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Sorry, Ihr Hotel ist abgebrannt

Titel: Sorry, Ihr Hotel ist abgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Blinda
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sei schon ein Junge einer Hyäne zum Opfer gefallen.
    Mit sinkendem Entdeckermut entfachten wir an der Grillstelle ein Feuer. Aufregend war das mit der grenzen- und gitterlosen afrikanischen Natur ja schon, aber: Hatten wir im Zoo je innerhalb des Löwengeheges sitzen wollen? Einigermaßen zeitig klappten wir unsere Dachzelte auf, denn – so der Reiseführer – nach Einbruch der Dunkelheit sollte man »nicht unnötig herumlaufen«, und es war sehr dunkel. Der Gang zu Toilette und Dusche war uns allerdings verwehrt. Die fetten und nicht zu verscheuchenden Paviane hockten zähnebleckend vor den Türen, die zum Schutz vor frechen Affen vergittert sind – doch was nützt das, wenn Pavian und Klobesucher gemeinsam davorstehen?
    Einer von uns, Jörg, schlug sich notgedrungen ins Gebüsch. Sekunden später ertönte ein kurzes »Oh«, ein Rascheln und ein schneller Rückzug folgten. »Mich haben plötzlich so schräggestellte, gelb leuchtende Augen angestarrt!«, sagte Jörg und verschwand über die Leiter im Dachzelt. Sollte das endlich unser lang gesuchter Löwe gewesen sein? »Es ist wie Geistergeschichten erzählen, als man klein war«, kommentierte Christian lakonisch aus seiner Zeltklappe, »mit nur einem kleinen Unterschied: Wir sind erwachsen, es ist sehr real, und es ist saugefährlich!« Manchmal können Gitter zwischen Wildnis und Mensch doch die Nerven schonen.
    In dieser Nacht hatten Löwe, Krokodil und Co. Besseres zu tun, als deutsche Großstädter zu drangsalieren – und »saugefährlich « war unsere Safari natürlich nicht, es war vielmehr tief beeindruckend, Afrikas wilde Tiere beobachten zu können. Überfallen wurden wir am Ende doch noch: von Menschen auf einem schwerbewachten Zeltplatz. Sie schlugen die Fensterscheiben unserer Jeeps ein, während wir auf deren Dächern schliefen, und klauten unsere Rucksäcke. Aber das ist eine andere Geschichte.
    Antje Blinda

 
    Kapitel 5
    Bahnfahren weltweit
Delirium im Indien-Express
    Wenn Züge zu spät kommen, es in den Abteilen zu heiß oder zu kalt ist und außerdem zu voll, dann wird geklagt, gejammert und gemeckert – zumindest in Deutschland. Dabei ist Bahnfahren hierzulande im Vergleich zu Flugzeug und Auto noch immer die zuverlässigste und bequemste Art des Reisens.
    In fremden Ländern sollte eine Zugreise, sofern es überhaupt Gleise und Züge gibt, sogar zum Pflichtprogramm für Touristen gehören. Denn ohne Straßenstress und Navi-Probleme ist sie eine wunderbare Art, Landschaften und Leute kennenzulernen. Wenn am Fenster Savannen, schneebedeckte Berge oder Reisfelder vorbeiziehen und im Schoß der Reiseführer liegt, ist Zeit für Muße, Zeit, über die Erlebnisse der vergangenen Tage zu sinnieren und die kommenden zu planen. Und Zeit für einen Plausch mit Mitreisenden, notfalls mit Händen und Füßen.
    Allerdings können Bahnfahrten auf anderen Kontinenten auch leicht zu echten Abenteuern werden – und die beginnen oft schon mit dem Fahrscheinkauf: In Indien etwa hilft nur vehementer Körpereinsatz, um ein Ticket zu ergattern, in Sri Lanka gehört auch mal ein einstündiger Plausch mit dem Bahnhofschef zum Erwerb dazu. Woanders verhilft einem gar nur ein ordentliches Bakschisch oder ein schlechter Deal auf dem Schwarzmarkt zur begehrten Fahrkarte.
    Auf Schienen, die in Afrika und Asien auf vielen Strecken noch aus Kolonialzeiten stammen, gleicht die Fahrt dann wahlweise einem Trab auf einem Pferderücken oder einer Schiffsreise auf stürmischer See. In Japan oder China dagegen erwarten den Bahnreisenden einige der schnellsten Züge der Welt, so ungewöhnliche Berufe wie »Zugstopfer« und Strecken bis in die Höhen des Himalajas. Fahrgästen der Tibetbahn stehen sogar Sauerstoffspender zur Verfügung, um der Höhenkrankheit vorzubeugen. In den USA versprühen die Amtrak-Züge noch ein gewisses Johnny-Cash- und Bruce-Springsteen-Flair.
    Eine überraschende Showeinlage erleben Peru-Reisende im Zug vom Machu Picchu nach Cusco. Bei ohrenbetäubender Discomusik legen Schaffner und Schaffnerin eine zackige Modenschau mit Alpakapullovern hin, die anschließend den Passagieren zum Kauf angeboten werden. Und in Burma reichen Händler an Bahnhofsstopps getrockneten Fisch durchs Fenster – der Snack baumelt dann bis zur Essenspause unverpackt am Garderobenhaken.
    Auch SPIEGEL-ONLINE-Leser haben ihre Erfahrungen auf internationalen Zugstrecken gemacht – wenn auch meist eher heimatnah, wie die folgenden Anekdoten zeigen.

    Auf der Rückreise von

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