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Sorry

Titel: Sorry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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oder so ähnlich. Ein Hingucker. Der Text ist wortwörtlich so, wie Tamara ihn in der Nacht aufgeschrieben hat. Er verkörpert die Idee von Kris voll und ganz.
     
    SORRY
     
    WIR SORGEN DAFÜR ,
DASS IHNEN NICHTS MEHR PEINLICH IST .
FEHLTRITTE , MISSVERSTÄNDNISSE
KÜNDIGUNGEN , STREIT & FEHLER .
    WIR WISSEN , WAS SIE SAGEN SOLLTEN .
WIR SAGEN , WAS SIE HÖREN WOLLEN .
PROFESSIONELL & DISKRET .
     
    Unter der Anzeige befindet sich keine Homepage- oder Mail-Adresse. Sie haben einstimmig dagegen entschieden. Frauke hat nur Kris’ Festnetznummer eintragen lassen. Es ist ein Gag. Sie wollen sehen, wer sich meldet, ob jemand sich meldet und was er zu sagen hat.
    Am ersten Tag geschieht nichts.
    Am zweiten Tag geschieht nichts.
    Am dritten Tag haben sie vier Anrufer.
    Bis zum Wochenende sind es neunzehn.
    Ohne zu begreifen, wie es möglich ist, sind sie im Geschäft.

TEIL II

danach
    Das Klacken des Zapfhahns weckt mich. Ich stehe vorgebeugt neben dem Wagen, Arme auf dem Dach. Ich muß eingeschlafen sein. Meine Waden zittern, es ist ein Wunder, daß ich nicht umgefallen bin.
    Ich betrete den Tankstellenshop und ziehe mir an einem Automaten Kaffee. Es ist elf Uhr früh, es ist der zweite Tag, und ich fühle mich wie eine Kugel, die in einem Flipper laut lärmend von einer Bande zur anderen gestoßen wird und nie zur Ruhe kommt. Vor einer Stunde bin ich an München vorbeigefahren und habe Kurs auf Nürnberg genommen. Ich denke von einer Stadt zur nächsten. Ich weiß nicht, wohin ich nach Nürnberg fahren werde. Nur Berlin kommt nicht in Frage, das restliche Deutschland gehört mir. Sobald ich die erste Ausfahrt sehe, werde ich den Blinker setzen und mir ein Ziel suchen. Das Leben kann sich auf die elementarsten Dinge reduzieren. Tanken, trinken, schlafen, essen, pinkeln und fahren. Immer wieder fahren.
    – Sonst noch einen Wunsch?
    Sie hat eine Wimper auf ihrer Wange. Ich sage es ihr. Sie lacht und wischt die Wimper weg. Sie hätte sich was wünschen können, aber sie sieht nicht aus wie jemand, der an Wünsche glaubt. Sie reicht mir das Wechselgeld. Ich sehe nach draußen. Ein Mann in blauer Latzhose und mit einem Eimer in der Hand bleibt vor meinem Wagen stehen. Er setzt den Eimer ab und beginnt, meine Windschutzscheibe zu putzen.
    – Halt, Ihr Kaffee!
    Ich bin schon auf dem Weg nach draußen und drehe mich um. Die Kassiererin hält meinen Becher hoch. Ich hole mir den Kaffee und bedanke mich. Als ich den Tankstellenshop verlasse, ist der Mann mit der Windschutzscheibe fertig und auf dem Weg zum Rückfenster.
    – Nicht! rufe ich.
    – Ist umsonst, sagt der Mann und setzt den Eimer auf den Boden.
    – Trotzdem ...
    Ich stelle den Kaffee aufs Autodach, krame Kleingeld aus der Hosentasche und drücke ihm zwei Euro in die Hand.
    – Nichts für ungut, sage ich und warte, bis er geht. Danach steige ich in den Wagen und fahre los. Fünfzig Meter von der Tankstelle entfernt halte ich auf dem Parkplatz. Meine Hände zittern. Ich schaue in den Rückspiegel. Das Fenster hinten ist braun, ich habe den Kaffee auf dem Autodach vergessen. Ich lache los. Ich sitze einige Minuten einfach nur im Wagen und versuche, mich zu beruhigen. Die Hände zittern, und obwohl ich eben auf der Toilette war, verspüre ich einen Druck auf der Blase.
    – Alles wird gut, sage ich und nicke mir im Spiegel zu, bevor ich aussteige, um den Kaffee vom Rückfenster zu wischen.
    – Alles wird gut, wiederhole ich, lege dabei eine Hand auf die Heckklappe und genieße die Stille darunter.

davor
TAMARA
    – Tamara, ich finde das nicht witzig.
    – Es ist eine Überraschung.
    – Ich hasse Überraschungen. Es ist viel zu kalt für Überraschungen.
    – Nimm doch die Decke.
    – Du denkst, die Decke hilft? Aus was ist die überhaupt gemacht? Das ist doch keine Wolle. Das ist Stacheldraht!
    Der Tag ist grau und wolkenverhangen. Tamara hat ihre Schwester vom Anlegesteg an der Ronnebypromenade abgeholt. Erst als sie hinter ihr aufgetaucht war, hat Astrid sie bemerkt und sich vor Schreck ans Herz gegriffen.
    – Ich dachte, du holst mich ab?
    – Ich hole dich ab.
    – Tammi, wir haben Winter, und das ist ein verdammtes Ruderboot!
    Tamara hat auf die Bank gegenüber gezeigt. Eine Decke und ein Sitzkissen lagen bereit.
    – Komm schon, hat Tamara gesagt und auf das Kissen geklopft. Steig ein, bevor dein Make-up zerläuft.
    – Mein Make-up wird nicht zerlaufen, dafür ist es viel zu kalt, falls du das noch nicht mitbekommen hast, hat Astrid erwidert und ist in

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