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Sorry, Ihr Hotel ist abgebrannt

Titel: Sorry, Ihr Hotel ist abgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Blinda
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Geschwindigkeitsbegrenzung. Außerdem musste er meine Zugfahrt und das Taxi bis zum nächsten Hauptbahnhof bezahlen.
    Barbaros Gecer, Istanbul
    Thai-Ausbeuter trifft 68er-Gutmensch
    Mein skurrilstes Erlebnis mit einer Mitfahrgelegenheit hatte ich 1996 auf einer Fahrt von München nach Genf. Kurz nach der Abfahrt im Münchner Zentrum waren meine zwei deutschen Mitfahrer schon an der Münchner Freiheit (nach etwa einem Kilometer) in einen wilden Streit geraten. Beide wollten nach Zürich.
    Er war vom Typ abgewrackter Aussteiger aus reichem Elternhaus (»Scheißkapitalistenärzte«), der seit 15 Jahren in Thailand lebte. Unter anderem machte er mit dem Export von Lederjacken nach Deutschland seine Geschäfte.
    Sie – Typ abgehalfterter 68er-Gutmensch ohne Frontzähne (was sie nicht an einem nicht enden wollenden Wortschwall hinderte) – fragte ihn, wovon er denn sonst noch lebe. »Ich lass da so ’n paar Thais für mich in meiner Strandbar malochen.« Sie kreischte, dass man so über fremde Nationen »gerade mit unserer Vergangenheit« doch nicht reden dürfe. Darauf er: »Ey, du blöde Sau, halt die Fresse, sonst haue ich dir drauf.« Ich sah den Zeitpunkt gekommen, meine Autorität verbal wiederherzustellen, und mahnte die Streithähne zur Ruhe.
    Da ich neben den beiden noch einen tunesischen Studenten und dessen Mutter im Auto hatte, die aber kein Visum für Österreich besaß (es war noch Schengen-freie Zeit), konnten wir nicht die übliche Route über Bregenz fahren, sondern mussten die Fähre in Meersburg nehmen, um österreichisches Staatsgebiet zu vermeiden. Es herrschte eine ruhige, aber gespannte Atmosphäre. Die Tunesier sprachen ohnehin nur arabisch oder französisch, die Deutsche hatte sich furchtsam in die Ecke der Rückbank gekauert, der Thai-Ausbeuter döste auf dem Beifahrersitz.
    Damals war der Sprit in Deutschland billiger als in der Schweiz, so dass ich kurz vor der Grenze noch einmal tankte. Als ich die Tankrechnung bezahlen wollte, stand der Deutsche vor mir und verlangte von der Verkäuferin eine »Kanne Bier«. »Was wollen Sie?« »Eine Kanne Bier! Wie blöd bist du denn?« Doch als er schließlich seine Bierdose bekam, schien er glücklich zu sein. Als ich zum Auto zurückkehrte, bot mir die Deutsche einen an einem Ast hängenden Apfel an. Woher sie den Zweig habe? Auf dem Grundstück neben der Tankstelle habe sie ihn von einem Baum abgerissen. Eva im Paradies muss überzeugender gewesen sein, schoss es mir durch den Kopf. Jedenfalls lehnte ich dankend ab.
    Ich versuchte nun, mit dem Auto so schnell wie möglich Land zu gewinnen. Die Fährenüberfahrt, auf der ich mich vom Auto und meinen Mitfahrern entfernen konnte, war eine wahre Erholung.
    Kurz vor Zürich fragte ich die beiden Deutschen, wo sie abgesetzt werden wollten. Er: Bahnhof. Sie: Schweigen. Als wir am Bahnhof hielten und ich den Kofferraum öffnete, um das Gepäck herauszunehmen, nahm sie mich beiseite und sagte: »Setzen Sie mich bitte woanders ab, dieser Wahnsinnige bringt mich sonst hier noch um.« Ich setzte sie ein paar hundert Meter vom Bahnhof entfernt ab und bat sie um Zahlung. Sie: »Ach, ich habe gar kein Geld dabei, ich fahre ja zu Bekannten.« Seufzend gab ich ihr meine Adresse, damit sie mich in München kontaktieren konnte, um mir die 17 Mark zu zahlen.
    Eine Woche später erreichte mich – zurückgekehrt nach München – ein Brief mit einem 20-Mark-Schein. Ich war sehr überrascht – das Geld hatte ich längst abgeschrieben. Ich schickte ihr in einem Briefumschlag drei Eine-Mark-Briefmarken zurück. Einige Tage danach erreichte mich eine wütende Postkarte: Was mir einfalle, ihr einfach Geld zu schicken. Sie kenne mich nicht und sei nicht käuflich, ich solle sie also gefälligst nicht weiter belästigen. So endete diese denkwürdige Episode. Ich habe danach immer wieder Leute mitgenommen. Eine derartige Live-Comedy wurde mir leider nie wieder geboten.
    Gebhard Rehm, München
    400 Kilometer mit Geruchsbelästigung
    In Hamburg waren mir zwei Mitfahrer nach Düsseldorf vermittelt worden. Als ich sie direkt in der Zentrale abholte, standen mir zwei waschechte Tippelbrüder gegenüber. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen, aber ich ließ mir nichts anmerken. Und da die beiden sich deutlich Mühe gaben, diesen ersten Eindruck durch betont gutes Benehmen abzumildern, hakte ich den Fall im Geiste unter »Musst du halt jetzt durch« ab. Allerdings waren das 400 Kilometer unter erschwerten Bedingungen – wegen des

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