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Sorry

Titel: Sorry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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machten sie ihren Namen alle Ehre und raubten jede Bank aus, die ihnen in die Quere kam. Sie wichen den Kugeln aus, sprangen auf vorbeirasende Züge und trieben peitschend ihre Pferde an. Als sie in eine fiese Falle gerieten, versteckten sie sich vor der mexikanischen Polizei auf einem Baugelände in der Nähe des Sportplatzes. Sie wußten, daß sie hier keiner suchen würde.
    Es war Sonntag, kein Bauarbeiter ließ sich blicken, das Gelände gehörte ihnen allein. Es war auch der letzte Tag der Sommerferien, eine goldene Ära mußte verabschiedet werden. Die Jungen erkundeten die Baustelle und blieben vor einer Betonröhre stehen. Die Röhre wurde ihre Zuflucht, auch sie gehörte jetzt ihnen, denn sie waren die besten Freunde und teilten alles. Butch und Sundance eben. Sie wollten sich niemals trennen, sie hatten so viel vor, und auch dem Kugelhagel ihrer Feinde wollten sie gemeinsam entgegentreten. Gemeinsam. Du weißt noch genau, wie ihre Gesichter geleuchtet haben. Als würde ein Licht in ihren Köpfen sitzen, als wäre ihre Freundschaft eine ganz eigene Energie.
    Der eine setzte sich an das eine, der andere an das andere Ende der Röhre. Sie sprachen flüsternd miteinander, und der Hall trug ihre Stimmen und ließ sie unheimlich klingen.
    Wenn sie sich anschleichen, dann gib mir ein Zeichen.
    Klar, wird gemacht.
    Hast du noch genug Munition?
    Wenn mein Revolver leer ist, schmeiße ich mit Steinen.
    Butch, was können Steine schon anrichten?
    Wart’s ab, Sundance, wart’s nur ab.
    Der Regen kam unerwartet. Ohne Wolken, wie aus dem Nichts stürzte er herab. Ein Sommergewitter in Berlin war für die Jungen schon immer ein kleines Wunder gewesen. Für eine Weile schauten sie einfach nur in den Himmel und konnten es nicht glauben. Sie traten aus der Röhre, standen Schulter an Schulter und lachten. Der Regen ging flüsternd auf sie herunter. Die Kleidung schmiegte sich an ihre Körper wie ein Kokon, durch den ihre knochigen Gelenke hindurchschimmerten. Selbst jetzt, wenn du die Augen schließt, kannst du diesen warmen Regen spüren. Sommerregen. Unerwartet und mild und mittendrin zwei Jungen, die lachend ihre Arme in die Luft strecken.
    Irgendwann suchten sie wieder Schutz in der Röhre und setzten sich zusammen an das eine Ende. Sie drückten die Turnschuhe gegen die Innenwand und spuckten in den Regen hinaus. Sie waren so ahnungslos. Sie dachten, die Welt drehe sich nur ihretwegen.
    Butch hörte das Motorengeräusch als erster. Kurz darauf erklang das Schmatzen von Reifen im Schlamm. Ein Auto parkte am Bauzaun. Die Jungen duckten sich in der Röhre. Vielleicht war es jemand vom Sicherheitsdienst, vielleicht hatte man sie gesehen. Aber es war niemand vom Sicherheitsdienst. Ein Mann und eine Frau saßen im Wagen. Der Mann hatte eine Zigarette zwischen den Lippen, die Frau hatte den Spiegel heruntergeklappt und schminkte sich. Durch den strömenden Regen waren sie nur schemenhaft zu erkennen. Nach einer Weile stieg der Mann aus, stellte sich an den Zaun und pinkelte.
    Butch lachte los, als er das sah. Sein Lachen hallte in der Röhre wider, als würde jemand schnell und hastig klatschen. Sundance zischte ihm eine Warnung zu, und sie wichen tiefer in die Röhre zurück, doch es half nichts, Butch hatte sich nicht unter Kontrolle.
    – Na, wen haben wir denn da?
    Das Gesicht des Mannes war am Eingang aufgetaucht. Wie ein Mond, der durch die Wolkendecke bricht. Die Jungs rannten nicht davon. Sie waren so jung und naiv, daß sie dachten, der Mannkönnte ihnen nichts anhaben. Sie waren ja zu zweit. Außerdem hatte die Röhre noch ein anderes Ende. Die Jungs blieben in der Mitte, da waren sie sicher.
    – Wollt ihr nicht herauskommen? fragte der Mann.
    Sundance schüttelte den Kopf, Butch wäre am liebsten gerannt. Er bereute es, gelacht zu haben. Du erinnerst dich noch genau daran, wie seine Hände gegen die Innenseite der Röhre drückten. Als könnte er die Röhre aufbrechen und davonfliegen.
    – Nun kommt schon, sagte der Mann.
    Ein Klopfen ließ die Jungen zusammenschrecken. Sie drehten sich um. Ein zweiter Mond war aufgegangen. Das Gesicht der Frau schaute von der anderen Seite der Röhre zu ihnen herein.
    – Wen haben wir denn da? sagte die Frau, und Sundance dachte, wie komisch, daß die Frau genau dieselbe Frage stellt wie der Mann.
    – Komisch nicht, flüsterte er Butch zu.
    – Was denn? flüsterte Butch zurück.
    – Die beiden.
    – Zwei Welpen, sagte die Frau und verschwand wieder.
    Der Mann blieb, wo er

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