Sorry
Freunde und sagt:
– Was macht ihr da?
Kris spürt erst jetzt, daß er mit seinen bloßen Füßen in einer Pfütze steht.
– Da liegen Blumen im Garten, sagt Tamara.
Frauke stellt sich zu ihnen. Wolf macht ihr Platz. Tamara zeigt nach draußen.
– Siehst du?
Frauke braucht nicht so lange wie Tamara. Sie schaut von Wolf zu Kris, und für einen Moment denkt Kris panisch, daß sie seine Gedanken lesen kann.
Ich muß schnell an was anderes denken, ich muß - - -
– Ihr habt sie vergraben? sagt Frauke. Auf unserem Boden?
Es klingt zwar wie eine Frage, es ist aber eine Feststellung. Die Betonung liegt auf unserem Boden . Als wäre das der größte Affront und nicht die Tatsache, daß sie die Frau vergraben haben. Wolf zuckt mit den Schultern.
– Immer noch besser, als sie in den Keller zu legen. Dachten wir.
Frauke stößt Wolf mit beiden Händen vor die Brust. Er taumelt nach hinten.
– Sag mal, seid ihr pervers oder was?
– Ich kann das erklären, schaltet Kris sich dazwischen, ohne zu wissen, was er hier erklären will. Wolf sieht ihn überraschtan, und Kris denkt: Was soll ich schon erklären, Mann? Es ist ein wenig zu spät für die Geschichte, daß wir ein zweites Mal in den Wald gefahren sind, oder? Wolfs überraschtes Gesicht läßt Kris grinsen. Er spürt, wie die Hy sterie in ihm hochkommt. Wie kann ich jetzt grinsen? Seine Mundwinkel zucken, der Kopf schmerzt, er weiß nicht, was er zu ihrer Verteidigung sagen soll.
– Findest du das witzig? fragt Frauke.
– Nein, ich - - -
– Was grinst du dann so dämlich?
– Bitte, beruhige dich.
– Scheiße, ich bin ruhig.
– Wir können sie ja wieder rausholen, sagt Wolf lahm.
Frauke hat ihn wieder im Visier. Wieso kann Wolf nicht einfach die Klappe halten? denkt Kris und will dazwischengehen, doch dann kommt alles anders. Als hätte jemand den Stecker gezogen, läßt sie von Wolf ab und verläßt kommentarlos die Küche. Die Eingangstür knallt gegen die Wand und fällt mit einem Krachen wieder zu. Sie warten und sehen dann Frauke durch den Garten laufen. Sie ist barfuß, ihre Füße schimmern hell im Schlamm, als sie den gepflasterten Weg verläßt und quer über das Grundstück läuft. Sie trägt Slip und T-Shirt. Der Regen durchnäßt sie innerhalb von Sekunden. Es donnert, ein Blitz folgt träge hinterher. Frauke wird für einen Moment negativ.
– Ich hoffe, sie dreht nicht durch, sagt Wolf.
Frauke bleibt stehen. Die Blumen liegen zu ihren Füßen. Das Weiß ist dreckverschmiert, der Wind hat die Lilien wie Spielkarten aufgefächert. Frauke hockt sich hin und sammelt sie auf.
– Wie konntet ihr das nur tun? sagt Tamara.
– Ihr hättet es nie erfahren, sagt Wolf. Wir wollten euch erzählen, daß wir sie wieder in den Wald gebracht haben und - - -
– Ich rede von den Blumen, du Idiot, unterbricht ihn Tamara. Wie konntet ihr Blumen auf ihr Grab legen? So betrunken kann doch niemand sein.
– Wir waren das nicht, sagt Kris.
– Sicher, ihr habt sie ja auch nicht vergraben.
– Tamara, warte, wir waren das nicht, wiederholt Kris und wünscht sich, das alles wäre ein Film. Denn in einem Film würdensich die Hauptcharaktere überrascht anschauen, und dann würde die Kamera wieder den Garten zeigen, und dann gäbe es einen gnadenvollen Schnitt auf die nächste Szene, und Wolf würde nicht sagen:
– Vielleicht hat Meybach uns beobachtet und ist uns erst in den Wald und dann hierher gefolgt. Vielleicht liegen deswegen dort Blumen. Sie sind wie ...
– ... eine Visitenkarte? beendet Tamara den Satz für ihn.
Sie verstummen. Sie beobachten, wie Frauke die Lilien in die Mülltonne stopft. Als sie sich wieder auf den Weg zum Haus macht, wenden sie sich alle drei schnell vom Fenster ab, damit Frauke nicht denkt, sie hätten sie beobachtet.
Sie sitzen wieder am Tisch. Es ist wie in der Nacht zuvor, nur daß alle darauf warten, daß Frauke endlich spricht. Frauke ignoriert sie weiter. Der Regen tropft von ihren Haarspitzen, ihre Brüste sind deutlich durch das dünne T-Shirt zu sehen. Frauke nimmt sich Mineralwasser aus dem Kühlschrank und trinkt aus der Flasche, während sich zu ihren Füßen eine Pfütze bildet.
– Frauke? sagt Tamara schließlich.
Frauke stellt die Flasche wieder in den Kühlschrank. Als sie spricht, ist die Wut aus ihrer Stimme verschwunden, was die Situation viel bedrohlicher macht.
– Ich kenne euch nicht mehr, sagt Frauke. Ihr seid mir fremd. Ich will nicht wissen, war um ihr das getan habt. Mich
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