Sorry, Ihr Hotel ist abgebrannt
Spanien hatte ich einen Platz in einem Liegewagen der französischen SNCF gebucht. Man konnte dort sogar einigermaßen schlafen, weshalb ich erst im Licht der ersten Dämmerung bemerkte, dass mit unserer Fahrtroute irgendetwas nicht stimmen konnte. Als ich aus meinem Fenster auf einen trübseligen französischen Bahnsteig hinausschaute, las ich zu meiner großen Überraschung, dass wir uns gerade in Saint-Dizier befanden, also auf direktem Weg nach Paris, nicht nach Straßburg, wo ich hinwollte.
Erst nach mehreren erfolglosen Anläufen zur Kontaktaufnahme erbarmte sich einer der Zugbegleiter und erwiderte auf meine Frage lapidar: »On s’est égaré.« (»Wir haben uns verfahren.«) Durch meinen Lachanfall ermutigt, erklärte er mir, dass mein Waggon in Dijon an den falschen Zug angekoppelt worden sei.
Jetzt sei man verzweifelt bemüht, uns wieder auf das rechte Gleis zu bringen. Anscheinend hatten mehrere einheimische Mitreisende nicht so verständnisvoll reagiert wie ich und dem Personal mit handfesten Konsequenzen gedroht für den Fall, dass wir den Anschlusszug der Deutschen Bahn in Straßburg verpassen sollten.
Doch dazu kam es nicht – trotz vier Stunden Verspätung. Der andere Zug hatte es geschafft, auf dem Weg vom Depot zum Bahnhof eine Kuh umzufahren. Die Räumungsarbeiten dauerten genauso lange wie unsere Geisterfahrt durch die französische Provinz. So konnten wir ohne lange Wartezeit unsere geplante Verbindung nutzen.
Andreas Herrmann, Reutlingen
Auf der Fahrt im amerikanischen Coast Starlight von Seattle nach Los Angeles wurde unser Zug wegen eines entgleisten Güterzuges auf der Hauptstrecke über die Sierra Nevada umgeleitet. Es gab einen Zwangsaufenthalt, da unser Zugführer mit der Strecke nicht vertraut war. Da wir auf einen ortskundigen Fahrer warten mussten, verbrachten wir die Nacht im Waggon auf einem Abstellgleis in der Nähe von Reno in Nevada.
Am nächsten Morgen, als wir endlich wieder fuhren, begrüßte uns der Zugchef mit den Worten: »Ladies and Gentlemen, nun die große Frage: Wo sind wir? Nun ja, ich habe keinen blassen Schimmer.« Glücklicherweise erreichte der Zug einige Stunden später wieder die Hauptstrecke.
Claus von Horstig, München
Abends bei Dunkelheit im ICE von Frankfurt nach Paris, auf halber Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim: Ich saß mit mehreren Fahrgästen im vordersten Abteil direkt hinter der verglasten Lokführerkabine, in der man dem Zugführer bei der Arbeit zuschauen kann, und versuchte zu lesen. Doch sobald einer der Fahrgäste die Beleuchtung anschaltete, erlosch sie kurz darauf wieder. Das geschah etwa vier- oder fünfmal. Die Passagiere murmelten etwas von Wackelkontakt. Nachdem das Licht ein weiteres Mal von einem Fahrgast angeknipst worden war, legte der ICE plötzlich auf offener Strecke eine Vollbremsung hin. Die Glastür der Lokführerkabine wurde aufgerissen, und ein wütender Fahrer blaffte die Passagiere an: »Hören Sie endlich auf, das Licht immer wieder einzuschalten, wenn ich es ausgeschaltet habe. Das blendet mich nämlich, und ich kann so nicht weiterfahren!« Zack, Tür wieder zu. Der Zug fuhr nach ein paar Minuten weiter. Völlig konsterniert saßen die Fahrgäste schweigend bis Mannheim im Dunkeln und verzichteten nun auf ihre Lektüre.
Stefan Walter, Mannheim
Im Eurocity von Köln nach Amsterdam musste der niederländische Zugführer alle Ansagen in drei Sprachen machen. Das Deutsche kostete ihn dabei sehr viel Mühe. Nachdem er auf Niederländisch und Englisch mitgeteilt hatte, dass der Speisewagen wegen eines Stromausfalls außer Betrieb sei, informierte er mit folgender Durchsage die deutschsprachigen Fahrgäste: »Sehr geehrte Damen und Herren, ich muss Ihnen leider eine ernste Mitteilung machen. Im Speisewagen gab es einen schweren Unfall. Aber keine Sorge, wir werden durchkommen …« – lange Pause, irritierte bis entsetzte Gesichter bei den anwesenden Deutschen – »… mit der mobilen Minibar, wo du dich Getränke und Snacks kaufen kannst!«
Carsten Bauer, Kleve
Durchsage auf einer englischen Zugfahrt: »Ladies and Gentlemen, in Kürze erreichen wir Oxford. Allen Fahrgästen, die an Bord bleiben, verspreche ich eine wunderschöne Fahrt durch die Cotswolds. Passagiere, die uns in Oxford verlassen, bitte ich, Ali von der Dönerbude in der Cowley Road zu grüßen.«
Marek Hanusch, Hildesheim
In einem ICE von Frankfurt nach Paris kam kurz vor Kaiserslautern folgende Durchsage auf Deutsch: »Dieser Zug fährt
Weitere Kostenlose Bücher