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Sorry, Ihr Hotel ist abgebrannt

Titel: Sorry, Ihr Hotel ist abgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Blinda
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endlich einsteige. »No luggage?«, wundert sich der Fahrer. »Luggage in the Pacific«, sage ich, obwohl mir eigentlich nicht zum Scherzen zumute ist, denn ich schwitze wie ein Eisbär in der Sahara. Ich bilde mir ein, dass die Mitfahrenden schon jetzt die Nase rümpfen, während ich mich bis zur Rückbank durchkämpfe. Die sollen mich mal in vier Tagen riechen.
    Im Internet erfahre ich, dass Passagiere in einem solchen Fall das Nötigste einkaufen können, die Kosten erstattet dann die Fluglinie. Im einzigen Supermarkt der Insel stehe ich wenig später vor einem Wühltisch voller geblümter Badeshorts in Orange und Lila und beschließe, dass eine kurze Hose vielleicht doch nicht zum »Nötigsten« gehört. Also kaufe ich eine Zahnbürste und Sonnencreme einer obskuren Marke namens »Daffodil Day«.
    In den folgenden Tagen finde ich heraus, wie vielseitig so eine Jeans ist: Ob auf dem Marktplatz oder in der Kirche, beim Wandern auf den Te Manga, den mit 653 Metern höchsten Berg der Insel, und sogar beim Schnorcheln im korallenreichen Meer – überall ist das treue Stück Stoff dabei, immer wieder sorgt es für irritierte Blicke. Im Wasser bilde ich mir ein, dass selbst die knallbunten Humuhumunukunukuapua’a- Fische diesmal besonders verdutzt aus dem Schuppenkleid glupschen. Vermutlich weiß schon bald ganz Rarotonga mit seinen paar tausend Einwohnern, dass ein Deutscher über die Insel vagabundiert, der sein Gepäck verloren hat.
    Der Vorteil tropischer Inseln ist, dass erst abends gewaschene und aufgehängte Socken und Unterhosen schon am nächsten Morgen trocken sind. Und dass man ein Funktionsshirt als Handtuch verwenden und zumindest tagsüber anschließend anziehen kann, ohne zu frieren. Der Nachteil tropischer Inseln besteht darin, dass man Socken am liebsten dreimal am Tag wechseln würde, wenn man in dicken Wanderschuhen herumstapft. Und dass man als Westeuropäer dringend eine gute Sonnencreme braucht. »Daffodil Day« fällt nicht in diese Kategorie, was ich daran merke, dass sich Nase und Ohren schichtweise aus meinem knallroten Gesicht verabschieden.
    Am vierten Tag nach der Ankunft erlebe ich den schlimmsten Sonnenbrand meines Lebens und ein freudiges Wiedersehen: Mein Gepäck liegt tatsächlich am Flughafen. Mehr als 15 Kilo wiegt der Rucksack. Ganz schön viel unnützes Zeug.
    Stephan Orth

 
    Kapitel 11
    Abenteuer Mitfahrzentrale
Raser, Gurus, Trinkgelage
    Auf der Rückbank des altersschwachen Kleinwagens ist es eng, links und rechts sitzen zwei korpulente Reisende, die sich zum Zeitvertreib gegenseitig arabische Klingeltöne vorspielen. Irgendwann wird es dem Fahrer zu bunt, und er dreht die ukrainische Rockmusik im Autoradio auf volle Lautstärke. Von nun an missachtet er jegliche Geschwindigkeitsbegrenzung und manche rote Ampel, um schneller ans Ziel und raus aus diesem kakophonischen Lärmmix zu kommen.
    Wer regelmäßig per Mitfahrzentrale reist, kennt diese Situationen, in denen man am liebsten sofort aussteigen würde. In denen einem klar wird, dass man beim Zufallsroulette der möglichen Mitfahrer-Konstellationen diesmal Pech gehabt hat. Jede Fahrt ist anders, jedes Mal entscheidet die Zusammenstellung der Insassen aufs Neue darüber, ob die Stunden auf den Straßen interessant oder langweilig, vergnüglich oder gar gefährlich werden.
    Zwischen Berlin und Düsseldorf soll es zum Beispiel einen weißen Lieferwagen geben, der bis zu zehn im Internet angeworbene Mitfahrer auf einer Matratze im Stauraum transportiert. Und bislang ebenso wenig von der Polizei erwischt wurde wie der Drogenhändler, der im Handschuhfach seines völlig überladenen Opel Corsa diverse illegale Pülverchen in Briefumschlägen transportiert und lauthals per Handy seine Geschäfte abwickelt – obwohl die Passagiere jedes Wort mitkriegen.
    Das ist immer noch weniger unangenehm als der Discobesucher am Steuer, der damit prahlt, die Nacht durchgemacht zu haben, und anschließend mehrfach per Warnruf oder Schulterzupfen aus dem Sekundenschlaf geholt werden muss. Auch SPIEGEL-ONLINE-Leser haben Unglaubliches erlebt – hier eine Auswahl der besten Anekdoten.

    Trinkgelage im VW-Bus
    Ich bin etwa fünf Jahre lang immer wieder die Strecke München-Dortmund gefahren und habe fast nur positive Mitfahrzentralen-Erfahrungen gemacht. Zwei weniger angenehme Fahrten werde ich jedoch nie vergessen.
    Einmal fuhr ich zwei junge Frauen, die bereits am Treffpunkt stark alkoholisiert waren. Während der Fahrt wurde fleißig

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