wir hatten obendrein viele Schulden. Unsere Farm war mit Hypotheken belastet. Soviel wir uns auch bemühten, wir schafften es nicht einmal, die Hypothekenzinsen zu bezahlen. Die Leute von der Bank beschimpften und beleidigten meinen Vater und drohten ihm, die Farm versteigern zu lassen. Mein Vater war damals 47 Jahre alt. Mehr als dreißig Jahre harter Arbeit hatten ihm nichts eingebracht als Schulden und Demütigungen. Es war mehr, als er ertragen konnte. Er rieb sich auf, seine Gesundheit wurde immer schlechter. Er hatte keine Lust mehr, etwas zu essen. Trotz der harten körperlichen Arbeit auf den Feldern musste er ein appetitanregendes Medikament nehmen. Er verlor an Gewicht. Der Arzt eröffnete meiner Mutter, dass er innerhalb von sechs Monaten sterben würde. Mein Vater machte sich so viele Sorgen, dass er nicht mehr länger leben wollte. Meine Mutter sagte oft, wenn mein Vater hinaus in den Stall ging, um die Pferde zu füttern und die Kühe zu melken, und er nicht rechtzeitig zurückkam, dass sie dann Angst hatte, er könnte sich an einem Balken erhängt haben. Als er einmal von Maryville, wo ihm der Bankdirektor mit der Kündigung der Hypothek gedroht hatte, nach Hause fuhr, hielt er die Pferde auf der Brücke über dem Fluss an, stieg vom Wagen und starrte ins Wasser. Lange Zeit kämpfte er mit sich, ob er hineinspringen und allem ein Ende bereiten sollte.
    Jahre später erzählte mir mein Vater, dass er nur wegen des unerschütterlichen Glaubens meiner Mutter nicht hineingesprungen sei. Meine Mutter war nämlich tief und fest und voll Heiterkeit davon überzeugt, dass alles gut werden würde, wenn wir nur an Gott glaubten und seine Gebote hielten. Und am Ende wurde tatsächlich alles gut. Mein Vater lebte noch 42 glückliche Jahre länger und starb mit 89 Jahren.
    Während der vielen harten und sorgenvollen Jahre machte sich meine Mutter niemals Sorgen. Sie hatte keine Angst. Sie kam mit allen Schwierigkeiten zu Gott und betete. Jeden Abend, vor dem Zubettgehen, las meine Mutter ein Kapitel aus der Bibel vor. Häufig las meine Mutter oder mein Vater diese tröstenden Worte von Jesus: «In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen … Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten … auf dass ihr seid, wo ich bin.» Dann knieten wir uns in jenem einsamen Farmhaus in Missouri vor unsere Stühle und beteten, dass uns Gott seine Liebe und seinen Schutz schenken möge.
    Als William James Philosophieprofessor in Harvard war, sagte er: «Natürlich ist der Glaube an Gott das allerbeste Heilmittel für alle Sorgen.»
    Man muss nicht in Harvard studiert haben, um dies zu erkennen.
    Meine Mutter fand das von allein auf einer Farm in Missouri heraus. Weder Hochwasser noch Schulden, noch Unglücksfälle – nichts konnte ihrem glücklichen Gemüt, ihrer strahlenden Lebenskraft etwas anhaben. Sie sang gern bei der Arbeit. Ich höre sie immer noch:
    Friede, Friede, herrlicher Friede,
    Der herabströmt vom Vater dort oben.
    Überschwemme meine Seele immerdar
    mit der Liebe bodenlosen Wogen.
    Meine Mutter wollte, dass ich mein Leben der Glaubensarbeit widmete. Ich dachte ernsthaft daran, Missionar zu werden. Dann zog ich von zu Hause fort und ging aufs College, und allmählich, während die Jahre verstrichen, änderte ich mich. Ich studierte Biologie, Naturwissenschaften, Philosophie und vergleichende Religionswissenschaften. Ich las Bücher über die Entstehungsgeschichte der Bibel. Ich begann viele Aussagen in ihr in Frage zu stellen. Ich begann viele der engherzigen Lehren, die die Landpfarrer jener Zeit predigten, anzuzweifeln. Ich war unsicher und verwirrt. Wie Walt Whitman fühlte ich mich von «seltsamen, plötzlichen Fragen in mir bedrängt». Ich wusste nicht, was ich glauben sollte. Ich sah keinen Sinn im Leben. Ich hörte auf zu beten. Ich wurde Agnostiker. Ich glaubte, dass alles Leben plan- und ziellos sei. Ich glaubte, dass hinter dem Menschen genauso wenig ein göttlicher Wille stehe wie hinter den Dinosauriern, die vor zweihundert Millionen Jahren die Erde bevölkerten. Ich dachte, dass die menschliche Rasse eines Tages untergehen werde, genau wie die Dinosaurier. Die Naturwissenschaften lehrten, dass die Sonne sich abkühlte, und wenn ihre Temperatur auch nur um zehn Prozent fiel, würde alle Form von Leben auf der Erde aufhören zu existieren. Ich rümpfte die Nase über die Vorstellung eines gütigen

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